Pizza Hawaii

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Joschka

Na toll. 

Hätte mir Jakob davor gesagt, dass sie dabei wäre, wäre ich Zuhause geblieben. 

Valerie musterte mich kurz und drehte sich dann wieder demonstrativ weg. 

Sie sah anders aus, als noch an dem Abend an dem wir uns kennen gelernt hatten. Sie war definitiv nicht mehr so freizügig angezogen wie an den Abend, trug kein Make-Up und ihre Haare hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten. 

„Jakob kennt ihr ja schon. Und das ist Joschka", stellte Kyra mich vor. 

Neben Valerie stand noch ein Typ, der jetzt aufhorchte. Er stupste Valerie an, doch diese ignorierte ihn gekonnt. Ich musterte den Typen. Er war definitiv einen Kopf kleiner als ich, hatte schwarze kurze Haare und trug weite Hipsterklamotten. Er war mir jetzt schon suspekt. 

„Ich bin Milan", stellte er sich nun auch vor und nickte uns beiden zu. Valerie sagte immer noch nichts. Kyra blickte ihre Freundin kurz an, doch wandte sich dann wieder lächelnd an uns. „Wir sind gerade dabei die Pizza zu belegen. Habt ihr auch was mitgebracht?", fragte sie uns, hatte  jedoch nur Augen für Jakob. Dieser öffnete seinen Rucksack und holte Gemüse und Schinken hervor. Und eine Ananas. 

„Wer isst denn bitte Ananas auf seiner Pizza?", ertönte es leicht angeekelt von Valerie, die sich in der Zwischenzeit uns wieder zugewandt hatte. 

Endlich hatte sie auch mal etwas gesagt. 

„Ich esse gerne Ananas auf meiner Pizza", antwortete ich und sah sie herausfordernd an. Ihr Gesicht wandte sich mir zu. Ich sah, wie sie mit sich rang. Der Wille etwas zu erwidern, mich aber auch ignorieren wollen. „Pizza Hawaii als Pizza zu bezeichnen ist schon echt grenzwertig", brachte sie letztendlich hervor. „Dann ist ja gut, dass ich keine Pizza Hawaii mag. Ich esse nämlich keinen Schinken, da ich Vegetarier bin." Ihre Kinnlade klappte nach unten. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Ihr geschockter Gesichtsausdruck amüsierte mich. „Du warst mit einem Vegetarier im Bett?", flüsterte der Typ neben ihr Valerie ins Ohr, doch so laut, dass ich es hören konnte. Sie boxte ihm so in die Schulter, dass er sich danach schmerzend den Arm rieb. 

„Wollen wir dann die Pizza belegen?", fragte Kyra meinen Kumpel und mich. Wir nickten beide und fingen dann an unsere Zutaten zu schneiden. „Hier ist eurer Pizzateig, Jungs", stellte Milan ein Blech vor uns ab. „Wir teilen uns also eins zur dritt?", fragte Valerie ihre beiden Freunde. „Milan braucht doch eigentlich schon ein ganzes Blech für sich alleine!" Er streckte ihr die Zunge raus. „So verfressen bin ich gar nicht! Wer hat letztens ein Brötchen von mir stibitzt? Du schuldest mir übrigens noch ein Bier!" „Bekommst du, wenn wir die Pizza in den Ofen schieben, okay?" 

Die beiden wirkten sehr vertraut. Lief etwa etwas zwischen ihnen? So ein Quatsch, Joschka! Sie hatte doch erwähnt, dass sie gerade erst mit ihrem Freund Schluss gemacht hatte. Aber wenn sie sich an mich so ran gemacht hatte, konnte sie sich auch an andere so ranmachen. 

„Alles okay?", Jakob wandte sich mir zu. 

„Mmh?", machte ich nur ohne aufzusehen, denn ich schnitt konzentriert meine Ananas. „Du bist so ruhig", stellte mein Kumpel fest. „Bin ich das nicht immer?", erwiderte ich, „Und du hättest ruhig einmal sagen können, dass sie dabei ist. Wusstest du davon?" Er sah mich unschuldig an. Diesen Blick kannte ich. „Alter, Jakob!", ich schüttelte den Kopf. „Jetzt habe ich noch nicht mal ihre Jeansjacke dabei." „Ich aber. Kannst mir später danken", entgegnete Jakob und ich sah ihn fassungslos an. „Wie bist du an die Jacke gekommen?", meine Augen waren zu Schlitzen verengt. Mein Kumpel zuckte mit den Schultern. „ Als ich dich abgeholt habe, habe ich sie schnell eingesteckt. Sie ist in meinem Rucksack. Kannst ihr die ja nachher zurückgeben." Ich versuchte ruhig zu bleiben. Jakob war manchmal echt...ohne Worte.

The One-Night StandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt