"Gebrochen"

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Zurück bei den anderen angekommen, setze ich mich neben Nayeli, welche mich lächelnd anschaut.

"Hey" sagt sie. "Hast du mein Bruder gefunden ?"

In dem Moment, in dem ich antworten möchte, tritt Kaden aus der Toilette. Er schaut mich an, ehe er in seine Seitentasche greift und Zigaretten raus holt. Dann geht er Richtung Ausgang. Als er aus meiner Sichtweise ist, bemerke ich die Blick paar Mädchen, dessen Gesicht ich heute noch gar nicht gesehen habe. Sie müssen neu dazu gekommen sein.

Ich möchte ihn fürs erste nicht hinter her laufen.
"Und du bist ?"fragt eine spöttische Stimme. Ich wende mein Blick von der Tür ab und sehe Natalie. Eine Studentin, die das selbe College besucht wie ich.

Na toll !

Natalie ist wie dieses überzogene, zickige chihuahua, das dich anfaucht sobald du in dessen Revier trittst. Zudem wie viele andere auch, sehr an Kaden und dessen Freunde interessiert. Und darauf aus, alles und jeden aus den Weg zu räumen, um den Namen Deville, Lombardozzi, Callister und Kenzis aller ehre zu machen und eines dieser Namen selber als Nachnamen zu tragen.

Diese Namen bedeuten wegen den verschiedensten Gründen, Ansehen und Ruhm und sind die reinste Goldgrube. Für Mädchen wie Natalie perfekt, für mich, ein Grund sie nicht zu mögen.

Ich schaue sie nicht einmal an und lehne mich stattdessen zurück. "Hälst du dich etwa für was besseres ?!"

Ich antworte erneut nicht, schließe stattdessen meine Augen und lasse mir Kadens und meine Konversation durch den Kopf gehen. Dabei pocht mein Kopf unangenehm. 

"Fuck, Kaden was soll der Scheiß, Drogen ?!" 

Er wischte sich nur unbeeindruckt mit seinem Ärmel über die Nase.

Was interessiert dich das ? Dein Ziel ist es doch nur mich zu verführen, wofür überhaupt ?"

Dabei wirkte er so klar, als hab er gerade gar keine Drogen konsumiert. 

"Du willst an mein Geld, nicht wahr Mel ?"

Vor Unglauben blieb mir nur der Mund offen. Es waren Worte die ich aus Kadens Mund erwartet habe, aber als ich sie dann hörte wirkten sie nur noch fake, abgespielt und furchtbar. So als habe  er sie zig mal sagen müssen. Nur klang er nicht traurig, sondern spöttisch, als habe er sich diesen Ton antrainiert.

"Mel, oh Mel. Du bist wie jedes andere Weib auch. Machst mich auf dich aufmerksam, versuchst mich zu verführen und hoffst, dich bald Deville nennen zu können. Du willst Geld, nicht wahr ?" 

Daraufhin zog er aus seinem Portmonee ein Hunderterschein und kam auf mich zu. Bis er paar Zentimeter vor mir stehen blieb. 

"Nimm es, kleine schlampe. Und hey, diesmal musstest du nicht dafür Tanzen."

Er raunte diese Worte mit einer beunruhigenden Stille. Ich schaute ihm tief in die Augen. Seine Pupille war riesig. Da wurde mir klar, die Drogen redeten aus ihm. Wenn er wieder Clean ist, würde er es bitter bereuen. Er würde sich hierfür hassen, sich selbst verabscheuen. Deshalb und nur deshalb, verpasste ich ihm keine. Ich raunte mit genauso eine beunruhigenden Ruhe :

"behalte dein scheiß Geld, kleiner !"

"Mit Vergnügen, Aglaea !"

Ich habe nach wie vor keine Ahnung was Aglaea heißt, aber ich habe auch nicht vor es herauszufinden. 

Als Kaden geradeso vor mir stand und mit mir redete, als wäre ich Lilith ist mir klar geworden das Kaden tiefliegender Probleme hat. Probleme, die ihn zu Drogen verleiten. Und ich werde diesen Problem nur allzu gerne auf den Grund gehen. 

Nach unserem Streit stürmte ich aus der Toilette. "hey"

Eine schnipsende Hand erscheint vor mein Auge. "Ich rede mit dir." sagt eine empörte Natalie. "Lass es gefälligst sein und lass meine Freundin in Ruhe, Natalie !" schneidet Nayeli, Natalie das Wort, mit einer überraschend kalten Stimme ab. "Aber-"

"Widersprichst du mir etwa ?" fragt Nayeli leise, aber bedrohlich. Ich lasse mir es nicht anmerken, aber ihr eiskaltes Getue überrascht und beeindruckt mich gleichzeitig. Sie wirkt gerade viel eher wie Kadens Schwester, als das Gesprächige Mädchen in der Wohnung, es tat. 

Natalie beißt ihr Kiefer zusammen. "Natürlich nicht, süße." presst sie heraus. 

Danke  vermittle ich ihr durch mein Blick. "ich gehe raus." sage ich, ehe ich mich erhebe und Richtung Ausgang steuere. Dort sehe ich niemand geringeres an der Tür lehnen, als Malcom, welcher jemand zu beobachten scheint. Schnell wird mir klar, dass er Nayeli beobachtet. Und das mit sehr wachsamen Augen. Ein Schwarzhaariges Mädchen geht auf ihn zu und flüstert ihn etwas ins Ohr, weshalb er sich leicht zur ihr runter beugt. Als er wieder Abstand von ihr gewinnt mustert er sie argwöhnisch. Dann gleitet sein Blick erneut zu Nayeli, die just in diesem Moment zu ihm guckt. Dann macht sich ein teuflisches Grinsen auf seinem Gesicht breit, ehe er nickt und mit der Schwarzhaarigen Richtung Toilette verschwindet. 

Ich schaue zu Nayeli, doch auch sie ist verschwunden.

 Interessant...

Erst als ich vor dem Pub stehe und die Frische Luft mir entgegen peitscht, wird mir klar wie stickig es da drin ist. Meine Instinkte führen mich zur Gasse, direkt neben dem Pub und sehe dort die Silhouette eines großen Mannes an der Wand lehnen und Rauch in die Luft bläst. Ich stöckel auf ihn zu. "was willst du, Mel ?" fragt Kaden ehe ich auch nur ein Schritt auf ihn zugehen kann. "Eine Entschuldigung und vielleicht fordere ich mein Boss nicht dazu auf, dir für immer Hausverbot zu geben."

"blas mir ein und vielleicht denk ich darüber nach." 

"Ich merke schon, es bringt nichts. Au Revoir"

Ich mache mich gerade zurück auf dem Weg, da ertönt erneut seine Stimme. "hast du noch beide Eltern erhalten ?"

Ich drehe mich zu ihm um. "Was interessiert's dich ?"

Kaden antwortet nicht, stattdessen schluckt er schwer. "Heute ist der Todestag meiner Mutter und meiner Schwester"

Oh

"Ich habe die letzten Wochen damit verbracht sowohl mir, als auch den Menschen um mich herum das Leben schwer zu machen. Habe furchtbare Dinge getan und gesagt und mich einfach nur scheiße gefühlt. Also habe ich versucht mich selbst zu betäuben, habe versucht mich nicht mehr scheiße zu fühlen und als würde meine Kopf vor schlimmen Gedanken platzen."

Kaden lacht schnaubend und fährt sich Müde übers Gesicht. "Willst du mal was lustiges hören, Mel ? Ich habe meiner Mitbewohnerin gesagt, sie sei nichts Wert, da ihre Mutter sie verlasen hat."

Mein Herz verkrampft sich bei sein Worten.

"Dabei hat sie uns auch verlassen. Sie hat sich selbst umgebracht und unsere kleine Schwester gleich mit dazu."

Hätte ich etwas in der Hand gehabt, wäre es mir aus der Hand gefallen. Stattdessen kullert mir eine einzelne Träne über die Wange. Ich wische sie weg. Dann gehe ich mit langsamen schritten auf Kaden zu. Als ich vor ihm stehe schaut dieser auf mich herunter.

Seine Augen sind von Trauer gefüllt. Keine Träne, kein stummes flehen, nicht eimal ein 'bitte hilf mir'in ihn ist zu sehen. Und dennoch tue ich, was ich tue. Ich schließe meine Arme um ihn. Kaden steht stocksteif da, ehe er seine Arme zögernd auch um mich schließt. Sein Kopf vergräbt er in meiner Halsgrube, während mein Kopf auf seiner Brust verweilt. 

Ich habe mir vorgenommen Kaden zu zerstören, doch im Moment kann ich nicht anders als das, was er empfindet, nach zu empfinden und ihn zu verstehen. Kaden ist gebrochen. Nicht traurig, nicht traumatisiert. Gebrochen.

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2k BITCHEEEEEES ! WIR HABEN ES GESCHAFFT. VIELEN LIEBEN DANK !










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