Kapitel 14

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Alec hatte mich mit in seine Wohnung genommen, damit ich eine Unterkunft hatte. Zu Hause konnte ich ja nicht bleiben wenn Ethan zurück kommt. Warum Alec ebenfalls eine Wohnung in der Stadt besaß verstand ich nicht, aber es ging mich eh nichts an.
Er versuchte es mir so angenehm wie möglich zu machen. Was nicht einfach war, da ich ihn kaum kenne und praktisch bei einem Fremden untergebracht war. Aber das er es versuchte rechnete ich ihm hoch an.
Täglich besuchte er Ethan im Krankenhaus und hielt mich auf dem neusten Stand. Ein mal war ich mit ihm mitgekommen, was ich jedoch bereute. Ethan wusste nichts mit meiner Anwesenheit anzufangen und bat mich schließlich zu gehen. Das war vor zwei Tagen. Meine Tanzstunden ließ ich ausfallen.

"Sein Zustand hat sich weiter verbessert, er scheint von der körperlichen Gesundheit stabil zu sein, aber er ist geistig immer noch in der Vergangenheit. Meine Eltern haben zusammen mit den Ärzten beschlossen ihn übermorgen nach Hause zu holen in der Hoffnung, dass er sich dort erholt.""Wäre es nicht besser ihn in seine gewohnte Umgebung, also seine Wohnung zu bringen?",unterbrach ich ihn."Ja sicherlich, aber dort können meine Eltern ihn besser kontrollieren.""Sicher", verständnislos rollte ich mit meinen Augen und fragte mich, ob Alec das gesehen hat. Ich weiß nicht wie er zu seinen Eltern steht und falls er sie lieben würde, wäre das etwas peinlich. Jedoch machte er keine Bemerkungen dazu. Also hatter er es entweder nicht gesehen oder es war ihm egal. "Ajsa zieht solange zu ihren Eltern.", Alec biss sich auf die Lippen als wünschte er, er hätte das nicht erwähnt. Ich spürte wie diese sechs kleinen Wörter das Feuer meiner Wut und Eifersucht auf sie schürte. Denn Ajsa's Eltern und Ethan's Eltern waren Nachbarn und gute Freunde. So konnte sie ihm noch näher sein, während ich eine 45 minütige Zugfahrt raus auf's Land unternehmen musste. "Tut mir leid, das war nicht gerade hilfreich." Ich sah ihn an und blickte wieder zurück in die Suppe mit den kleinen Buchstabennudeln. "Wäre es ok wenn ich, mhh, jemanden einlade?", fragte er mich beim Abwasch."Sicher, ist doch deine Wohnung.",stellte ich etwas schnippisch fest."Gut."

Am späteren Abend sah ich gerade eine neue Folge Dr.House als es klingelte. Ich hörte Schritte im Flur und gleich danach eine Frauenstimme. Hatte er etwa eine Freundin? Ich wollte nicht so neugierig sein und sofort nachschauen wer die Frau war und so beschloss ich später zufällig in der Küche ein Glas Wasser oder so zu holen. In der ersten Werbepause hatte ich keinen Durst und schrieb ein bisschen mit Elijah, da er zufällig online war.
"Hey, wie gehts?", begann ich.
"Gut bin nicht im Krankenhaus, dir? Was machst du?"
"Auch. Gucke Dr.House, du?"
"Nichts besonderes, magst du Ärtzteserien?"
"Ja, du?"
"Naja eher weniger, ich bevorzuge eher Horror- und Krimiserien."
Wir schrieben die ganze Werbung durch. Ab und zu hörte ich aus der Küche Lachen, sowie die gedämpften Stimmen.

Die zweite Werbepause startete, sodass ich mich auf den Weg in den Nebenraum machte. Auf der Sitzbank am Küchentisch saß Alec und eine Frau mit orangenem Haar in seinem Alter. Sie hatte sich in seine Arme gekuschelt und er hielt sie behutsam fest. Auf dem Tisch standen Kerzen und ein Weinglaß. Beide sahen mich an. "Oh ich wusste gar nicht, dass du Besuch hast.",täuschte ich meine Überraschung vor. Sie richteten sich beide auf: "Daisy das ist Juliet, meine Freundin." Sie stand auf und reichte mir lächelnd die Hand. Sie hatte ein sehr liebliches, weiches Gesicht. "Ich wusste gar nicht, das du eine...",begann ich wurde aber von Alec unterbrochen."Ja meine Eltern und Ethan wissen es auch nicht. Juliet und ich wohnen zusammen auf dem Uni-Campus. Wir sind seit drei Jahren ein Paar." Ich setzte mich an den Tisch. "Drei Jahre? Und du hast es deinen Eltern nicht gesagt?""Naja ich wohne halt sehr weit weg. Aber sie würden es eh nicht dulden.""Ich bin nicht gläubig",lächelte Juliet mich unschuldig an. Ihre Stimme war sehr melodisch."Ich verstehe nicht ganz.",merkte ich an.""Meine Eltern sind sehr konversativ und haben ganz genaue Vorstellungen für mich. Was ich später arbeite, wie ich lebe, wen ich heiraten werde und, und, und." "Aber Ethan und ich. Ich bin auch nicht gläubig.",stotterte ich ein wenig."Ja aber glaub mir, unsere Eltern wissen nur durch Zufall von dir."
"Deine Eltern sind echt total klischeehaft.",lachte ich zum Überbrücken der peinlichen Stille auf."Tss, das kannst du laut sagen.", stöhnte Alec. Er nahm einen Schluck Wein:"Möchtest du auch was?" Gerade als ich ja sagen wollte, fiel mir auf, dass sie die Zeit wahrscheinlich lieber zusammen verbringen möchten."Ähm nein danke, ich geh dann auch mal wieder nach drüben der Fernsehr wartet.""Wie du meinst."
Die Werbung war bereits vorbei, sodass ich den Anschluss verpasst habe, also schaltete ich es aus.
Ich wusste doch, dass Theresa mich nicht gut genug für Ethan findet.

Die Tage verstrichen.
Am Montagmorgen klingelte mein Wecker um sechs Uhr. Nach dem ich drei mal die 'Schlummern'-Taste gedrückt hatte, stand ich widerwillig auf. Ich verhielt mich möglichst leise, da Alec ja noch Ferien hatte.
Der Weg zur Uni gestaltete sich ungewöhnlich still. Ethan hatte mich immer unterhalten, aber nun fuhr ich allein mit dem Fahrrad. Ein kühler Wind blies mir ins Gesicht, der Herbst bahnte sich langsam aber sicher an. Das gefiel mir, denn der Herbst war meine Lieblingsjahreszeit.
Ich fragte mich, ob die Leute an der Uni etwas von Ethans Selbstmordversuch mitbekommen haben.
Bereits nach der ersten Vorlesung war ich geschafft. Wie bereits die vergangenen Tage dachte ich permanent an Ethan. Ich wusste nicht was mir die Zukunft bereit hält. Ich beschloss in Alecs Wohnung zurück zu kehren. Wie konnte ich nur denken ich könnte ganz normal zur Uni gehen?

"Schon wieder da?",fragte Juliet sichtlich überrascht als ich vor der Tür stand."Mir geht es nicht so gut.",log ich. Es schien als wolle sie noch etwas sagen, jedoch tat sie es nicht und ließ mich rein. Ich wollte gerade den Fernseher einschalten, da setzte sich Juliet neben mich. "Wo ist Alec?",fragte ich."Er schläft. Sie haben Ethan heute morgen nach Hause gebracht. Wenn du ihn besuchen möchtest, Alec fährt nächste Woche zu ihm, du kannst sicher mit ihm kommen. -Wenn du dich nicht so gut fühlst, möchtest du einen Tee oder so?" Ich lehnte dankend ab, ich wollte keine Umstände machen, es war schon großzügig genug, dass ich dort "wohnen" durfte. "Ich werde dann mit zu Ethan kommen.",verkündete ich scheinbar fröhlich, doch innerlich war ich gespaltener Meinung. Ich vermisste Ethan und mit jedem Tag an dem ich ihn nicht sah, nicht wusste ob alles wieder so werden könnte wie früher wurde dieses Gefühl schlimmer.
Doch ich hatte Angst, Angst verletzt zu werden.

Für immer wäre zu kurzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt