Kapitel 4

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Als Erwin am nächsten morgen die Augen öffnete, tauchte die aufgehende Sonne den Himmel bereits in ein warmes Orange.
Er blinzelte und streckte sich vorsichtig. Das Fenster stand noch immer offen. Die kühle morgenluft wehte ihm um die Nase.
Levi neben ihm regte sich ein wenig und zog Erwins Aufmerksamkeit somit auf sich. Der Kommandant blickte den schwarzhaarigen sanft an.
Wie friedlich der Hauptgefreite im Schlaf doch aussah. Sein schwarzes Haar war ihm in die Stirn gefallen und seine Lippen waren leicht geöffnet. Erwin schluckte schwer bei diesem Anblick. Wie sie sich wohl auf seinen anfühlten...?
Ihm wurde warm. Zu gern würde er sich jetzt in einen Menschen zurückverwandeln... Mit dem Daumen Levis Lippen nachfahren... Levi sanft durchs Haar streichen und-

Erwin Smith, reiß dich am Riemen.

Erwin schüttelte den Kopf um die wirren Gedanken abzuschütteln. Vorsichtig und sehr bemüht, den Hauptgefreiten nicht zu wecken, sprang er vom Bett. Nahezu lautlos landete er auf den Sonnenbefleckten Holzdielen. Er warf noch einen letzten Blick über die Schulter und betrachtete den schwarzhaarigen mit klopfendem Herzen. Es wurde Zeit für ihn, in sein eigenes Quartier zurückzukehren, um nicht unnötig Aufsehen zu erregen. So gern er auch bleiben würde... Er hatte Pflichten.
Leise tappste Erwin zum Fenster und sprang dann hinaus in den kühlen Morgen. Er landete geräuschlos im weichen Gras.
Der Wind strich ihm sanft durchs Fell und Erwin schloss für einen Moment die Augen. Es war still. Alle anderen schienen noch zu schlafen.

"Guten Morgen! Wie ich sehe hat unser Turteltäubchen ausgeschlafen~"
Erwin fuhr zusammen. Ein Stockwerk über sich erblickte er Zeke, der auf einer der Fensterbänke saß. "Zeke" grüßte er überrascht. Hatte der Händler ihn die ganze Zeit beobachtet? Ihm wurde warm.
"Es ist nicht sehr höflich, jemanden zu erschrecken" sagte Erwin und blickte zu ihm auf. Zeke schnurrte amüsiert und glitt dann von Sims zu Sims zu ihm herab und landete neben ihm im Gras. "Entschuldige. Das war natürlich nicht meine Absicht" er zuckte mit den Schnurrhaaren und setzte sich.
"Leute heimlich zu beobachten im übrigen auch nicht" meinte Erwin daraufhin ernst. Zeke stellte die Ohren auf. Er schwieg kurz. Für einen Moment war nur das rauschen des Windes in den Bäumen zu hören.
"Natürlich... Wie dumm von mir..." schnurrte Zeke dann. Erwin blickte ihn an. Irgendetwas an Zekes Auftreten hatte sich mit einem mal geändert...
"Aber sag mal, Erwin..." Zeke erhob sich geschmeidig und trat etwas näher. Er begann, Erwin langsam zu umkreisen.
Erwin stellte die Ohren auf. Er fühlte sich unwohl. Irgendwas an Zeke gab ihm plötzlich ein ungutes Gefühl. Er fühlte sich... Wie Beute.
"Wenn du den werten Hauptgefreiten so gern hast..." Zeke strich weiter um ihn herum und schnurrte. "... Wieso bleibst du dann nicht bei ihm...?"
Erwin versuchte, ihn im Auge zu behalten. "Worauf willst du hinaus, Zeke?" fragte er ernst. Zeke zuckte belustigt mit den Ohren. "Erwin... Ich bin ein Händler. Ich verkaufe Miamisu-Masken an Menschen... Aber ich verkaufe auch das genaue Gegenstück dazu..." er hatte die Stimme etwas gesenkt. Erwin erschauderte kurz. Sein Nackenfell stellte sich auf. "Das... Genaue Gegenstück?" fragte er vorsichtig. "Die meisten Menschen, die eine Miamisu-Maske kaufen, wollen bald gar nicht mehr damit aufhören, eine Katze zu sein..." Zeke blieb kurz stehen. "Sie lieben es. Keine Sorgen, keine Pflichten..." er ließ seinen Blick über Erwin gleiten. "Sie geben ihr menschliches Gesicht an mich ab... Und stellen es somit jemandem zur Verfügung, der es haben will... Ob nun einer Katze, die ein Mensch sein will... Oder vielleicht sogar einem anderen Menschen..."
Erwin blickte über die Schulter. Es war ihm ganz klar, was das heißen sollte. Und die Idee gefiel ihm nicht.
"Du willst mein menschliches Gesicht" sprach er ernst. Zeke schnurrte. "Ganz genau~" schon setzte er sich wieder in Bewegung. Erwin verengte die Augen.
"Überleg mal... Erwin... Als Kommandant des Aufklärungstrupps hättest du nie die Möglichkeit, deinem geliebten Hauptgefreiten so nahe zu kommen, wie du es gern hättest..." Etwas Eindringliches und Manipulatives lag nun in Zekes Stimme. Erwin spannte sich ein wenig an. Zeke blieb direkt neben ihm stehen. "Als Katze... Könntest du ihm jeden Tag nah sein... Zeit mit ihm verbringen... Dir seine Sorgen und Nöte anhören... Und du hättest keine Pflichten mehr...~" raunte er und blickte zu Levis Fenster. Das zog auch Erwins Blick dort hin. Der Hauptgefreite schlief noch immer friedlich.

Catnip [AoT: Eruri Fanfic] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt