Der Morgen danach 2

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Joschka

Schöne Scheiße! 

Ich fuhr mir durch meine dichten Haare. 

Das Mädchen hatte gar nicht schnell genug die Flucht ergreifen können. Bestimmt hielt sie mich für einen Player und ein riesen Arschloch. 

Wunderbar! 

Wenigstens würde ich sie nie wieder sehen. So konnten wir beide das erlebte vergessen. 

Ich ließ meinen Blick durch mein Zimmer streifen. Mein Bett musste definitiv gemacht werden. Dann blieb mein Blick an meinem Schreibtischstuhl hängen. Och nö. Auf dem Stuhl lag eine helle Jeansjacke. Definitiv nicht meine. Sie musste wohl Valerie gehören. 

Mein Handy vibrierte. Ich schaute aufs Display. Jakob. 

„Hey, Alter. Was gibt's?", begrüßte ich ihn und drängte das Problem mit der Jacke in den Hinterkopf. 

‚,Kann ich rüberkommen? Habe eine Menge zu erzählen!", mein bester Freund klang hellauf begeistert. Was wohl in ihn gefahren war? Ich sagte ihm zu und war froh, wenn er mich ablenken könnte. 

Schnell machte ich das Bett und räumte in der Küche den ungetrunkenen Tee weg. Zum Glück war Laura nicht mehr anzutreffen. 

Wenig später klopfte Jakob, der im selben Flur wohnte wie ich. So hatten wir uns kennen gelernt. Wir umarmen uns kurz, dann gingen wir in mein Zimmer. Ich setzte mich auf mein frisch gemachtes Bett. Jakob zog sich den Schreibtischstuhl zu sich ran. Stoppte dann aber, als sein Blick auf die Jeansjacke fiel. Oh stimmt, da war ja noch was gewesen. 

Jakob sah mich vielsagend an. „Auch eine wilde Nacht gehabt? Wie hieß die Kleine noch Mal? Val?" 

Ich seufzte. „Die Nacht war nicht so wild gewesen, wie du vielleicht denkst. Sie war sturzbetrunken. Ist fast sofort eingeschlafen, als sie hier im Bett lag. Außer ein bisschen fummeln vorher, war also nichts Wildes gewesen. Außer du zählst den heutigen Morgen hinzu." 

Jakob hatte sich auf dem Sessel breit gemacht und lauschte gespannt. „Morgensex ist eh der beste Sex", entgegnete er. 

Ich lachte auf. „So ein Morgen war es nicht. Als ich aufwachte, war sie immer noch am schlafen. Also meine Taktik: Aufstehen und die Wohnung verlassen. Hat aber nicht geklappt. Als ich zurück kam, war sie immer noch da und konnte sich an nichts mehr erinnern. Wahrscheinlich kennt sie immer noch nicht meinen Namen." 

Jakob konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. „Ach, Mensch. Aber hey, Joschka ist aber auch ein bescheuerter Name", erwiderte er und erntete sofort einen meiner genervten Blicke. 

„Deine Nacht schien viel erfreulicher gewesen zu sein. Also raus damit!", sagte ich nach einer kurzen Stille. Jakob nickte begeistert. „Der. Beste. Sex. Ever. Wir haben kaum geschlafen, weil wir so geil aufeinander waren. Diese Kyra hat echt was drauf. Und beweglich ist die. Ein Traum." Jakob geriet ins Schwärmen. Und das machte die Situation heute morgen nur noch schlimmer. So eine Nacht hätte ich auch gerne gehabt. Valerie hatte mich so angeteasert im Club...und dann das. 

„Eine einmalige Sache oder mehr?", fragte ich meinen Kumpel als er fertig erzählt hatte. Er zuckte mit den Schultern. „Heute früh haben wir Nummern ausgetauscht. Heute Nachmittag schreibe ich ihr Mal. Ich kenne sie ja kaum, aber den Sex hätte ich gerne öfter." 

Jakobs One Night Stands führten häufiger dazu, dass er sich Hals über Kopf in das Mädchen verliebte. Doch genauso schnell flaute es wieder ab. Jakob wollte sich nicht binden. Etwas daran machte ihm Angst. Daher machte ich mir keine Sorgen, dass er Valerie's Freundin lange auf dem Schirm haben würde. 

Jakobs Blick fiel wieder auf die Jacke. „Willst du sie ihr zurückgeben?", fragte er. 

Ich überlegte kurz. Wollte ich? Nein. Ganz und gar nicht. „Du kannst sie ihr doch geben? Beziehungsweise ihrer Freundin?", kam mir die Idee. Eine gute Idee. So konnte ich mich aus der Affäre ziehen. 

Jakob schüttelte den Kopf. „Nee, Mann. Das machst du schön selber. Ich bin doch nicht dein Bote. Sie ist doch gar nicht so schlimm. Oder?" 

„Doch. Sie hat mi heute morgen Geschlechtskrankheiten vorgeworfen. Geschlechtskrankheiten!" 

„Und hast du welche?" 

„Nein! Wtf! Du?" 

„Keine Ahnung. Interessiert mich nicht wirklich." 

Ich schlug meine Hände über meinem Kopf zusammen. „Man sollte sich bei häufig wechselnden Geschlechtspartnern schon mal testen lassen, Jakob!" Er sah mich verwirrt an. „Lässt du dich denn testen?", fragte er zweifelnd. „Ja! Alle halbe Jahre. Und das letzte Mal erst vor der Klausurenphase. Und seitdem habe ich mit niemandem geschlafen. Valerie sollte die erste sein." 

Nun sah mich Jakob mittleidig an. „Das ist hart, Alter." Ja, hart war da schon etwas. „Wenn ich das nächste Mal ein Testkit bestelle, bestelle ich dir eins mit, okay? Ich fühle mich nicht wohl damit, dass du das noch nie gemacht hast." 

„Aber ich benutze Kondome!", erwiderte Jakob abwertend. Damit schien für ihn die Sache gegessen. „Kondome können reißen? Und du hast auch Mal Oralverkehr, oder?" Ich wollte nicht wie ein Oberklugscheißer klingen, doch manchmal konnte ich es nicht verhindern. „Du bist nicht mein Arzt, Josch. Aber vielleicht hast du recht. Bestelle mir das nächste Mal eins mit und ich schaue mal." Er klang resigniert. Gegen mich hatte er keine Chance. 

„Nichtsdestotrotz", griff er wieder das Thema von vorhin auf, „die Jacke bringst du schon selber zu ihr. Und vielleicht...klappt es ja doch noch mit ihr. So wie sie sich gestern an dich geschmiegt hat." 

Ich verdrehte die Augen. „Weil sie betrunken war!" 

„Und was jetzt? Dein Ego ist verletzt? Scheiß drauf!" Ich seufzte. Ich hatte wohl keine Wahl. Aber etwas aufschieben konnte ich es ja wohl. Heute machte ich nichts mehr. Die Nacht und der Morgen waren zu viel Aufregung gewesen. 

„Was machst du heute Abend?", fragte ich meinen Kumpel. „Na hoffentlich habe ich meinen Mund zwischen Kyras Beinen", er zwinkerte mir zu. Ich schlug meine Hände vor mein Gesicht. „Alter, too much information. Das wollte ich jetzt echt nicht wissen!" 

Jakob, ey!

The One-Night StandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt