12 - Verrat

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Vis funkelnde, blaue Augen starrten in meine und sie wagte nicht sie von mir abzuwenden. „Ich brauche dich.", hallte in meinen Ohren. Ich konnte noch nicht ganz realisieren, was Vi da gerade von sich gab und mein Herz schlug heftig in meiner Brust. Bin ich ihr denn tatsächlich so wichtig?

Ihre Hände hielten mich immer noch an meinen Oberarmen fest und verkrampften sich für einen kurzen Moment, bevor sie sich von mir lösten.

»Ich brauche dich...damit du an meiner Stelle auf Powder aufpasst.«

»Moment, was?« Sowas hatte ich jetzt nicht erwartet und sah Vi verdutzt an. Ihr Gesicht war leicht gerötet und sie kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ihre Geste stimmte nicht mit ihrer Aussage überein. Sie braucht mich nur als Aufpasserin? Habe ich denn sonst keine Bedeutung für sie?

»Du hast recht. Sie verliert ihre Schwester, aber du bist die Einzige, die meinen Platz einnehmen kann. Pass gut auf sie auf, Kayla.«

Mit diesen Worten wandte Vi sich von mir ab und ging nun endgültig davon. Ich versuchte so noch weiterhin aufzuhalten, aber sie reagierte nicht mehr auf mich.

Sobald Vi um die Ecke bog und aus meinem Blickfeld verschwunden war, verlor ich keine Zeit und rannte zurück ins Haus. Vander muss Bescheid wissen, er weiß was zu tun ist.

Er ist unsere letzte Chance.

Hastig riss ich die Tür zum Lokal auf. Der Laden war schon leergeräumt und alle Stühle standen auf den Tischen. Im Hintergrund spielte leise ein Lied aus der Jukebox. Als ich durch den Raum blickte, entdeckte ich Powder, die betrübt an der Bar saß. Ihre traurigen Augen sahen den Stoffhasen an, den Vi ihr vorhin überreicht hatte. Vander säuberte gerade den Ausschank und gab Powder als Aufheiterung ihr Lieblingsgetränk, doch sie ignorierte es.

Ich schüttelte meinen Kopf, um mich von der Szene zu lösen und ging mit schnellen Schritten auf Vander zu

»Vander, du musst mir helfen! Vi will sich den Vollstreckern stellen.«, stieß ich panisch heraus. Mit geschocktem Blick sah er sofort unter die Theke und schlug anschließend mit seiner großen Faust gegen den Schanktisch. »Sie will es tatsächlich durchziehen.«, seufzte er genervt.

»Wie meinst du das, Vander?«, ich sah in verwirrt an und trat einen Schritt näher.

»Sie hat die Vollstrecker informiert, sie werden Vi holen kommen. Wo ist sie?«, fragte er mit ernster Miene.

»Das hat sie nicht gesagt. Sie verschwand in den Gassen und könnte überall sein.«, verzweifelt griff ich mir in die Haare.

Warum habe ich nicht danach gefragt? Warum war ich so darauf fokussiert Vi zu überzeugen nicht zu gehen?

Vander griff mir ermutigend auf die Schulter. »Ich denke, ich weiß, wo wir sie finden.«

Wir kamen gerade noch rechtzeitig bei Benzos Laden an, denn die Vollstrecker waren noch nicht in Reichweite. Sofort drückte Vander die bereits von Vi beschädigte Tür auf und stieß einen erleichterten Seufzer aus, als er sie dort stehen sah. Sie war bereit ihr komplettes Leben aufzugeben, nur um unseres zu retten.

»Uns bleibt nicht viel Zeit.«, meinte Vander und ging auf Vi zu. »Woher wusstes du, dass ich hier bin?«, wollte Vi wissen, doch Vander antwortete nicht und sprach weiter. »Ich bin stolz auf dich, das darfst du niemals vergessen.«, Vander nahm ihren Kopf in seine Hände und sah sie betrübt an.

»Es tut mir leid. Ich...ich habe einfach keinen anderen Ausweg mehr gesehen.«, gab Vi zu.

»Vander!«, alarmierte Benzo, der die Vollstrecker bereits durch das Fenster herannahen sah. In voller Panik stellte ich mich neben Benzo und blickte ebenfalls nach draußen. Tatsächlich konnte man schon den Sheriff und seine Komplizen in der Ferne erkennen. Mein kompletter Körper zitterte vor Angst und ich musste einen tiefen Atemzug nehmen, um mich etwas zu beruhigen.

Arcane - We know what's out there (OC x Vi , OC x Caitlyn , Vi x Caitlyn)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt