6.Kapitel

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Ich driftete schnell in den Schlaf ab, aber damit direkt in einen Albtraum hinein. Ich träumte von dem gruseligen Mann auf der Straße, wie er sich wieder vor mir befriedigte und von Hailey, welche daneben stand und lachte. Als wäre das noch nicht genug, spürte ich Hände an meinem Körper und als ich mich umdrehte, erblickte ich den dreckig grinsenden Herr Stein.

Schreiend wachte ich auf.
Panik machte sich in mir breit, als ich meine Umgebung nicht erkannte. Wo bin ich? Ich drehte mich in die andere Richtung und konnte einige Schemen des Raumes erkennen. Alles ist gut Avery, du bist bei Zack. Ich versuchte mich wieder zu beruhigen, aber mein Herz pochte mir bis zum Hals. Ich wusste, ich würde jetzt nicht mehr einschlafen können, mein Stolz ließ es aber nicht zu, zu Zack zu gehen und ihn aufzuwecken. Nur über meine Leiche frage ich den Typen um Hilfe, oder um sonst irgendwas, außer es geht um Sex. Also drehte ich mich wieder auf die andere Seite richtung Wand und versuchte mich zu beruhigen, was mir aber nicht gelang.

Plötzlich ertönte die Stimme von Zack, welche sich angesichts der Tageszeit sehr kratzig anhörte. „Mach verdammt nochmal nicht so viel Lärm und komm einfach her Avery." In mir sträubte sich alles, trotzdem stand ich auf und tapste ohne etwas zu sagen barfuß zu ihm hinüber. Dann stand ich vor seinem Bett, unschlüssig was ich tun sollte. Durch den Vorhang am einzigen Fenster in dem Raum schien das Mondlicht, welches ästhetisch Zacks Muskeln betonte. Er hatte nämlich die Decke etwas zurückgeschlagen und gab Blick auf seinen Oberkörper frei. Ich schluckte und mein Blick wanderte zu seinem Gesicht. Seine grauen Augen blitzten mich wie Kristalle an.

Plötzlich kam mir die Situation zu intim vor. Ich hatte noch nie bei einem Mann übernachtet. Es ging immer nur um schnellen Sex und das wars. Aufeinmal fühlte ich mich fehl am Platz und ich merkte, wie unsicher ich wurde. Vorallem, da mich der Schwarzhaarige länger ohne etwas zu sagen anstarrte, als würde er überlegen. Dann fragte er: „Geht's wieder?" „Ja...", antwortete ich zögernd. „Gut", raunte er und drehte sich weg. „Wenn du solchen Lärm machst, kann ich nämlich nicht schlafen." Mal wieder sprachlos stand ich da. Hatte er mich ernsthaft um mir das zu sagen ans Bett geholt? Naja was hatte ich anderes erwartet? Es war immerhin das Oberarschloch Zack. Ich wollte aber nicht schon wieder einen Streit verursachen, welcher wohlmöglich dazu führen könnte, dass Zack mich doch noch vor dir Tür setzt. Also drehte ich mich einfach wieder stumm um und wollte gerade wieder zur Couch marschieren, als ich einen Arm um meine Taille spürte. Dann verlor ich den Boden unter den Füßen und quickte auf.

Mein Aufprall war sanft und ich verstand garnicht was geschah, als Zack ein, „Und jetzt halt den Mund", sehr nah an meinem Ohr raunte. Ich traute mich nicht zu atmen, musste erstmal die Situation verstehen. Zack hatte mich mit sich ins Bett gezogen. Ich verstand diesen Mann nicht. Sein einer Arm verweilte immernoch um meine Taille und als ich meinen Kopf nach links drehte, sah ich ihm direkt in die Augen. Er erwiderte meinen Blick. „Zack, was-", setzte ich an, doch wurde prompt von dem schwarzhaarigen unterbrochen, „Frag nicht und schlaf einfach." Dann drehte er sich mit dem Rücken von mir weg. Verstohlen betrachtete ich diesen. Auch an diesem machten sich deutlich Zacks Muskeln bemerkbar und plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis, diese anfassen zu müssen. Sachte, ganz leicht strich ich über seine breiten Schultern. Ich hörte, wie Zack scharf die Luft einsog. Gefiel ihm das? „Lass das", knurrte er, jedoch entging mir nicht die Gänsehaut und dass er schwerer zu atmen schien. „Sonst was?" fragte ich neckisch.

Schneller als ich schauen konnte nagelte Zack meine Arme über meinem Kopf fest und beugte sich über mich. „Sonst..." er stockte und ließ seinen Blick über mein Gesicht gleiten, welches ihn überrascht ansah. Dann seufzte er, „Avery, schlaf jetzt einfach", und drehte sich wieder weg. Ich verdrehte die Augen und wandte mich auch ab. Nun lagen wir Rücken an Rücken und als ich dieses Mal einschlief, sank ich in einen traumlosen Schlaf.

Am Montag hatten wir wieder Biologie und als ich Herr Stein in den Raum reinkommen sah, versteifte sich alles an mir. Ich linste zu Zack, um nicht Herr Steins lüsternen Blick ansehen zu müssen. Der schwarzhaarige tat bereits den ganzen Tag so, als würde er mich nicht kennen. Er hatte mich bisher nicht eines Blickes gewürdigt. Was mir zwar an sich egal war, jedoch empfand ich es als komisch, nachdem was am Wochenende passiert war. Wir waren Arm in Arm aufgewacht, gut, wir hatten uns zwar sofort voneinander gelöst, als wir das bemerkten, aber er war trotz seiner Arschlochart für mich da gewesen. Er hatte uns sogar Frühstück gemacht, ehe ich mit dem Bus eine halbe Stunde nach Hause gefahren bin. Die Situation überforderte mich, da ich ausnahmsweise mal nicht nur Sex mit einem Mann hatte.

Als es zur Pause klingelte, nahm ich wahr, wie Herr Stein sich auf mich zubewegte, als wolle er mir etwas sagen. Angst überkam mich und ich quteschte mich schnell zwischen den anderen Schülern nach draußen. „Avery!", ertönte Herr Steins Stimme, doch ich war schon auf den Flur hinausgetreten und scannte diesen panisch ab. Links, ein paar Meter entfernt lief Zack, also joggte ich diesem hinterher und hielt ihn am Ärmel seiner Lederjacke fest. Hektisch linste ich nach hinten und erblickte Herr Stein, welcher unschlüssig vor der Klassenzimmertür zum Stehen gekommen war, als er Zack an meiner Seite sah. Als wäre Schule nicht schon schlimm genug, machte mir dieser Lehrer noch jeden Tag zur Hölle. Plötzlich ertönte ein grollendes, „Lass los, die war voll teuer." Also blickte ich wieder nach vorne zu Zack und lockerte meinen Griff. „Was willst du?" fragte er dann.

Wieder hörte ich Getuschel und drehte mich zu der Quelle. Dort standen wieder Hailey und ihre Freundesgruppe. Die Situation kam mir mehr als bekannt vor und ich schluckte. „Ich wollte dich nochmal wegen dem Projekt fra-" „Hmmm", unterbrach er mich, „Ich habe gewusst, dass du mich damit wieder nerven wirst. Komm Morgen nach der Schule einfach mit zu mir." Dann drehte er sich um und ging. „Okay!", rief ich ihm noch hinterher, verwundert darüber, dass er seine Meinung geändert hatte und machte mich dann selbst schnell auf, aus der Schule zu kommen, da ich immernoch Herr Steins Blick in meinem Rücken spürte.

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