Darf ich vorstellen? Jakob's Kumpel!

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Valerie

„Können wir reden?", Kyra stand vor meiner Tür mit zerknirschtem Gesicht. Ich nickte und ließ sie rein. Sofort setzte sie sich auf mein Bett, ich nahm mir meinen Schreibtischstuhl. 

Wir sahen uns an. Niemand von uns sagte etwas. Doch wir beide wussten, dass wir nicht mehr sauer auf einander waren. 

„Es tut mir leid, dass ich am Sonntag nicht so sensibel gewesen bin. Ich weiß, dass dich das mit Tim sehr mitnimmt. Aber ich will nur das Beste für dich. Und jemanden wie ihm hinterher zutrauen, lässt ihn nur gewinnen. Er trauert dir nämlich bestimmt keine Träne nach", fing meine Freundin an, ihre Hände spielten mit einem Kissen, welches sie sich von meinem Kopfteil meines Bettes geschnappt hatte. 

Ich seufzte. 

„Du hast Recht. Und es tut mir leid, dass ich dich anscheinend auch angegriffen habe. Das Schluss machen nimmt mich aber sehr mit. Ich kann an nichts anderes denken. Und dann kommen die Gefühle hoch. Wie lieb wir uns hatten, dann die Streitereien und das Gefühl, plötzlich ganz alleine zu sein. Und dann wird alles ganz taub. Ich kann gar nicht Single sein! Ich weiß gar nicht wie sich das anfühlt!" 

Ich wischte mir eine Träne weg, doch Kyra hatte sie gesehen. „Ach, komm her Maus", sagte sie und öffnete die Arme. Ich stand auf und nahm die Geste dankend an. In ihren Armen schluchzte ich. Alles tat weh. Mein Körper...meine Seele. Und nach 2 Tagen Durchweinen war ich einfach erschöpft. Kyra strich durch meine Haare, eine Geste, die sehr beruhigend wirkte. 

„Und manchmal kommt dann der Gedanke, dass ich nicht gut genug war...nicht gut genug bin. Werde ich nie wieder jemanden finden? Tim meinte immer, ich kann froh sein, dass er sich mir angenommen hat. Und das kein anderer Typ bereit wäre, die Anstrengungen und alles mit mir durchzumachen." 

Ich schniefte. 

„Das ist totaler Quatsch. Tim hat dich manipuliert. Und das haben wir schon besprochen. Du bist mega hübsch, schlau und deine witzigen Momente hast du auch. Wer sollte da Nein sagen wollen?", erwiderte Kyra aufmunternd und drückte meine Hand. Sie sah mich streng an. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich glaube daran nicht. Ich bin viel dicker als du, niemand steht auf Rothaarige und ein emotionales Wrack braucht niemand!" 

„Deine Speckschichten will ich sehen! Du hast tolle Kurven. Sieh mich Mal an. Keinen Arsch. Keine Brüste. Das ist belastend! Und außerdem: wärst du so hässlich, hätte dich dann der Typ am Samstag abschleppen wollen?" 

„Mmh, keine Ahnung. Für Sex sah ich wahrscheinlich passabel genug aus." 

„Och, Mensch Val! Was haben wir über deine Negativität gesagt? Der Typ konnte seine Augen kaum von dir losreißen. Und anderen Typen geht es genauso. In einer Beziehung merkt man das nur nicht. Aber glaub mir, du bist etwas Single, schon wollen alle was von dir. Aber vielleicht ist es besser, du genießt dein Single Dasein noch etwas. Dann kannst du dich richtig austoben!"

„Haha", ich sah sie kritisch an, „Ich und austoben. Das hat ja am Samstag so gut funktioniert. Ich glaube, ich bin kein One-Night Stand Typ. Und auch wenn, meine Libido ist eh gerade richtig im Keller." Kyra sah mich aufmunternd an. „Das wird schon noch. Heule dich genug aus und dann bist du Irgendwann drüber hinweg. Und dann schleppe ich dich auf die coolsten Partys!" 

Oh Nein. Das müsste ich definitiv verhindern! Einmal eine Party alle halbe Jahre reichte mir. Mehr musste auch nicht sein. Es war zu laut, zu viel Alkohol im Spiel und der Schweißgestank kaum auszuhalten. 

„Ob das der Typ so gut findet, mit dem du die ganze Zeit rumvögelst?", neckte ich sie. Kyra streckte mir die Zunge raus. „So oft vögele ich auch nicht mit ihm rum! Und er heißt Jakob." „Dass du seinen Namen kennst, sagt schon alles. Und hast du vergessen, dass wir im Wohnheim sind? Die Wände sind nicht dick...ich höre alles!" Ich machte Kyra beim Stöhnen nach. Sie schubste mich um und wir kabelten uns etwas. 

„Weißt du worauf ich Mal wieder Lust habe?", fragte mich Kyra irgendwann. Wir beide lagen auf dem Rücken auf dem Bett. Glücklicherweise war mein Bett groß genug dafür. 

„Worauf?" 

„Auf einen Spieleabend! Den hatten wir schon lange nicht mehr. Dann kannst du Jakob kennen lernen, Milan kann auch mitspielen." 

„Das klingt gut, können ja Pizza dazu machen. Das haben wir auch schon lange nicht mehr gemacht." Da waren wir uns beide einig. Pizza ging immer!

***

„Reichst du mir bitte das Mehl?", fragte mich Milan und sah sich suchend um. Auch ich musste erst einmal suchen. 

Da war es! 

Ich schnappte das Mehl und gab es ihm. Er schüttete davon eine große Menge in eine Schüssel. „Das Olivenöl muss als nächstes rein", las ich von meinem Handy vor und reichte ihm die Zutat.

 „Hier ist das Spiel!", Kyra stürmte in die Küche und hielt das Spiel hoch. Siedler von Catan

„Soll ich noch Activity holen?", fragte ich sie und sie nickte. „Klar kannst du machen". 

Schnell ging ich zurück in mein Zimmer um das Spiel zu holen. Zum Glück war dieses nur ein paar Türen weiter. Hoffentlich versaute Milan in der Zeit nicht den Teig! Beim Kochen brauchte mein Kumpel Vollzeitbetreuung. 

„Habe es! Wie schaut's aus Milan?", fragte ich diesen, als ich wieder in der Küche war. Er zuckte mit den Schultern. „Sieht aus wie ein Teig...denke ich?", erwiderte er unsicher. Ich wagte einen Blick in die Schüssel. Es sah wirklich aus wie Teig. „Dann müssen wir den nur noch ausrollen", las ich den nächsten Schritt vor und wollte gerade Kyra fragen, ob sie uns helfen wollte, als ihr Handy piepte. 

„Oh. Jakob ist da. Und er hat wohl einen Kumpel mitgebracht", ließ sie verlauten. 

Milan und ich sahen uns fragend an. 

Ich mochte eigentlich keine fremden Menschen. Vielleicht studierte ich deshalb auch Chemie und genoss es, alleine Zeit im Labor zu verbringen. 

„Bin gleich wieder da", flötete Kyra und verließ die Küche, die auch als Gemeinschaftsraum diente. 

„Da bin ich mal gespannt", murmelte Milan und da konnte ich ihm nur zustimmen. 

Wenig später betrat Kyra wieder die Küche, im Schlepptau Jakob und seinen Kumpel. Ich blickte vom Teigausrollen hoch und blickte in zwei blaue Augen. 

Oh Shit. 

Jakobs Kumpel, den er mitgebracht hatte, war mein Date vom letzten Wochenende! Und er hatte sich in der Zwischenzeit einen 3-Tage-Bart wachsen lassen. Na, das konnte ja heiter werden heute Abend! 

The One-Night StandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt