Kapitel 24: Vorgärten

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,,Ich hab das richtige getan.", sprach Yūrei.
Meine Miene war starr nach vorn gerichtet und meine Hände lagen miteinander verschränkt in meinem Schoß.
,,Das hab ich.", fügte sie murmelnd hinzu.

,,Du wohnnst also schon länger hier?", unterbrach ich ihren Gedankengang und sie nickte.
,,Ich hab das so eine Frage bezüglich der Kerzen in einigen Fenstern. Tendou hat sie ignoriert.", sprach ich und sie fragte:
,,Rotschopf?"
Ich nickte.
,,Einfache Sache. Die, die ihre Taten bereuen, zünden eine Kerze im Fenster an."
Ich nickte wieder.
,,Achso."

Im nächsten Moment erhob sie sich von der Klippe und blickte zu mir hinunter.
,,Folg mir."
,,Wohin?"
Yūrei zuckte mit den Schultern und begann die Wiese hinabzulaufen
,,Ich zwinge dich nicht. Es sei denn, du möchtest der dunklen Nacht  ausgeliefert sein."
Und schon hatte sie mich.
Ich stand schleunigst auf und schloss mich ihr an.

Zusammen ging es dann durch das Dickicht des Waldes.
Im Gegensatz zu mir trug Yūrei keine Socken und lief auf nackten Füßen über den stechenden Boden.
Sie verzog nicht einmal ein wenig ihre Miene.

Der Wind ließ die Blätter der Bäume rascheln.
Nach und nach bauten sich die dunklen Gebäude vor uns auf, bis wir schließlich zwischen zweien hindurch zur Straße liefen.

Ich war froh mich Yūrei doch angeschlossen zu haben, denn sobald ich einmal um mich sah, wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte in welcher Ecke des Ruinen Dorfes ich mich befand.
Es war aber auch kein Wunder.
Schließlich war Yūreis Klavierspiel mein Wegleiter und hatte mich überhaupt dorthin geführt.

Yūrei begann leicht hüpfend die Straße hinunterzulaufen und schwang dabei mit ihren Armen vor und zurück.
Ich legte einen Zahn zu um ihr folgen zu können.

Während ich ihr nun schnellen Schrittes folgte, warf ich meine Blicke auf die Häuser und Vorgärten.

Ich kniff bei einem meine Augen etwas zusammen und blieb stehen.

Der Vorgarten des Hauses war überwuchert und mit großen Bäumen zugestellt.
Meine Augen wanderten an die Äste und Baumkronen, an denen Käfige in unterschiedlichen Größen hingen.

,,Der ist Pädophil.", tauchte Yūrei neben mir auf und beantwortete meine ungestellte Frage.
Ich sah einmal kurz zu ihr rüber und dann zurück zu den Käfigen.

Sie stütze ihre Ellenbogen auf dem eisernen Zauntor und zeigte zwischen ihnen hin und her.
,,Kinder von einanhalb bis zwölf Jahren. Nach Alter und Größe sortiert. Standertsgemäß angelockt mit Süßigkeiten oder Katzenbabys. Gefangen, verwöhnt, missbraucht, getötet, entsorgt."

Nun sah ich sie wieder an.
,,Ekelhaft."
Sie stimmte mit einem Nicken zu und starrte auf einen der größeren Käfige.
,,Man hätte das selbe mit ihm tun sollen. Er bereut es nicht einmal."

Yūrei stieß sich vom Tor ab und hüpfte weiter durch die Straßen, als gäbe es nichts normaleres als diesen Ort.

Nach ein paar Schritten zeigte sie auf ein anderes Haus.
,,Die mag ich überhaupt nicht."
Es war so ziemlich alles vom letzten Regen verwüstet.

Ich gesellte mich zu ihr und blickte zu dem Haus.
,,Was hat die denn angestellt?", fragte ich sie.
,,Die hat unaufhörlich bestochen. Hat die nicht bekommen was die wollte, war derjenige tot. Als ihr Mann das mitbekommen hatte, hatte sie so sehr Angst ihn zu verlieren, dass sie ihm die Kehle durchschnitt.", erzählte sie.

Ich fand in keinen der Fenster eine Kerze.
,,Nein?"
Yūrei schüttelte den Kopf.
,,Nein. Ihre Aussage war, sie wollte nur nicht, dass er eine neue findet."

,,Warum weißt du so gut bescheid?", fragte ich nach kurzer Stille.
,,Ich wohne doch schon ewig hier. Ich will halt wissen mit wem ich zu tun hab."
Ich nickte ihr zu.

Tendou x Reader ||Only mine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt