Acht: Die falsche Prinzessin

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KÖNIGREICH NOVARIS

NEVA

So schnell ich konnte, raffte ich meine Röcke und tastete darunter nach dem Weltenbuch.

"Brauchst du Hilfe?", dumpf drang Chions Stimme durch die massive Holztür. 

Das hat mir gerade noch gefehlt.

"Nein, ich schaff das alleine!", rief ich leise zurück, in der Hoffnung, dass er mich verstanden hatte. Das Letzte, was ich wollte war Chion, der mich in meinen Unterkleidern überraschte.

Endlich stießen meine Hände auf Wiederstand. Ich ertastete die Naht und setzte dann vorsichtig meine Haarnadel an. In weiser Voraussicht hatte Maeve mir dieses Schmuckstück in meine Frisur gesteckt; die scharfe Kante schnitt ohne Probleme durch die Fäden. Sorgsam darauf bedacht, dass Buch nicht zu beschädigen, zog ich es aus dem Stoff und richtete die Lagen an Stoff wieder so, dass nichts zu sehen war. Dann klopfte ich kurz gegen die Türe um Chion zu signalisieren, dass ich fertig war.

Innerhalb weniger Sekunden war er neben mir, einige losgelöste Haarsträhnen warfen Schatten auf sein Gesicht, als er sich interessiert vorbeugte. Schnell widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Weltenbuch und schlug die richtige Seite auf. Die roten Linien sprangen mir förmlich ins Gesicht; glücklicherweise waren es jedoch weniger als noch in Luxferra. 

"Rietta hat tatsächlich Celestes Rolle eingenommen.", hauchte ich, nachdem ich einige Zeilen überflogen hatte. So etwas war mir bisher noch nie passiert. Es gab zwar seit den Problemen mit der Magie nicht selten Figuren, die nicht mehr gut sein wollten oder ihre Rolle schlichtweg nicht mehr erfüllten, aber das hier... das setzte einen ganz neuen Rekord, selbst für derzeitige Verhältnisse. 

"Dann sollten wir die richtige Nachfahrin Cinderellas finden oder?", kam es von Chion. Ich nickte zustimmend.

"So schnell wie möglich."









KÖNIGREICH KREONIEL, SCHLOSS

MAEVE

Hustend griff Maeve nach der Karaffe mit Wasser. Doch das kühlende Nass blieb aus. Mit zitternden Händen stellte die junge Hexe das große Gefäß zurück auf das Nachttischchen neben dem Bett und fiel erschöpft zurück in die Kissen. Dabei fiel ihr Blick auf das Gemälde an der gegenüberliegenden Wand. Es war augenscheinlich sehr alt, man erkannte es an dem abgeblätterten Rahmen und der Ölfarbe, die bereits ihre strahlenden Farben verloren hatte.

Das Bild zeigte sechs erhaben wirkende Gestalten in fließenden Gewändern, deren Gesichter allesamt unkenntlich gemacht worden waren. Beherrscht wurde das Gemälde von den Elementen Luft, Wasser, Feuer, Erde, Licht und Dunkelheit. Irgendetwas an dem Bild störte Maeve, doch sie konnte nicht ganz benennen, was. Bei Gelegenheit musste sie Neva fragen, worum es sich hierbei handelte.

Ein weiterer Hustenanfall schüttelte Maeve, keuchend hielt sie sich eine Hand vor den Mund. Flüssigkeit sprühte von innen gegen ihre Handfläche und als Maeve diese wegnahm, war sie leuchtend rot.

Einmal mehr hoffte Maeve, dass Chion und Neva sich beeilten. Die Hexe wusste, dass selbst eine einfache Erkältung tödlich enden konnte, wenn sie sich so schlecht entwickelte, wie bei ihr. Oft genug hatte sie es bei den Menschen in Luxferra mit ansehen müssen, wenn sie -durch ihre Magie als Mensch getarnt- Violaines Lieblingssüßigkeiten gekauft hatte. Die einzige Person, die ihr in diesem Zustand noch helfen konnte, war eine Heilerin.











KÖNIGREICH NOVARIS, BALLSAAL DES SCHLOSSES

NEVA

"Dort!", rief ich und deutete auf eine blondhaarige Frau, die plaudernd mit einem Glas Wein in der Hand am Rande der Tanzfläche stand.

The Fairytale Of A WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt