Familie auf Umwegen

Teil 8

„Flora, steh jetzt endlich auf, du hast ein Meeting!" Eine Weile vergeht bis ich endlich die Worte identifiziert habe, aber als mir klar wurde, was gerade gesagt wurde, stehe ich schlagartig auf meinen Beine. Voll kommen wach, sehe ich einen jetzt erschrocken Sebastian vor mir stehen, er fängt sich aber schnell und redet gleich weiter: „Komm zieh dich an, du hast noch eine halbe Stunde, ich ziehe währenddessen Finn an!" Ich nicke und flitzen auch schon zum Badezimmer und stelle mich dort schnell unter die Dusche. Unter der Dusche kommt mir der Gedanke, dass ich gestern wohl auf dem Sofa eingeschlafen sein muss. Den Gedanke über Kyle habe ich in die hintersten Ecke meines Gehirns verbannt, mit dem Entschluss das ich ihm sowieso irgendwann über den Weg laufen werde. Meine Hoffnung ist nur nicht zu bald!

Nach dem Duschen, föhne ich meine Haare und binde sie in einem hohen Zopf zusammen. Consealer, Maskarer und ein Lippenpflegestift bilden mein MakeUp. Mein Gewand das ich mir rausgelegt habe ist ebenfalls schnell angezogen und somit bin ich auch schon fertig und Abfahrt bereit.

Mein Gewand besteht aus einer enge High-waist Jeans, die schon etwas ausgewaschen ist und dazu ein enganliegendes schwarzes Top, das meine Schultern frei lässt aber der Kragen meinen Hals umschließt. Ein etwas größerer Gürtel verbindet beide mit einander. Als Schuhe trage ich schwarze Highheels die bei den Zehen offen sind. Mit einer Tasche und einer Sonnenbrille runde ich den Look ab.

Als ich wieder zurück in das Wohnzimmer komme sind Finn und Sebastian schon Abfahrt bereit. Letzterer drückt mir einen geschloßen Becher in die Hand, ich vermute Kaffee und bedanke mich mit einem Lächeln. Finn gebe ich noch einen schnellen guten Morgenkuss auf den Haaransatz und kurz darauf sind wir schon im gemieteten Auto. Im Auto fährt Sebastian und bereitet mich gleichzeitig auf das Meeting vor. „Also Mia, wir haben ein Meeting mit... ähm wie heißt sie noch mal? Achja, Manu?! Sie möchte dir ein Angebot machen und frag mich nicht welches, sie wollte es mir nicht erzählen. Also lass dich überraschen und mir ist alles recht, was für dich oke ist!" Ich antworte mit einem Nicken und einem kleinen „Ok". Mein Becher, der tatsächlich mit Kaffee gefüllt ist, hat meine Laune gerade um einiges gebessert. Man sagt ja auch bekanntlich „Mit Kaffee und Humor, kommt man dem Stress zuvor!" Ich schmunzle aber gehe nicht weiter auf seinen zuvor gesagten Monolog ein. Kurze Zeit später sind wir an dem gleichen Gebäude, wie bei dem Interview angekommen.

Mit Finn an der Hand gehen wir in das Gebäude, wo uns Sami entgegen kommt. „Guten Morgen! Ich nehme an ihr geht zu Manu. Sie hat was von einem Meeting gesprochen?!" „Guten Morgen! Ja stimmt Sami, wir sind gerade auf dem Weg!" antworte ich ihm. Er nickt und seine Augen fangen an zu glänzen, als er Finn erblickt. „Und Finn muss sich dieser langweiligen Unterhaltungen auch aussetzten?" Ich nicke. „Schwesterherz, was hältst du davon, wenn ich mit meinem Neffen währenddessen Frühstücken gehe und ihr nach dem Meeting nachkommt?"

Bevor ich bejahen kann, schreit Finn schon auf und springt zu Sami. „Jaaa, ich geh mit Onkel Sami frühstücken, darf ich Mami?" bei dem letzten Satz bleibt er stehen und schaut mich mit großen Bettelaugen an. Jene wären gar nicht nötig gewesen, weil ich sowieso zustimmen wollte. Ich stimme also zu und schon sind sie in der nächsten Minute um die Ecke verschwunden.

Ich schaue ihnen hinterher, es ist unglaublich! Ich dachte nicht, dass ich dieses Bild so bald sehen werde. Es ist der Wahnsinn! Sebastian holt mich aus seinen Inneren Monolog als er mich in seinen Arm einhacken lässt und wir gemeinsam zum Lift gehen. Wir haben schon zuvor erfahren in welchen Raum wir müssen, also fahren wir in den 9 Stock und wollten dort den Raum suchen, aber das brauchten wir gar nicht! Denn als wir, noch immer ineinander eingehackt, aus dem Lift treten, sind wir schon in einen großen Verhandlungsraum!

Ein paar Personen sitzen schon an einem großen langen Tisch. Wir begrüßen sie mit einem Händeschütteln und Manu küsse ich einmal auf die linke und dann auf die rechte Wange. Wir setzten uns auf die freien Plätze, die gegenüber von ihnen sind und Sebastian fängt an zu sprechen: „Vielen Dank für die Einladung! Wir sind gespannt welchen Vorschlag Sie uns unterbreiten wollen!" Als er aufhört zu sprechen, fängt Manu auch schon an über den Vorschlag zu reden. „Ja sicher, es wird dann später noch jemand zu uns stoßen, aber wir können ja schon mal anfangen!" Bei diesem Satz schaut sie mir entschuldigend in die Augen. Ich bin vollkommen verwirrt, aber bevor ich fragen kann, spricht sie weiter. „Also Mia wir wollen dich für Musikvideos, nur ist das Problem, dass das eine längere Verpflichtung wäre. Also anders gesagt, müsstest du dafür hier herziehen!" Ich schlucke schwer, das war nicht das was ich mir erwartet haben. Ich nicke und erkundige mich dann: „Ok, falls ich das Angebot annehmen würde, was müsste ich dann in den Musikvideos machen? Singen? Songs schreiben und woher soll ich wissen, dass sich das für mich rentiert?" Die mir unbekannten Männer, die neben Manu sitzen, sehen mich perplex an. Sie dachten wohl nicht das ich so selbstbewusst bin und weiß wovon ich rede.

Manu übernimmt wieder das Wort: „Ja das ist eine berechtigte Fragen, deswegen würden wir zuerst nur ein Video drehen und sehen wie erfolgreich es ist und setzten daraufhin einen langfristigen Vertrag auf. Aber bis dorthin würde es trotzdem mindestens 2 Monate dauern! Und zu der vorigen Frage... Naja Mia wie soll ich sagen, du sollst Tanzen!"

Mir bleibt die Luft weg! Ich starre sie an. Meint sie das ernst? Woher weiß sie das, dass haben nur 3 Personen gewusst? Ich merke, dass sie wieder weiter redet, aber ich verstehe kein einziges Wort. Das scheint auch Manu und Sebastian zu merken, denn Sebastian fängt an mich zu stupsen und gleich darauf spricht er mich auf italienisch an: „Mia, Bella, Cosa c'è che non va?Non sapevo nemmeno che sapessi ballare. Ma perché sei così scioccato ora, è un bene che tu possa farlo?" (Mia, Schöne, was ist los? Ich wusste gar nicht das du tanzen kannst. Aber warum bist du jetzt so schockiert, es ist ja gut, dass du das kannst?) „Sebastian, du kannst Deutsch reden und ja ich kann tanzen, habe es aber schon lange nicht mehr gemacht und hatte es auch nicht vor so bald wieder zu tun!?" den letzten Teil richte ich an Manu, die mich etwas enttäuschen ansieht. „Woher weißt du eigentlich davon Manu? Es wusste hier keiner außer..." Manu unterbricht und vollendet den Satz: „Sami! Ich habe ein Foto auf seinem Nachttisch gesehen, was dich als kleines Mädchen zeigt, das Ballet tanzt."

Ich nicke, hätte ich mir denken können, aber nicht nur Sami wusste davon, denn ich habe nicht nur als kleines Kind getanzt, sondern auch als ich in der Oberstufe war und das nicht alleine! Ich schlucke und kneife die Augen zusammen, ich reiße mich zusammen, denn es ist dennoch ein Meeting das meine Arbeit betrifft, weshalb ich professionell bleiben muss! Also spreche ich Manu wieder an: „Okay, also bei dem Video müsste ich tanzen. Zu welchen Lied, Künstler und wie lange habe ich Zeit zum Trainieren?" mit gestreiften Schultern Blicke ich selbstbewusst in die Runde und warte auf eine Antwort. Jetzt kommt eine kleine Pause von meiner Gegenüber, doch auch nicht lange! „Erst Mal, dass ich das richtig verstehe, du willigt zu?!" ich nicke. „Sehr gut, du tanzt zum Lied "Trust me again" von Black McGrath. Er steht seit einem Jahr bei uns unter Vertrag! Du hast dafür 5 Wochen Zeit eine Choreografie einzustudieren!" Ich nicke wieder: „Und besteht schon eine Choreo, wenn ja wer ist mein Trainer?"

Manu zieht die Luft ein. Ich runzle durch diese Geste meine Stirn, aber frage nicht nach. Sie jedoch antwortet mir nun: „Ja also eine Choreografie für dieses Lied ist schon fertig für die anderen sollt ihr selber welche gestalten und diese wird dir dein Tanzpartner beibringen!"

Schock ist in meinem ganzen Gesicht vermutlich abzulesen und ich werde auch ärgerlich. „Moment mal, niemand hat von Partnertanz geredet oder auch nur erwähnt!" sage ich gereizt. Manu lässt das, jedoch nicht unkommentiert: „Du hast nicht danach gefragt!"
„Nein, aber warum auch. Ich dachte nicht das es von Nöten wäre! Außerdem, wenn ich schon einen Tanzpartner habe, warum ist dieser dann nicht an diesem Meeting anwesend?" Manu nickt und gibt mir auch schon eine Antwort mit einem Blick auf die Uhr: „Er sollte jeden Augenblick da sein!" Kaum hat sie das ausgesprochen geht die Lifttüre auf und ein Mann im Ledergewand tritt heraus.