Die Lust, welche die Sünde birgt - 1

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Damien warf die Tür seines Toyota zu und lief in Richtung Hauseingang. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, ummantelte ihn eine wohlige Wärme, obwohl die Wärme der Heizung in der Wohnung nicht ansatzweise, bis in das Treppenhaus reichte. Damien lief die Treppe hinauf, bis hin zur Wohnungstür und zog seine Schuhe aus, kaum das er die Tür erreicht hatte. Er stellte seine Schuhe zu den Übrigen Paaren am Schuhschrank und öffnete die Wohnungstür. 

"Bin wieder da!" rief er durch die Wohnung und lief geradewegs zu dem Schlafzimmer, welches ihm von der Familie Balkins freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden war, als er auf der Suche nach einem bezahlbaren Zimmer war. Damien arbeitete in einem Kaufhaus und da er mit seinen jungen neunzehn Jahren noch in der Ausbildung war, hatten seine Eltern ihm ein Zimmer besorgt und bezahlten nun die Untermiete dafür. Damien verstand sich gut mit Claire und Howard Balkins, den Mietern dieser Wohnung. Sie waren wirklich nette Leute, alle beide um die vierzig herum aber immer noch top in Form. Er hatte sich mit ihnen von Anfang an so gut verstanden, dass sie schon am zweiten Tag mit den Höflichkeiten aufgehört hatten und sich seitdem nur noch mit Vornamen ansprachen. Im Schlafzimmer angekommen, schälte sich Damien aus seiner Arbeitskluft und steckte sich selbst in eine bequemere Jogginghose und einen Pullover. Mit gemütlicher Kleidung an der Haut, ging er in Richtung Küche und stellte sich dort vor die Arbeitsfläche. er nahm sich eine Banane, eine Orange und einen Apfel aus der Obstschale und begann diese mit einem Messer zu zerschneiden. Alles zusammen warf er in den Küchenmixer, goss ein wenig Milch hinzu und startete diesen, um sich seinen täglichen Frucht-Smoothie zu pürieren. Als der Mixer seine Arbeit getan hatte, goss er sich den mehrfarbigen Brei in ein Glas und nahm einen großen Schluck davon. Sofort zuckte er zusammen, denn die Milch war viel zu kalt und bereitete ihm Hirnfrost. Er stellte sein Glas ab, rieb sich die Stirn und blikte auf die Küchenuhr an der Wand. Die Uhr zeigte 17:31 Uhr an und als Damien aus dem Fenster blickte sah er, dass die Sonne bereits in Begriff war unterzugehen. 

Als Damien mit halbvollem Smoothie Glas am Fenster stand, um den vorbeifahrenden Autos zuzuschauen, ohne dabei irgendetwas von dem zu verstehen was dort vor sich ging, erspähte er einen großen Wagen der UPS und einen kleinen, hageren Mann, der aus dem Türlosen Wagen mit einem kleinen Paket in der Hand ausstieg und in Richtung Tür lief. Damien stellte sein Glas wieder ab und leckte sich den übrigen Saft von den Lippen. Schnellen Schrittes ging er in Richtung Haustür und rief dabei, noch bevor es überhaupt geklingelt hatte: "Ich geh' schon!" Kaum hatte er die Tür erreicht, klingelte es auch schon und er riss die Tür auf, wie es ein kleines Kind machen würde, in der Hoffnung sein Vater wäre vom Zigaretten holen zurück gekommen. Mit leicht erschrockenem Blick, starrte ihn ein UPS Paketbote an und hielt ihm ein kleines, braunes Päckchen hin. Damien bedankte sich, wünschte dem Herrn noch einen schönen Tag und schlug die Tür wieder zu, noch bevor der Mann etwas darauf erwidern konnte. Es war Damiens Art, Menschen nicht ausreden zu lassen, wenn er sich auf etwas freute. So auch diesmal, freute er sich über seine angekommene Bestellung von einem Paar Stan Smith Adidas Schuhe, die er sich vor nicht einmal drei tagen bestellt hatte. Seine Verwunderung darüber, dass die Bestellung so schnell angekommen war, war berechtigt, denn als er auf das Paket schaute und den Empfänger sah, verschwand seine Vorfreude augenblicklich, da das Paket nicht für ihn bestimmt war. Der Name Howard Balkins, war auf dem weißen Zettel, der auf dem Paket klebte aufgedruckt. Es war ein Paket für seinen Mitbewohner Howard, der sich vermutlich wieder einmal teuren Alkohol bestellt hatte. Howard hatte ein Alkoholproblem, wollte es jedoch niemanden wissen lassen, weshalb er sich seine Plörre über das Internet zukommen lies, da dort die Wahrscheinlichkeit am geringsten war, dass seine Frau es mitbekam. 

Mit dem Paket unterm Arm und einem, nicht mehr ganz so breitem, Lächeln auf dem Gesicht, stieg Damien die Treppen erneut hoch und ging zurück in die Wohnung, um das Paket seinem rechtmäßigen Empfänger zu übergeben. In der Wohnung wieder angekommen, waren immer noch weder Howard, noch Claire zu sehen. Vermutlich waren sie im Wohnzimmer, welches sich am anderen Ende des Flurs befand, was erklären würde, warum Damien niemanden antraf. Er ging wieder in die Küche und stellte das Paket auf den Küchentisch. Er nahm sich sein halbvolles Smoothie Glas zur Hand und leerte es mit einem letzten Zug. Der Smoothie war nicht mehr so kalt wie vorher und bereitete ihm keinen Hirnfrost mehr. Er stellte das Glas in die Spülmaschine und griff sich das Paket wieder. Er lief aus der Küche heraus in den Flur und ging vorsichtig diesen entlang. Das Wohnzimmer befand sich am anderen Ende des Flurs und führte am Badezimmer und den zwei Schlafzimmern vorbei. Im Wohnzimmer angekommen, konnte er jedoch auch dort, weder Howard, noch Claire vorfinden. Es war alles wie es immer war. Das Fenster stand offen und ließ frische Luft herein, die alten Erinnerungsfotos zierten die Holzschränke an der Wand, der Fernseher war ausgeschalten und die Bücher im Regal waren unberührt. Damien nutzte den Augenblick, um sich im Wohnzimmer etwas genauer umzuschauen. Seitdem er bei den Balkins eingezogen war, hatte er sich nie wirklich im Wohnzimmer umgeschaut, was daran lag, dass er die meiste Zeit im Schlafzimmer verbrachte und dieses auch nur verließ, um sich etwas zu essen zu holen, oder um die Toilette aufzusuchen.

Er beließ alles sich im Zimmer befindliche wie es war und beschloss zurück in die Küche zu gehen, sich etwas zu essen zu machen. Howard oder seine Frau, würden schon früh genug auftauchen und das Paket annehmen, das Damien freundlicherweise angenommen hatte. Er ging den Flur entlang, zurück zu der Küche, aus der er gekommen war, an den Schlafzimmern vorbei. Als er jedoch das zweite Schlafzimmer passieren wollte, jenes in dem sich Howard und Claire ein Bett teilten, blieb er stehen und hielt die Luft an, denn er hatte einige seltsame Geräusche aus diesem vernommen.

Die Lust, welche die Sünde birgtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt