Kapitel 5

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"Kommt ihr mit?",wollte Ajsa, die beste Freundin von Ethan, im Umkleideraum von mir wissen."Wohin?",fragte ich irritiert."Im Breadsticks ist heute Karaokeabend. Unsere halbe Gruppe geht hin.""Ech? Das wusste ich gar nicht. Hmm Ethan ist wohl noch nicht fertig ich schreib dir dann, ok?""Ja klar.Wir gehen schon mal.Bis hoffentlich nacher.",mit einem kurzen lächeln ging sie zu den anderen. Dann machten sie sich auf den Weg und ich wartete. Als Ethan nach fünf Minuten immer noch nicht kam entschloss ich mich, mich in die Jungsumkleide zu schleichen. Eigentlich ist das ja sozusagen verboten aber die anderen zwei Jungen, Dillan und Marc, hatte ich bereits gehen sehen. Ich sah mich kurz um, doch im Flur vor der Umkleide stand niemand der mich sehen könnte. Ich öffnete die weiße Holztür. Ich konnte das Wasser rauschen hören, er war also unter der Dusche. Auf Zehenspitzen schlich ich um die nächste Ecke, ich wollte ihn überraschen. Die Duschen sahen so aus wie bei uns. Ein weiß gefließter Gang mit fünf kleinen Duschkabinen auf jeder Seite. Die kleine Vorhänge bedeckten die meißten Mädchen von den Kniekehlen bis zum Hals. Für mich war das etwas wenig Privatsphäre, aber die Mädchen sind ja keine Fremden.Ich schlich mich entlang bis ich vor einer Kabine stehen blieb. Von hinten erkannte ich seinen Kopf den er in den Nacken gelegt hatte. Das Wasser floss durch seine sonst dunkelbraunen Haare und färbte sie beinahe pechschwarz. Er ließ das Wasser einfach laufen. Es war ein bisschen seltsam ihn so zu sehen, die einzig vernehmbare Bewegung waren seine Atemzüge."Ethan?", flüsterte ich mit sanfter Stimme. Er rührte sich nicht. Ich trat so nah an den Vorhang, der Ethan gerade mal bis etwas über die Hüften ging( die Vorhänge waren hier wohl noch kürzer), dass ich kleine Tröpfchen auf meiner Haut spürte. Ich streichelte vorsichtig mit meiner Hand über seinen Rücken. Ruckartig drehte er sich um."Daisy!"Ich sah ihn an. Sein Anblick traf mich wie ein Schlag. Sein Gesicht war völlig rot. Es war als, als hätte er geweint. Vielleicht waren ihm aber ach nur Wasser in die Augen gelaufen."Was machst du hier?",wollte er von mir wissen und er rieb sich verstohlen die Augen und schniefte einmal."Du bist nicht gekommen und da wollte ich halt mal gucken was du hier so lange treibst.", erklärte ich ihm mit einem misstrauischen Unterton."Ja ich ähm...",er rieb sich mit Zeigefinger und Daumen, nach einer Erklärung suchend, den Punkt zwischen seinen Augenbrauen. Er startete einen neuen Versuch:"Ich hab die Zeit aus den Augen verloren." Für mich klang das nicht gerade überzeugend, geschweige denn ehrlich. Ich blickte ihn an:"Du weißt du kannst mir alles sagen.""Es ist alles ok. Lass uns gehen.""Achso ja die anderen haben uns eingeladen ins Breadsticks, zu nem Karaoke-Abend. Wollen wir hingehen?",fragte ich ihn."Ja hört sich gut an."

Schon von draußen hörte man die Musik. Als wir in den großen Saal kamen sah und vor allem hörte man Dillan und Marc gerade einen Klassiker singen. Ajsa bemerkte uns recht schnell und kam uns mit offenen Armen entgegen. "Heyyy",trällerte sie mit ihrer weichen, melodischen Stimme und umarmte erst mich und dann Ethan."Schön das ihr noch gekommen seit.""Ja so ein netter Abend ist doch immer entspannend, gerade in den Ferien.", sagte Ethan, legte einen Arm um meine Schulter und sah mich lächelnd an."Ja.", sagte ich zustimmend. Wir gingen zu der Sitzecke wo die anderen sich bereits niedergelassen hatten und begrüßten sie. Als die Jungs ihr Lied beendet hatten forderte Ajsa Ethan zu einem Lied auf zu dem die beiden mal einen Tanz einstudieren mussten. Damals war Ethan noch wie ein Niemand für mich. Andere hätten vielleicht ein Problem damit, dass der Freund etwas mit einer anderen macht, ich wahrscheinlich auch. Aber das waren eben Ethan und Ajsa. Sie kennen sich länger als Ethan und ich, ich weiß ja, dass die beiden ziemlich gute Freunde sind. Ich will da nicht im Weg sein. Außerdem ist Ethan nicht wie jeder andere Junge, ich kann ihm vertauen, dass ich die Einzige bin die er liebt. Sie sangen schön zusammen. Ajsa kann sehr schön singen und von Ethan konnte man nicht das Gehenteil behaupten. Zudem legten die beiden noch eine Tanzeinlage ein. Danach sangen noch ein paar andere, sowie Shelly, eine weitere Freundin, und ich ein Lied."Honey wollen wir nicht auch mal was zusammen singen?",fragte Ethan erwartungsvoll. Als Antwort nahm ich seine Hand und stürmte mit ihm auf das kleine Podest mit der betagten Karaoke-Anlage. Ethan bestand darauf einen Song auszuwählen also gewährte ich ihm den Wunsch. Dabei heraus kam ein furchtbar schönes wie zugleich trauriges Liebeslied heraus. Ethan sang gefühlvoll und laut. Meine Wenigkeit hingegen leise und eher schüchtern. Am Ende war Ethan außer Atem und sah mich an, dann legte er seine großen, rauen Hände um meine Tallie und zog mich vorsichtig, und doch begierig zu sich heran. Dann kam er mit seinem Gesicht näher. Ich fuhr mit meinem Finger seinen rechten Wangenknochen und die Kante seines Kinns nach."Ich liebe dich.",sagte er gerade so laut, dass ich es gerade einmal hören konnte. Dann presste er seine Lippen auf meine. Ich ließ mich von dem gefühlvollen Moment einfach mitreißen. Verschwommen hörte ich aus dem ,Publikum' "Ohh-Rufe", sowie vereinzeltes Klatschen.

Für immer wäre zu kurzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt