Kapitel 3: Ein verrückter Samstag

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Ein grauenvolles Geräusch weckte mich. Verschlafen schaute ich aus dem Fenster. Es war die Alarmanlage von dem Haus an der Ecke. Mal wieder. Die Warnleuchte blinkte, und der überaus nervige Sirenenton war schallte durch die ganze Straße. Es war Samstag, 8Uhr morgens. Für mich auf jeden Fall noch viel zu früh für solchen Lärm. Ich vergrub meinen Kopf im Kissen. Doch auch nach einer halben Stunde hatte es noch nicht aufgehört, deshalb entschied ich mich letztendlich aufzustehen. Immer der selbe Mist. Ich hasste diese Alarmanlage, und ich hasste diese Nachbarn.

Ich zog mir eine Jacke über und ging auf die Straße. Obwohl das Haus ein Stückchen entfernt war, kam es mir jedes Mal vor als würde man mir diese nervige Sirene direkt neben den Kopf halten. Draußen hatten sich wie üblich einige Nachbarn versammelt, Kate war nicht dabei. "Ich hab schon bei ihnen angerufen, die sind mal wieder im Urlaub", begrüßte mich die ältere Dame aus dem Haus nebenan. Erfahrungsgemäß ging die Alarmanlage zum Glück irgendwann einfach wieder aus. Manchmal dann auch wieder an, aber immerhin irgendwann wieder aus.

In Gedanken daran wie sehr mir manches hier auf den Keks ging, machte ich mich auf den Weg nach Hause, aber dann musste ich doch schmunzeln. Dass Kate hier war, das war schon echt toll. Ihr Auto parkte wie immer fast vor unserer Haustür, aber das war eigentlich ganz praktisch. So konnte ich sie wenigstens ab und zu sehen...

Da ich jetzt eh schon wach war, entschied meine Mutter sich nach dem Frühstück, dass sie mir dann auch auf die Nerven gehen könnte. "Hey, Cora du faule Socke. Du könntest mal bitte Briefmarken für mich besorgen, ich brauche die nachher. Du musst doch sowieso noch zur Post dein Paket abholen".
MEIN PAKET!
Das hatte ich ganz vergessen. Gestern war ein Zettel im Briefkasten, aber statt es bei den Nachbarn abzugeben hatte unser lieber Bote (er mag mich nicht) es natürlich wieder zur Post gefahren. Ich hatte eigentlich nur ein paar kleine Bastelsachen bestellt, aber wer weiß wie groß die das wieder verpackt haben...

"Okay", antwortete ich missmutig. "Aber wozu brauchst du Briefmarken, das kann man doch alles online -"
"ICH MAG Briefmarken", antwortete meine Mutter und ging. Okaaaay, damit war die Unterhaltung dann wohl auch beendet.

Es war kalt draußen und ich hatte absolut keine Lust zu Fuß zur Post zu gehen, allerdings fuhr auf dem Weg kein Bus und mein Fahrrad war auch kaputt. Schlechte Laune hatte ich sowieso schon, üblich wenn man mich so aus meinem Schlaf weckte, aber zusätzlich fing es auf dem Weg nun auch noch an zu schneien.
ZU SCHNEIEN.
Es hatte den kompletten Winter nicht ein einziges Mal geschneit. Und es war jetzt verdammt nochmal MÄRZ.

Endlich bei der Post angekommen, kramte ich meinen Abholzettel hervor. "Hier, bitte", die Dame hinter der Theke überreichte mir einen winzigen Karton. So winzig, dass er problemlos hätte in den Briefkasten passen können. Ich war mittlerweile so angenervt, dass ich sogar fast die Briefmarken vergessen hätte.

Draußen steckte ich das Paket in meine Jackentasche, sogar da passte es rein. Jetzt musste ich auch noch diesen ganzen blöden Weg zurücklaufen. Was für ein Tag.
Wütend ging ich den Gehweg entlang, als ein Auto neben mir hielt.
"Hey"
Ich schreckte auf. Es war Kate's Stimme.
"Habe ich dich erschreckt?", sie lachte.
"Alles gut", ich musste schmunzeln.
"Gehst du nach Hause? Soll ich dich mitnehmen?"
Eine Sekunde lang war ich wie angewurzelt. Hatte sie das gerade wirklich gesagt? MICH mitnehmen? In IHREM Auto? Ich meine, ich kannte dieses Auto besser als jedes andere. Jeden Tag ging ich daran vorbei und dachte an sie, immer hoffte ich dieses Auto zu sehen. Sie zu sehen. Und jetzt?

"Cora?"
Ich war in meinen Träumereien verloren gegangen.
"Äh, ja, klar, ich also -", zitternd öffnete ich die Beifahrertür und stieg ein. Ich schnallte mich an. Und dann wusste ich auch nicht mehr was ich tun sollte.
Mir wurde unfassbar warm, ich war mega nervös. "Es ist so heiß hier drinnen", platzte ich nach einer Weile heraus.
"Oh, das ist weil ich die Heizung aufgedreht habe. Stört es dich?", fragte Kate.
"Nein nein, passt schon", ich wischte mir unauffällig ein wenig Schweiß von der Stirn. Die Heizung war nicht der Grund...

"Mir war nur kalt", {*aber jetzt wo du hier bist, ist es heiss ~*}
"Was?", fragte ich entsetzt.
"Ich sagte mir war kalt, aber wenn es dir wirklich zu warm ist kann ich sie echt ausmachen", sie grinste.
Ich hingegen war mittlerweile sowas von verwirrt von meinem Kopf, der sich irgendwelche Sachen einbildete. Als wären hier drinnen wirklich 52°, und Kate nur eine Fata Morgana.

Viel zu schnell waren wir in unserer Straße angekommen, und Kate hielt vor meinem Haus. "Hier wohnst du doch, oder?"

- wir sind Nachbarn.... nevermind.

"Ja", lachte ich. "Weißt du auch welche Hausnummer?"
Kate überlegte. "24?"
"23", antwortete ich. >Die geraden Zahlen sind auf der anderen Seite....< hätte ich am liebsten noch hinzugefügt. Aber sie wohnte in Nummer 25 direkt neben uns, das konnte sie ja nicht wissen xD

23 war zudem meine Lieblingszahl, ich glaube aus dem einzigen Grund dass wir in der 23 wohnten. Jetzt war ich auch noch 23Jahre alt, das würde mein Jahr werden.
Hoffentlich.

Ich bedankte mich bei Kate für's Fahren, und ging nach Hause.
"Und, wo ist das riesen Paket?", begrüßte mich meine Mutter.
Ich zog den winzigen Karton aus meiner Jackentasche. Sie lachte. "Das kann doch nicht wahr sein", sagte sie und schüttelte den Kopf. "Und meine Briefmarken?"

Ich gab ihr die Briefmarken, zurück kam nur ein "die sind ja warm".
Yep, von Kate's Heizung die anscheinend nur von Sauna bis Vulkan einzustellen war. Aber das musste ich meiner Mutter ja nicht unter die Nase reiben.

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