Nervös knetete ich meine Hände und sah auf dar ruhige Wasser des Sees. Nicht mehr lange und mein Traum würde sich erfüllen, oder auch nicht. Die Chancen standen nicht schlecht: Jeweils die besten zwei Magier jedes Elements eines Jahrgangs bekamen einen magischen Tierpartner und es gab bei uns nur drei Wassermagier, die die letzten Prüfungen überstanden hatten. Nur einer von uns müsste mit der Schmach leben, keinen zu bekommen. Die anderen Magier standen hinter unserer kleinen Gruppe, die von Miss Briney angewiesen wurde, so nah wie möglich ans Ufer des Sees heranzutreten. Sobald wir drei uns aufgestellt hatten, pfiff unsere Lehrerin einmal laut und wie auf Kommando, teilte sich die Wasseroberfläche. Zwei Hippocampifohlen tauchten auf und musterten uns Wassermagier neugierig. Fast hätte ich vor Freude aufgequietscht. Ganz ruhig, Lani. Die Magischen würden jede Aufgewühltheit meinerseits sofort spüren und selbst nervös werden und das wollten wir auf jeden Fall vermeiden. „Nun gut, beginnen wir", rief der Direktor, Baron von Keos, „Mierra Lawille, tritt vor!" Die Wassermagierin, wie ich von bürgerlicher Herkunft, trat selbstbewusst vor und Miss Briney wandte sich ihr zu, um ihr noch letzte Hinweise zu geben. Die Aufgabe war an sich einfach: Die Hippocampi mit unserer Kraft der Wassermanipulation am Schwimmen zu hindern und uns „gefügig" machen. Man musste außerdem dazusagen, dass wir drei, als schwächste Magier, unter noch größerem Druck standen, denn wer heute mit Partner aus der Prüfung ging, hatte einen etwas höheren gesellschaftlichen Stand inne, auch wenn man ein Wassermagier war. Mierra schloss die Augen und schon nach kurzer Zeit begann der See höhere Wellen zu schlagen. Die Hippocampi waren allerdings noch kein bisschen beeindruckt und begannen sich von Ufer zu entfernen. Das schien die Wassermagierin unter Zeitdruck zu setzen, die Wasserpferde einzufangen und ich konnte sie gut verstehen. Unserer Kraft konnten wir zwar schon gut bündeln, aber auf weite Entfernungen hielten wir noch nicht besonders lange durch. Obendrein konnten wir im Moment nur das ohnehin vorhandene Wasser nutzen. Um selber welches zu erschaffen, fehlt uns noch das Training und die Kraft.
Hinter den Hippocampi bildete sich eine Wasserwand, die sie vom Rest des Sees trennte, doch die magischen Pferde ließen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen und drehten blitzartig ab. Das kam so unerwartet, dass Mierra die Kontrolle verlor und die Wasserwand in sich zusammenfiel. Die Hippocampi sahen ihre Chance und schossen los. Wir hatten im Unterricht zwar schon gelernt, dass die Magischen eine beachtliche Geschwindigkeit erreichen konnten, doch es mit eigenen Augen zu sehen, war etwas Wunderschönes. Natürlich hatte ich Mitleid mit meiner Klassenkameradin, aber ich musste die anmutigen Bewegungen der Wasserpferde einfach bewundern.
Da die Hippocampi dem Rand von Mierras Kontrollbereich immer näherkam, reagierte sie, wie wahrscheinlich viele in ihrer Situation: Sie ließ ihrer ganzen Kraft freien Lauf, um die Hippocampi noch irgendwie aufhalten zu können. Die Wasserwand formte sich von Neuem und die Hippocampi drehten ab, diesmal allerdings in zwei verschiedene Richtungen und ich dachte schon Mierra hätte aufgegeben, doch sie stieß einen Schrei aus und zwei weitere Wände aus Wasser erhoben sich 'gen Himmel. Somit blieb den Wasserpferden nur noch der Weg zu uns, Richtung Ufer, doch sie schienen andere Pläne zu haben: Sie schwammen den halben Weg zu uns, drehten dann aber wieder ab und schossen los, als wir erkannten, was sie vorhatten, setzten sie schon zum Sprung an. Doch nur eines schaffte ihn auch. Das andere kam nicht aus dem Wasser, gehalten von Mierra, die ihre letzten Kräfte aufwandte und die mit zusammengebissenen Zähnen schwer atmend neben mir kniete. „Alles in Ordnung?", fragte ich leise und streckte die Hand nach ihr aus, doch der Blick, den sie mir zuwarf, ließ mich zurückschrecken. Wie ein wildes Tier, das man in die Ecke getrieben hatte, starrte sie mich an und erst da wurde mir bewusst, was es hieß, von der Gesellschaft und ihren Ständen zu etwas gedrängt zu werden, für das man auch das eigene Leben geben würde. Mierra hielt das sich wild wehrende Hippocamp noch weitere drei Minuten fest, dann erklärte Miss Briney, sie könne aufhören und meine Mitschülerin fiel ohnmächtig zu Boden. Ich wollte zu ihr laufen, doch eine Gruppe Heiler kam sofort herbeigeeilt, um Mierra zu versorgen.
Als sie abtransportiert wurde, machte Baron von Keos einfach weiter, als ob nicht gewesen wäre, was mich wiederum wütend machte. Warum scherte es ihn nicht, wenn eine seine Schülerin zusammenklappte?!
Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich den zweiten Wassermagier gar nicht weiter beachtete, sondern erst wieder aufpasste, als er die Aufgabe bereits gemeistert hatte, was gar nicht mal so lange dauerte.
„Leilani Alita, tritt vor!", rief unser Direktor und ich tat wie mir befohlen. „Denk einfach daran, was wir im Unterricht besprochen haben, dann wird alles glattgehen. Du hast eine sehr gute Magiekontrolle", sagte Miss Briney und ich nickte. Ich hatte mich immer besonders bemüht nie die Kontrolle über meine Magie zu verlieren, denn mit Kontrolle konnte ich jederzeit die Situation nach meinen Wünschen lenken und stoppen, wann ich wollte. Ohne Kontrolle war alles verloren. Ich holte einmal tief Luft, um mein viel zu schnell schlagendes Herz zu beruhigen, doch gegen meine Nervosität konnte ich einfach nichts machen. Die Hippocampi waren auch keine Hilfe. Sie waren zwar wieder deutlich ruhiger seit die Wasserwände meines Vorgängers in sich zusammengefallen waren, doch jetzt waren sie noch aufmerksamer als zuvor. Ein falscher Schritt von mir und sie würden davon schießen. Ich schloss die Augen und konstruierte in meinem Kopf ein Bild dessen, was ich bewirken wollte. Meine magische Kraft floss durch mich hindurch und ich öffnete meine Augen wieder. Zeitgleich bildeten sich drei Wasserwände von einem Meter Durchmesser und die Hippocampi gerieten in Aufruhr. Da ich damit gerechnet hatte, ließ ich die Wände langsam näherkommen, meinen Magiefluss immer im Hinterkopf. Meinen Überlegungen nach müssten die Wasserpferde langsam versuchen über die Wände zu springen. Als sie dies schließlich versuchten, war ich vorbereitet. Immer wenn eines der Magischen zum Sprung ansetzten wollte, ließ ich seine anvisierte Wand blitzschnell näherkommen. Durch die sich stetig verändernde Entfernung, mussten die Hippocampi jedes Mal ihren Sprint abbremsen und zurückweichen, denn es war nur verständlich, dass sie nicht sprangen, wenn die Gefahr bestand, sich durch die nicht abschätzbaren Entfernung zu verletzen. In dieser Hinsicht dachten wir gleich und darauf hatte ich gebaut.
Die Wasserpferde waren nun immer in Bewegung und das zerrte an ihren Nerven, wie es aussah. Sie hielten übertrieben viel Abstand zu meinen Barrieren und schossen mit atemberaubender Geschwindigkeit durchs Wasser. Aber auch meine Konzentration ließ langsam nach und nach geschätzten fünfzehn Minuten beschloss ich meine Strategie zu ändern. Dass ich meine Wasserwände nicht verstärkt hatte, war den Hippocampi noch nicht aufgefallen, was mir ebenfalls in die Karten spielte, denn sonst hätte ich schon längst keine Kraft mehr gehabt. Aber ich merkte, dass meine Kraft sich ihrem Ende zuneigte, also ließ ich die Wasserbarrieren so weit ans Ufer kommen, dass die Hippocampi zu keinem Anlauf mehr ansetzen konnten. Dabei berührte ich allerdings eines der Wasserpferde, das zu spät zurückwich und verlor meinen Trumpf. Das magische Tier, das sofort seine Freiheit witterte, preschte durch die Wand und das andere folgte. Das zweite konnte ich irgendwie in der Mauer festhalten, wodurch das andere in der Nähe blieb, aber es kostete mich enorm viel Kraft. Kraft, die ich nicht hatte. Die zwei anderen Wasserbarrieren fielen in sich zusammen und ich viel auf die Knie, da mir meine Beine den Dienst versagten, doch ich beachtete es nicht. Meine ganze Konzentration galt dem See und der neuen Wasserwand, die sich jetzt vor dem sich noch frei bewegenden Wasserpferd erhob. Ich wusste, dass ich es bei meinem ersten Angriff treffen musste, oder ich würde nicht bestehen, denn für einen zweiten Anlauf fehlte mir die Kraft. Meine in Richtung See ausgestreckten Arme zitterten und nur noch meine Entschlossenheit hielt mich mehr oder weniger aufrecht. Das Hippocamp schoss vor, auf die Wand zu. Gleichzeitig schloss ich die Augen und stieß einen Schrei aus.Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich beide Hippocampi, die sich gegen meine Barrieren wehrten, sich aber nicht befreien konnten. Ihre Köpfe und Enden ihrer Fischschwänze, die nicht vom Wasser eingeschlossen waren, zappelten und erschufen Wellen, die sich am Ufer brachen. Durch die vielen Sprints vorhin waren sie allerdings ermüdet und so stellten sie irgendwann ihre Gegenwehr ein. Vielleicht sahen sie auch ein, dass es schneller vorbei war, wenn sie sich ergaben. „Bestanden", sagte Miss Briney, doch das hörte ich nur noch am Rande, denn meine Welt begann sich in dem Moment, in dem das Adrenalin nachließ zu drehen und ich spürte nur noch den Aufprall auf den Boden bevor mir schwarz vor Augen wurde.
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Wir hoffen es hat euch gefallen :)
Bis nächste Woche
Rubin & Pradaline
(Bild: https://dthezntil550i.cloudfront.net/yx/latest/yx2108290745275190014242607/1280_960/59114bdc-e588-47c4-924b-e779b8e7e22a.png)
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Elemental Academy ~ Tierische Freunde
Teen FictionLeilani, Amara und die Zwillinge haben also die Prüfungen des ersten Jahres bestanden und sind somit nun offizielle Schüler der Elemental Academy. Auch im zweiten Jahr erwarten die Vier wieder Prüfungen, wie die Prüfungen für die magischen Tierpartn...