Familie auf Umwegen

Teil 10

„BING" die Fahrstuhltüre öffnet sich und wir gehen aus dem Gebäude. Sami und Finn sind noch nicht da, also beschließen wir ebenfalls zu dem Café zu gehen.

Nachdenklich spazieren wir dorthin und währenddessen denke ich an meine frühere Zeit mit Kyle.
Er war einer der drei Personen die wussten, dass ich tanze und nicht nur das, er hat mit mir getanzt! Aber ich dachte nicht, dass er das zum Beruf macht. Durch diese Pflichtaufgabe in Sport haben wir uns ja erst wirklich angenähert. Er konnte auch davor tanzen, es weiß nur keiner, das wir beide tanzen können, weil wir uns gekonnt vor dem Präsentieren drücken konnten.
Ich bin gespannt, wie er jetzt tanzt und wie das Trainieren mit ihm wird!

Beim Café angekommen entdecken wir auch schon Sami und Finn, mit jeweils einem Eisbecher auf dem Tisch davor stehen. Mein kleiner Prinz mit einem Schokomund bis zur Nase, der begeistert, mit großen Augen einen Löffel nach dem anderen in sich stopft! Ich begrüße ihn mit einem Kuss auf den Scheitel und bedanke mich bei Sami. Auch Sebastian und ich bestellen uns noch einen kleinen Becher, denn wir dann vernaschen!
Wir lachen ununterbrochen und der Tag vergeht unglaublich schnell. Wir kommen relativ früh am Abend nach Hause, wo Finn auch förmlich ins Bett fliegt und daraufhin auch einschläft. Beim Ankommen im Hotel hab ich von einem Trainingsraum erfahren, den ich auch gleich aufsuche, Sebastian ist in der Zeit bei Finn.
Ich ziehe mir ein halbwegs abnehmbares Tanzgewand an und nehme meine Balletschuhe mit, die Sami noch zu Hause von mir hatte.

Mit Hauschuhen an den Füßen mache ich mich auf den Weg zum Fitnessraum.
Ich finde ihn im Keller, wo ich auch gleich hinein gehe und einen Fitnessraum mit mehreren Geräten vorfinden. Ein Durchgang lässt mich vermuten das dort der Raum ist.

Ich hatte Recht, dahinter befindet sich ein riesiger weißer Raum mit einem glatten Paketeboden und eine landen Spiegelfront, sowie eine Soundanlage. Ich verbinde mein Handy, mit der Anlage und lasse meine Playlist von früher Lauf. Währenddessen mache ich mich fertig und Wärme mich auf.
Zweifelnd, ob das eine richtige Entscheidung ist und ob ich wirklich anfangen soll, stehe ich auf einen Platz und mache nichts. Ich wiege noch mal Pro und Contra in meinen Kopf ab, während mehrere Lieder, bei denen ich nur am gleichen Punkt stehe, vergehen. Aber als bei einem Lied die ersten Töne erklingen, erkenne ich es sofort. Mit gerissen vom Lied kann ich gar nicht anders, als all meine Zweifeln über Bort zuwerfen und zu Tanzen. Tanzen. Tanzen.

Es hat ein wunderschönen Text der von einer unsicheren Liebe erzählt, in der einer viel zweifelt.
Wenn ich so darüber nachdenke hab ich vor der Schwangerschaft nie an Kyle gezweifelt, aber als es soweit war konnte ich ja nicht anders.

Das Lied geht zu Ende und ich höre auf zu tanzen, um inne zu halten. Wie sehr hab ich dieses Gefühl vermisst. Diese Freiheit während einer Bewegung und der Rhythmus, der durch die Adern strömt. Das Rauschen in den Ohren nach dem Tanzen, wenn man vollkommen ausgepowert ist, weil man alles gegeben hat. Unbeschreiblich schön!

Wie konnte ich es nur vier Jahre ohne Tanzen aushalten? Mit einem riesengroßen Lächeln auf dem Gesicht mache ich mich wieder auf den Weg in mein Zimmer, mit einem Zwischenstopp bei der Rezeption, um Getränke mitzunehmen. Doch als ich mich umdrehen wollte um zu gehen, werde ich vom Pordier aufgehalten: „Verzeihung Miss! Ein junger Herr hat für sie dies Schachtel hinterlegen lassen!", ergibt mir die Schachtel, dreht sich um mit den Worten:„ Einen schönen Abend Miss!"
Verwundert, lasse ich mich von meinem Weg nicht beirren und gehe mit der Schachtel in unser Zimmer.

Oben angekommen, kommt mir Sebastian schon entgegen: „ Mia Bella, da bist du ja wieder!... Was hast du da in der Hand." Ich zucke mit den Schultern und gehe zu der kleinen Küchenzeile um die Schatel mit einem Messer zu öffnen. Nach einigen Schnitte war sie offen und darin befindet sich eine gut verpackte CD, ein USB-Stick und ein kleiner Stapel aus Zetteln die beschrieben sind.

Als ich den Inhalt wahrnehme, wird mir auch klar von wem es ist. Kyle muss es vorher, wie ich Tanzen war, vorbeigebracht haben.
Ich seufze, hmm also persönlich ist anders, aber er war schnell. Ich nehme den Inhalt heraus und sehe mir die Blätter mit den aufgeschrieben Tanzschritte an.

Ich kann es mir sogar auch richtig gut vorstellen. Es ist sehr detailliert und genau beschrieben, also das kann er, das muss ich mir eingestehen. Auch Sebastian dürfte es gecheckt haben, denn er schüttelt nur den Kopf und wendet sich von mir ab, um das Badezimmer zu benützen.

Ich höre mir auch gleich die Musik auf der CD an und sehe mir auf dem USB-Stick ein paar Bilder an, die anscheinend unsere Drehkolisse werden. Er hat ja wirklich an alles gedacht.

Ich wollte gerade die Schachtel wegwerfen doch halte inne, denn im Karton ist von ein kleiner Zettel, wo obensteht: „Morgen, 7 Uhr im alten Tanzstudio! Falls du noch weißt wo es ist und das nicht auch noch vergessen hast!

Ich lache auf, doch nicht vor Erfreuung, sondern aus Ironie! Vergessen! Ha, ich soll ihn vergessen haben? Da hat er sich aber gewaltig getäuscht! Er war doch der, den es nicht einmal interessiert hat, das er Vater wird!

Verletzt wegen seiner Nachricht, stelle ich mir einen Wecker für morgen und informiere auch Sebastian darüber.
Nach einen Kuss auf Finns Stirn mach ich mich auch Bett fertig und lege mich schlafen!
Mit dem Gedanken an das morgige Treffen und der Frage ob und wie ich Kyle auf Finn anspreche, falle ich in einen unruhigen Schlaf.