𝟐𝟐|𝐧𝐲𝐤𝐭𝐨𝐬

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K A P I T E L 22

k i l l i a n

Wir befanden uns im Keller des Rudelhauses. Neben den vielen Zellen gab es hier auch zahlreiche Vernehmungsräume. In einem von diesen saßen wir nun, Joshua Miller mit gefalteten Händen vor uns. Er pustete die Luft aus den Lungen und starrte dann zu Atlas. „Mrs. Watson ist schwanger?", fragte er und legte seine Zeigefinger an seine Lippen. Atlas nickte. „Sie müssen mir alle versichern das sie zu Hundertprozent ehrlich zu mir sind.", sagte er und musterte uns alle, damit uns klar wird, wie ernst die Lage war. Dann seufzte er. „Ist das Kind von Ihnen Atlas?" Auf seine Frage folgte für kurze Zeit schweigen. „Sie ist meine Mate."

Joshua stieß ein enttäuschtes Geräusch aus. „Das war keine Antwort auf meine Frage." Alle Blicke lagen auf Atlas, welcher in seinem Stuhl zusammensackte. In seinem kompletten Wesen lag schmerz. „Nein.", hauchte er so leise, dass ich mir sicher war das June es nicht hören konnte.

Als Antwort erhielt er ein Nicken, Joshua schien erleichtert zu sein. „George Watson steckt hinter den Entführungen der Mädchen. Bislang rechnen wir mit zweihundertzehn Mädchen, doch unser Team spekuliert, das es mehr sein könnten."

Mein Blick huschte zu June, welche wie erstarrt zu ihrem Cousin blickte. Ich konnte ihre Wut spüren. Ich hielt ihre Hand und strich mit meinem Finger über ihre Haut. „Was sollte er von den Mädchen wollen und was genau hat Stacy damit zu tun?", brach ich die angespannte Stille.

Er wollte gerade zu sprechen beginnen, da öffnete sich die Eisentüre und ein Mann trat herein und reichte ihm einen Zettel. Junes Cousin schaute ihn kurz an und nickte dann, „Wie ich bereits vermutet hatte.", murmelte er und wandte sich dann an mich.

„Alpha, welche Eigenschaften hat eine Luna?", fragte er. Verwirrt von der Frage zog ich die Augenbrauen zusammen und zuckte die Achseln. „Loyalität, Großzügigkeit, Engagement, Herzlichkeit...", er unterbrach mit in dem eine Hand hob und nickte.

„Ab wann sind diese Eigenschaften erkennbar?", fragte er weiter und spielte mit der Ecke seines Zettels.

„Eine Luna wird nicht zu einer Luna, sie ist es einfach. Diese Eigenschaften haben sie von Geburt an, wie wir Alphas." Er zeigte mit dem Zeigefinger auf mich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, als hätte ich einen wichtigen Punkt genannt.

„Könnt ihr euch vorstellen, wie einfach es ist Mädchen mit diesen Eigenschaften ausfindig zu machen? Watson musste nur ein paar Menschen bestechen und schon hatte er sie in seiner Gewalt."

„Aber was sollte er mit potenziellen Lunas wollen?", fragte nun June. Sie hatte ihre eine Hand auf Atlas Schulter gelegt, wollte ihm halt geben für das was nun kommen könnte.

Joshs Hand verschwand in seiner Hosentasche und er zog eine Kette heraus. Das Medaillon war geformt wie ein herumgedrehter Kegel, durch das dunkele Glas konnte man eine Flüssigkeit im inneren erahnen. „Kommt dir das bekannt vor Atlas?", dieser nickte. „Stacy hat auch so eine. Ein Erbstück ihrer Mutter, sie legt sie nie ab.", gestand er und beäugte das Schmuckstück kritisch.

„Was ist das für eine Flüssigkeit?", fragte ich, doch wurde von Joshs mahnender Hand unterbrochen. „Guckt was passiert!" befahl er und legte die Kette um seinen Hals.

Mein Blut gefror mir in den Adern als ich es wahrnahm. Atlas Körper neben June begann zu beben, er zitterte. Wieso genau wusste ich nicht. Was fühlte er? Wut? Angst? Trauer?

June rüttelte verwirrt an meinem Arm herum, gierig nach Antworten.

Ich schaute herüber zu Atlas, Tränen glitzerten in seinen Augen.

„Die Kette hat Joshs Geruch verändert, June. Er riecht wie eine ganz andere Person.", erklärte ich und umfasste ihre Hand fester.

Mit weit aufgerissenen Augen schaute June abwechselnd zu Atlas und dann zu mir. „Was heißt das?" fragte sie hauchend.

Ich brauchte nicht antworten, da Josh das für mich übernahm.

„Watson hat potenzielle Luna Anwärterinnen entführt und ihnen Blut entnommen. Die Ketten mit ihrem Duft hat er dann an die Töchter seiner Geschäftsleute verkauft. Er hat sich dadurch mehr Macht erhofft. Was ist denn schon attraktiver für ein paar reiche Gören als die Position einer Luna." Erklärte er und schaute unsicher zu Altas, welcher auf seinen Schoß starrte und still weinte.

Er wusste was das hieß, wir alle wussten es, doch trotzdem wollte es niemand aussprechen. „Was hat er mit den Mädchen gemacht?", fragte Atlas nach einer Weile krächzend. Josh seufzte. „Atlas, vielleicht solltest du dich erstmal beruhigen, ich glaube du kannst gerade nicht richtig denken. Du musst dich erstmal den Fakten klar werden-", er pausierte.

„-Stacy Watson ist nicht deine Mate, sie ist eine Betrügerin."

𝐧𝐲𝐤𝐭𝐨𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt