Kapitel 5: Ostergeschenke

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iloveanni
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Es war Ostern. Meine Mutter hatte sämtliche 20Jahre alte Fensterbilder mit kleinen Häschen darauf aufgeklebt, und überall stand Deko. Zumindest so lange, bis unsere Katze Luna sie wieder umwarf.

Das Einzige was mich an Ostern wirklich interessierte, war Schokolade. Ich meine, Schokolade war das ganze Jahr über toll. Aber an Ostern gab es überall Unmengen davon.

Die letzten Wochen war das Wetter sehr schlecht gewesen, treu dem Motto "April, April, der macht was er will" gab es Hagel, Gewitter, Sonnenschein und Regen durcheinander. Manchmal auch alles an einem Tag. Meine Spaziergänge waren deswegen an den meisten Tagen ausgefallen, und ich hatte Kate auch länger nicht mehr gesehen. Heute schien die Sonne, also entschied ich mich spazieren zu gehen.

An ihrem Garten vorbei, stoppte ich. Osterdeko. An einem Strauch hingen ein paar rosane Eier, und über den Rasen verteilt saßen überall winzige Häschen. Neben dem Gartentor ein großer Hase. Dieser war anscheinend umgefallen, zumindest lag er auf der Seite. Ich machte einen Schritt in den Garten, und stellte den Hasen wieder auf.

"Halt!" Kate kam aus dem Haus gelaufen.
"Was machst du da mit Leonie!?"
"Leonie?", fragte ich verwirrt.
"Ja, der Hase. Leonie", antwortete Kate wie selbstverständlich.
"Entschuldigung... sie war umgefallen, ich hab sie wieder aufgestellt."
Kate lachte. "Alles gut. Ich glaub schon nicht dass du meinen Hasen etwas antust". Sie kam näher und rückte Leonie wieder zurecht.
"Der Hase heißt also Leonie?", fragte ich.
"Ja", antwortete Kate.
"Haben die anderen auch Namen?"
"Ne, denkst du ich bin bescheuert und benenne 47 Hasen?" Kate guckte mich verdutzt an.
Dann mussten wir beide lachen.

"Irgendwie liebe ich Ostern einfach", sagte Kate.
Hätte ich nicht gedacht.
Dass so eine Frau, eine Vorliebe für etwas so niedliches wie Osterhasen hat...

Zuhause kam mir eine Idee. Ich könnte vielleicht eine kleine Osterkarte für sie basteln, und sie ihr am Ostersonntag in den Briefkasten werfen. Oder Montag, denn Sonntags guckt ja sowieso niemand in den Briefkasten. Voller Motivation machte ich mich ans Basteln. Ich musste mich zurückhalten, da ich beim Basteln leicht dazu neige zu übertreiben. Und ich wollte Kate nicht gleich mit etwas ZU buntem verschrecken.

Am Ende kam eine süße, mal wieder etwas zu klein geratene Karte dabei heraus. Aber irgendwie bastelte ich meist winzige Dinge, die waren einfach auch zu niedlich. Ostersonntag warf ich sie in Kate's Briefkasten.
"Frohe Ostern Kate", flüsterte ich.

"Was grinst du so?", schaute meine Mutter mich an, als ich zurück ins Haus kam.
"Ach, nichts", ich versuchte ein neutrales Gesicht zu machen. Dann musste ich allerdings doch wieder grinsen.
"AHA." Meine Mutter sah mich mit ihrem Ich-weiß-dass-du-etwas-hast Gesicht an. Aber ich schwieg.

Am nächsten Morgen, mir war immer noch ganz schlecht von der vielen Schokolade, die ich am Vortag gegessen hatte, lugte ich vorsichtig in den Briefkasten. Nichts.
"Es ist Feiertag, da gibt's keine Post", sagte meine Mutter als sie mich sah.
Das wusste ich auch -
Aber vielleicht hatte Kate ja geantwortet...

Meine Mutter hatte sich mit einer Freundin verabredet und fuhr weg. Ich alleine, kam natürlich gleich wieder in Versuchung noch mehr Schokolade zu essen. Erschöpft lag ich mit Bauchschmerzen auf dem Sofa, als ich Kate draußen vorbeigehen sah.
Ich sprang auf und rannte zur Tür.
Vielleicht hatte sie ja doch etwas in den Briefkasten geworfen?
Ich öffnete ihn. Nichts.
Naja, war wohl auch zu viel geträumt.

Doch dann schaute ich auf den Boden. Dort stand ein kleines Körbchen. Ich hob es hoch. Darin steckte eine kleine Karte.
"Von Kate. Frohe Ostern :)".
Ich nahm den Korb mit ins Haus und stellte ihn auf den Wohnzimmertisch. Kate hatte grünes Ostergras und einen Schokoladen-Osterhasen mit Glöckchen hinein getan. Daneben ein paar Nougat-Eier.
Ich LIEBE Nougat-Eier.
Aber jetzt konnte ich wirklich nichts mehr essen, sonst würde ich vermutlich noch platzen.

Am liebsten hätte ich gleich eine Dankeskarte zurückgeschrieben. Oder bei ihr geklingelt. Aber an einem Feiertag?
Nein Cora, du hältst die Füße still.
Der richtige Moment würde schon noch kommen.
Hoffte ich zumindest.

Gegen Abend hin waren meine Bauchschmerzen wieder etwas besser, also Zeit rauszugehen.
(Man kennts, diese zwangsweisen mental health Spaziergänge).
Leider dieses Mal kein zufälliges Treffen mit Kate. Ich schaute noch eine Weile die Hasen in ihrem Garten an, und ging dann wieder ins Haus.
Bald kam auch meine Mutter. Ich hörte das Auto, aber sie war nirgendwo zu sehen. Einige Minuten später kam sie ins Haus.
"Wo warst du?", fragte ich. "Ich dachte ich bin mal so nett und mach dir die Tür auf, aber du warst gar nicht da".
"Ach ich hab mich noch ein bisschen mit unserer Nachbarin unterhalten, Kate. Sie hat so niedliche Osterhasen im Garten, hast du die schon gesehen?"

Das konnte doch jetzt nicht wahr sein.
Meine Mutter, der sie vollkommen egal war, traf Kate. Und ich?
Mein einziger Gesprächspartner heute war mein Handy!

"Sie wollte noch eine Runde spazieren gehen, warst du heute schon?"
Blitzschnell schaltete ich.
"Nein, ich gehe auch besser mal bevor es dunkel wird", antwortete ich. Hastig versuchte ich, mich schnell aber nicht zu auffällig schnell anzuziehen.
Draußen angekommen, war Kate nirgendwo mehr zu sehen. Ich ging ein Stück bis zur Ecke, keine Kate. Dann setzte ich mich auf die Bank vor dem Haus mit der Alarmanlage (zum Glück ausnahmsweise mal nicht an).
Ich hatte keine Lust mehr noch irgendwo anders hinzugehen, irgendwie war mir auch wieder übel, immer noch von der zu vielen Schokolade.

Es war dämmrig und ich wurde müde. Fast eingenickt, weckte mich Kate's Stimme.
"Irgendwie hatte ich geahnt dass ich dich hier treffe", scherzte sie.
"Hey, Kate." Ich rieb mir müde die Augen.
"Oje, du siehst gar nicht gut aus. Zu viel Schoki gegessen?"
Woher wusste sie das nur??
"Ähm... ja, vielleicht. Aber das lag nicht an deiner! Vielen Dank nochmal, das war echt süß".
"Du - deine Karte ist süß", Kate lächelte.
MOMENT, hätte sie gerade fast gesagt ICH bin süß!?
"Danke, ich bastle gerne", antwortete ich.
Dann war es kurz still.

Der Weg war sehr kurz, und so waren wir schnell wieder zuhause angekommen. "Bis dann, und ess nicht zu viel Schokolade!", winkte Kate mir.
Ich musste grinsen.

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*hust* *eigentlich würde ich lieber was ganz anderes vernaschen*
[Das habt ihr jetzt nicht gelesen!!!]
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In meinem Zimmer stellte ich den Osterkorb auf meinen Nachttisch, dort konnte ich ihn immer sehen.
Nachts wachte ich manchmal auf, und wenn das Mondlicht durch mein Fenster schien, glitzerte das Schokoladenpapier.

Sweet Neighborhood 💞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt