6.

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Mit diesen Worten stieß sie den Bademantel mit den Fuß beiseite und näherte sich Damien. Dieser leistete keinerlei widerstand, sondern beobachtete nur schweigend, was die abgöttische Schönheit, die vor ihm stand, vor hatte. Claire stieß Damien sanft mit einer Hand nach hinten, sodass dieser mit dem Rücken auf dem Bett lag. Damien kletterte mit seinem gesamten Körper aufs Bett und legte sich gerade darauf. Claire stieg zu ihm aufs Bett und setzte sich auf ihn. Sie beugte sich nach vorne und griff seinen Kopf. Sie senkte den ihren und küsste Damien innig. Damien erstarrte vor lauter Ekstase. Es war nicht sein erster Kuss, jedoch hatten sich die Paar, die er davor mit seinen Ferien-Beziehungen gehabt hatte, nicht im Ansatz so lebendig, so gut, so erregend angefühlt. Er hatte, wenn überhaupt, mit Mädchen zu tun gehabt. Es waren unerfahrene Geschöpfe, die keinerlei Ahnung vom Küssen, geschweige denn von Sex hatten. Sie hatten Sex, zwar nie mit Damien, aber sie hatten Sex; häufig und viel davon. Mit ihm hatten sie sich nie auf solche Dinge eingelassen und Damien war im Nachhinein froh darüber gewesen. Die paar Mädchen mit denen er etwas gehabt hatte waren nichts weiter als Mädchen in seinem Alter gewesen. Was er nun vor sich hatte, war kein Mädchen, es war eine Frau. Sie wusste was sie tat, verurteilte ihn nicht, leitete ihn. Sie war erfahren, hatte mehr Ahnung als er. Der Kuss war der Zweite in seinem leben, durch den er eine wahrhaftige Erektion bekam. Er konnte förmlich spüren, wie das Blut aus seinem unfassbar schnell schlagenden Herzen, direkt durch seine Venen in sein erigiertes Glied floss. Die Zunge von Claire umspielte sanft die von Damien und ohne das er es wirklich realisierte, fügte er sich dem ganzen und stimmte mit ein. Ihre warmen, feuchten Zungen verschlangen sich miteinander und bildeten dabei eine in sich verschlungene Schlange, chaotisch in sich selbst verwirrt, und dennoch elegant, wie sie sich geschmeidig in sich schlängelt, keinen Ausweg findend. Der Speichel floss aus ihren Mundhöhlen und tränkte die des anderen mit einem Saft, bestehend aus purer Lust. Es war nichts als sündhaftes Verlangen, dass die Beiden miteinander austauschten, und doch verspürten sie dabei eine Lust aufeinander, wie sie sie noch nie zuvor gespürt hatten. Es war die Lust an der Sünde, die die Beiden dazu antrieb weiterzumachen, nicht aufzuhören. Es war die Wärme, die ihre Körper miteinander austauschten, die ihnen den nötigen Antrieb gab durchzuhalten in diesem erotischen Zungenspiel, direkt aus den lüsternsten Tiefen der Hölle kommend, erlernt von den ehemaligen Bewohnern der gottlosen Stadt der Lüste, verboten durch Gott und sein Himmlisches Herr persönlich; und dennoch taten die beiden es. Sie taten es, als würde nicht einmal der Herr im Himmel zu ihnen herab schauen, um sie für die sündhaften Untaten zu bestrafen.

Damien lag auf dem Bett und wie von selbst, schlossen sich seine Arme um ihren Körper, wie von selbst vergruben sich seine Finger in ihrem Rücken und hinterließen dort zarte Abdrücke der Lust. Damien schloss die Augen und versank immer tiefer in seiner Welt der Träume. Es war Claire, als seine Göttin, die ihn an ihren Thron heran bat, um ihn persönlich für seine vollbrachten Leistungen zu segnen. Sie war dort, auf dem Thron. Sie war nackt und wollte ihn, sie wollte ihn und niemand anderen sonst auf der Welt. Sie stieg von ihrem Thron herab und auf einmal verschwamm die Welt um die Beiden herum. Die große Burg, in der sie sich befanden, zerfiel in ihre Grundmauern und hinterließ einen Haufen von Steinen und Geröll. All der Schutt schmolz und sickerte in den Boden ein, zerfloss zu Wasser, das die Flüsse der prachtvollen Landschaft füllte, vom Licht der ewigen Sonne bestrahlt wurde, das Licht brach und es in einem kristallklaren, aquamarinblau erstrahlen ließ. Er fühlte auf einmal das feuchte Moos unter seinen Füßen und hörte den leichten Wind in den prunkvoll geschmückten Kronen der Bäume rascheln, die sich im Wind bogen, als würden sie sich vor Damien verneigen. Er sah sich selbst an einem prächtigen Baum stehen, der einen Schatten vor ihn warf. Es waren Schmetterlinge, die über die vor ihm liegende Wiese flogen und sich auf den weißen und roten Blumen niederließen, die sich auf der kleinen Lichtung wiederfanden und Damien einen Weg bahnten. Die Vögel am Himmel zwitscherten und sangen dabei das Lied, der Liebe, welches Damien nun in seinem meditativen Zustand verstehen und in voller Gänze genießen konnte. Urplötzlich verschleierte die Sonne ihr Gesicht am Himmel und gebot ihren Gefährten es ihr gleich zu tun. Die Vögel flogen davon und spielten zum Abschied ihr letztes Lied über den Bäumen, die sich schützend um die Lichtung herum begaben, und ihr Klang verstummte langsam am Horizont und ging von dannen, Hand in Hand mit den letzten Blicken der sich niederlegenden Sonne. 

Die Lust, welche die Sünde birgtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt