11.Kapitel

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Ich ließ mich ins Gras fallen und starrte den Sternenhimmel an. Zack und ich hatten erst vor einer halben Stunde ausgemacht, dass es uns für heute mit dem Projekt reichte. Nun war es bereits ein Uhr in der Früh.

Ich hatte ihn gebeten, das wir das Projekt heute draußen, in Zacks Garten weiterarbeiten sollten, da es heute angenehm warm war.
Auch jetzt war die Nachtluft immernoch angenehm und ich schloss genießerisch die Augen, als eine sanfte Brise über mein Gesicht wehte. Ich öffnete sie jedoch wieder blinzelnd, als ich Schritte neben mir hörte. Zack stand neben mir, mit zwei Cocktails in der Hand. Den einen streckte er mir hin.
„Hier, die haben wir uns für unsere Arbeit heute echt verdient", zwinkerte er mir zu.
Ich setzte mich auf und nahm das Getränk dankend an. Dann ließ ich meinen Blick über den Garten schweifen, ehe ich einen Schluck nahm. Er war nicht groß, aber er war groß genug. Die Grasfläche machte ungefähr sechs Quadratmeter aus. Wenn ich nach rechts schaute, sah ich die Terrasse mit dem Gartentisch und den Stühlen, auf welchen unsere Notizen quer verteilt lagen. Die Lichterkette, die über dem Gartentisch hing, gab ein angenehm warmes Licht ab und ließ die Situation gerade fast schon romantisch wirken. Ich hörte, wie Zack sich neben mir niederließ.

Er nahm einen Schluck von seinem Cocktail und sah mich dann an. „Wow Avery, wenn wir in dem Tempo weiterarbeiten, brauchen wir ja nichtmal mehr die nächste Woche." „Wir wollen aber nicht in dem Tempo weiterarbeiten Zack. Das war heute viel zu viel aufeinmal."
Er lachte auf, was ein Kribbeln in mir auslöste.
„Wie machen wirs morgen?", fragte er dann. „Was?", verwundert sah ich ihn an. „Naja... du warst bis jetzt immer bei mir für das Projekt. Ich will auch mal dein Reich kennenlernen Avery Hilton." Augenblicklich versteifte ich mich. Zack zu mir nach Hause lassen?
„Das geht nicht.", presste ich hervor. Meine Handflächen wurden so schwitzig, dass ich Angst hatte, mir würde das Glas gleich aus der Hand fallen. „Wieso ni-", setzte er an. „Das geht dich nichts an", fauchte ich zurück.
Er lachte wieder auf, „Wow, hasst du mich so sehr, dass ich nichtmal dein Haus betreten darf?" „Sei einfach leise Zack!" stieß ich nun lauter hervor. Er verstummte augenblicklich.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mich verwundert musterte. Dann hob er seine Hand und legte sie an meine Wange. Ich zuckte zusammen.

Ich merkte, wie er mir behutsam über die Wange strich und ich realisierte, dass ich gerade weinte. Zack sagte nichts, wofür ich ihm auch dankbar war. Er nahm einfach nur meine Hand und strich immer wieder mit dem Daumen beruhigend darüber. Wow, Zack hatte Feingefühl? Das war mir neu. Aber es half.
Ich beruhigte mich allmählich wieder.

Nach einer Weile räusperte er sich. „Ist es wieder okay?" Ich nickte nur als Antwort.
„Okay Themenwechsel. Ich weiß fast nichts über dich, außer über ehm... deine Sexgeschichten. Erzähl mir doch mal einen Fun Fact von dir oder sowas."
„Einen Fun Fact?" gluckste ich. Ich wusste nicht, was es für „fun" in meinem Leben gäbe außer Sex. Dann fiel mir aber doch was ein. „Fun Fact: Ich kann dich nicht leiden, weil du nervig und unausstehlich bist.", er unterbrach mich. „Ja das weiß ich bereits, erzähl mir was Neues." Ich musste stark überlegen und konnte mir aber aufgrund seiner trockenen Antwort ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich hab was.", sagte ich schließlich nach einer Weile. „Sags mir."
„Bring mich dazu, oder du wirst es nie erfahren." Mit großen Augen starrte er mich an. Das Grau funkelte im Mondlicht.
„Wow, Erpressung? Nicht cool." Ich verdrehte die Augen. „Deine Handlungen und Regeln sind auch nicht viel barmherziger."
Erneut lachte er auf. „Da hast du wohl recht. Was soll ich tun?" „Küss mich."
„Nur ein Kuss? Das wäre deine Chance gewesen, mich nach Sex zu fragen."
„Ich habe gerade keine Lust auf Sex."
Um ehrlich zu sein, sehnte ich mich gerade einfach nur nach Nähe und diesem neuen, unbekannten, kribbelnden Gefühl was Zack mir immer gab. Vorallem war er ein verdammt guter Küsser.
„Nicht? Wow, das ist mir neu." grinste der Schwarzhaarige. „Mit deinem Verhalten machst du mich da unten so trocken wie eine Sahara." „Wirklich?", er kam mir langsam näher, „Das sah die letzten paar Tage aber anders aus." Diesen Satz hauchte er nur, was mir eine Gänsehaut bereitete. Ich schluckte.
Wieso hatte er so eine Macht über mich? Mir gefiel das ganz und garnicht. „Da war ich nur Notgeil, weil ich auf Sexentzug bin." „Ist klar.", ich spürte seinen Atem mittlerweile auf meiner Wange.

Keine zwei Sekunden später trafen seine Lippen auf meine. Diesmal war es ein langsamer, romantischer Kuss, welcher mir ein noch stärker kribbelndes Gefühl gab als der Letzte. Ich erwiderte ihn und legte meine Hand in Zacks Nacken, um ihn näher an mich heranzuziehen. In diesem Moment hatte ich das Gefühl wir wären dir einzigen Menschen auf diesem Planeten. Es gab nur Zack und mich. Uns zwei. Und zum ersten Mal war mir dieser Gedanke nicht zuwider. Die Hand des Schwarzhaarigen legte sich um meine Taille.
Als uns die Luft ausging, lösten wir uns voneinander.

„Wow das war..." fing ich überrascht an. „Bombastisch? Fantastisch? Einfach nicht von dieser Welt? Ich weiß, ich bin halt ein guter Küsser.", grinste er. Ich wurde etwas sauer und traurig. Zack hatte den Kuss wohl ganz anders wahrgenommen als ich. Und dass er sich über diesen lustig machte, störte mich. „Ich singe gerne.", sagte ich leise. „Was?" fragte er überrascht nach. „Ich. Singe. Gerne.", sagte ich nun etwas lauter, „Das ist mein Fun Fact." „Dann sing mir mal was vor, Avery Hilton." „Lieber nicht. Erstens ist das total peinlich, zweitens hast du es nicht verdient, dass ich dir vorsinge." „Wie verdiene ich das denn?"

„Verrate mir einen Fun Fact von dir."
Überlegend starrte er in den Nachthimmel und ich verdrehte die Augen. Tut er gerade ernsthaft so, als hätte er nicht mit einer Gegenfrage dazu gerechnet? Nach einer Weile sagte er: „DAS wiederrum musst du dir verdienen." Was ist das denn jetzt für ein unlustiges Spiel? „Dann lassen wirs.", sagte ich nun sichtlich genervt. Er lachte erneut auf. Wow, er war heute ja mal wirklich gut drauf.
„Schon gut, Avery! Das einzige, was ich mir von dir wünsche, ist noch ein Kuss."
„Noch ein Kuss?", jetzt musste ich grinsen, „Scheint, als wärst DU derjenige, der den Kuss bombastisch, fantastisch und einfach nicht von dieser Welt fand." Er grinste, ehe er sinnlich ein, „Vielleicht.", hauchte. Er musterte mich gespannt, wartete auf meine nächste Handlung. Also griff ich nach seinem Kinn. Ich musste mich etwas aufrichten, da ich wegen meiner Größe sonst nicht an seine Lippen kam, und küsste ihn schließlich.

Ein Feuerwerk explodierte in meinem Inneren. Zack lies seine eine Hand in meine Haare gleiten und legte die andere auf meinem Rücken ab. Anhand des Kusses merkte ich, das er mich wollte. Nicht im sexuellen Sinn.
Nein, es wirkte, als wollte er mich bei sich haben. Ich merkte, wie ich rot bei dem Gedanken wurde und fragte mich augenblicklich, was mit mir los war. So eine Reaktion kannte ich garnicht von mir.
Schnell und schweratmend löste ich mich von ihm und sah ihn direkt an. Seine wohlgeformten Lippen waren noch leicht geöffnet und er starrte mich so überrascht an, als hätte er einen Geist gesehen.
„Ist was?", fragte ich fast schon schüchtern. Augenblicklich schlug ich mich innerlich.
Ich bin eine Hilton. Hiltons zeigen keine Schwäche. Zack legte sich eine Hand über den Mund, ehe er etwas Abstand zu mir gewann. „Nein... alles gut.", raunte er dann.
Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen uns aus.

„Ich... ich sollte wohl besser jetzt gehen.", sagte ich nach einer gefühlten Ewigkeit.
„Ja, vielleicht wäre das besser so.", antwortete Zack kalt, was mir aus irgendeinem Grund wirklich wehtat.
„Okay... dann... bis morgen." Es hörte sich aus meinem Mund eher wie eine Frage, als eine Aussage an. Schnell stand ich auf, um meine Sachen zusammenzusuchen und schritt anschließend zur Tür hinaus. Ich warf nochmal einen Blick nach hinten über die Schulter und sah, dass der Schwarzhaarige einfach regungslos Sitzen geblieben war.
Was war das denn gerade?

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