Prolog ♬ Wut

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【 T A Y L O R 】


Ich war wütend.

Unglaublich wütend.

So sehr, dass ich jeden Augenblick in Flammen aufgehen könnte. Ich hatte das Gefühl völlig ohnmächtig zu sein, als würden die Wände näher rücken und ich jede Sekunde ersticken.

Der Geschmack auf meiner Zunge war bitter und das Gefühl von Verrat, Abneigung, aber auch Neid und Fassungslosigkeit kroch wie Gift durch meine Adern.

„Das hat sie nicht getan!", hauchte ich, unfähig mich zu bewegen.

Ich befand mich in einem der zahlreichen Aufnahmestudios von Big Machine Records. Hier hatte ich meine ersten Alben aufgenommen.

Eigentlich wollte ich nur mit George, meinen liebsten Produzenten, über mein nicht vorhandenes neues Album sprechen. Doch er sagte mir ab als ich das Studio schon betreten hatte. 

Zuerst seufzte ich nur tief, schließlich entdeckte ich, dass jemand die Technik in einem der zahlreichen Tonstudios angelassen hatte. Ich wandte mich dem Rechner zu und wollte das Mischpult herunterfahren lassen.

Aber dann sah ich, welches Album geöffnet worden war.

Selenas. Das Album meiner besten Freundin.

Der Blick auf die Titel zog mir den Boden unter den Füßen weg.

Sie hatte meine Songs aufgenommen.

Zutiefst schockiert ließ ich die Lieder spielen und hörte, wie sie meine Zeilen sang. Zeilen, die Big Machine Records gehörten, weil ich damals mit achtzehn dumm und naiv nicht auf die Rechte meiner Arbeit achtete.

Selena wusste, wie sehr ich darunter litt, dass mir die Musik nicht mehr gehörte und ich alles versuchte, um die Rechte zurückzubekommen.

Bevor ich richtig darüber nachdachte, bewegte sich meine rechte Hand von selbst und plötzlich sorgte ich mit wenigen Klicks dafür, dass die komplette Arbeit gelöscht war.

Richtig. Unwiderrufbar weg.

Als hätte es sie nie gegeben.

Scheiße.

Ich hatte mich strafbar gemacht. 

Erstickt schnappte ich nach Luft und verließ eilig den Raum. Mein Herz pumpte so heftig, als würde es jeden Moment explodieren. In meinem Kopf raste es und ich betete mir selbst vor: Niemand hatte mich gesehen. Keiner käme auf die Idee, dass ich die Arbeit zerstörte. 

Wie von selbst bewegten sich hastig meine Beine und ich verließ das Studio. Noch im Fahrstuhl hatte ich schweißnasse Hände und sah mein erhitztes und konfuses Spiegelbild in den Türen. Die Wände rückten näher und bevor ich eine Panikattacke bekam, atmete ich angestrengt ein und aus.

Dann stürmte ich in die Freiheit.

Eine Freiheit, die schon lange nur noch eine Illusion war.



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Dirty DealWo Geschichten leben. Entdecke jetzt