12.Kapitel

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Es war Sonntag, was bedeutete, dass Zack und ich noch genau eine Woche lang Zeit hatten, das Projekt fertigzustellen. Ich hatte seine Handynummer aus dem Klassengruppenchat herausgesucht und ihm geschrieben, wann ich denn heute vorbeikommen sollte. Er hat die Nachricht nur gelesen und nicht geantwortet. Wieso reagierte er plötzlich wieder so? Ich dachte wir wären einigermaßen über sowas hinweg gewesenen. Hatte das immernoch mit gestern zu tun? Mit unserem Kuss und seiner Reaktion darauf? Mich belastete der Gedanke. Und mich belastete der Gedanke, dass mich sowas doch tatsächlich belastete. Obwohl ich Zack doch sowieso nicht leiden konnte, schwirrte er schon den ganzen Tag in meinem Kopf herum, weshalb ich diesen freikriegen wollte.

Ich hatte mich mal wieder in mein Sportoutfit geworfen, band mir die Haare hoch und ging eine Runde Joggen. Aber auch hier regneten Flashbacks auf mich ein, die mit Zack zutun hatten. Wie er mich das letzte Mal als ich Joggen war alleine gelassen hatte. Wie ich im Endeffekt dann aber doch bei ihm geschlafen habe. Ich erinnerte mich daran, dass wir aneinandergekuschelt aufgewacht waren.
Mein Herz bekam einen Stich. Sehnsucht. Ich hatte Sehnsucht danach wieder genauso bei Zack zu liegen. Energisch schüttelte ich den Kopf. Avery, reiß dich mal zusammen!

Ich legte einen Zahn zu und summte leise bei dem Lied mit, welches gerade über meine Kopfhörer lief. Ich versuchte mich auf nichts außer das Lied zu konzentrieren, doch als es zu „Close" von Nick Jonas und Tove Lo wechselte, musste ich schlucken. Augenblicklich erschienen wieder Bilder von Zack vor meinem Inneren Auge. Seine leicht welligen, schwarzen Haare, wovon ihm einige Strähnen ins Gesicht fielen. Seine grauen Augen, welche mich argwöhnisch musterten. Sein Grinsen, sein Lachen, seine Lippen, seine Tattoos, seine Muskeln. Ich schluckte als der Zack in meiner Vorstellung mein Kleidung auszog, seine großen Hände über meine nackte Haut streichen ließ. Dann verteilte er Küsse über meinen Körper, die allein schon durch die Vorstellung das altbekannte Kribbeln in mir auslösten. Als ich mich in meiner Vorstellung jedoch nach mehr betteln hörte, blieb ich keuchend stehen. Scheiße, was ist denn nur los mit mir? So kenne ich mich ja garnicht. Und bin ich jetzt ernsthaft dadurch geil geworden?

Ich stützte mich auf meinen Knien ab und atmete schwer. Konnte das bitte einfach aufhören? Ich wollte nicht so viel über Zack nachdenken.

Plötzlich ertönte eine Stimme, die mir nur allzu bekannt war. „Hey, du Schlampe.", ertönte es von Hailey. Ich verdrehte die Augen, dann richtete ich mich auf. Die hatte mir gerade noch gefehlt. Sie war so nervig. Was tat sie überhaupt hier? Ich sah mich um und erblickte in einigen Metern Entfernung den Supermarkt. Dann fiel mein Blick auf die Einkaufstasche in Haileys Hand. Ahh, ich verstehe. „Was willst du?", fragte ich sie dann kalt. „Du bist echt eine klasse Freundin, du kamst jetzt in der ganzen letzten Woche nicht einmal auf die Idee, dich bei mir zu entschuldigen.", energisch warf sie ihr Mausbraunes Haar nach hinten, da es ihr immer wieder ins Gesicht fiel. „Wieso sollte ich auch?", fragte ich ganz ruhig. Wütend zog meine ehemalige beste Freundin ihre Augenbrauen zusammen. „Weil wir verdammt nochmal beste Freundinnen waren." Kurz nach unserem Streit hatte ich tatsächlich für ca. zehn Minuten überlegt, ob ich mich wirklich richtig bei Hailey entschuldigen sollte. Aber ich entschied, dass sie es mir nicht wert war. „Hör mal, Hailey. Wenn du wirklich wegen eines Typen mit mir die Freundschaft beendest, brauchst du sowieso nicht meine Freundin sein. Außerdem, wie niedrig muss dein Selbstbewusstsein sein, dass du mir deswegen sauer bist? Nur weil du Brian nicht haben kannst? Weil er nicht auf dich steht?", höhnte ich. Hailey holte mit der Hand aus und gab mir eine Backpfeife. Wow, die hatte gesessen. „Es ging ums Prinzip, Avery", spie sie mir dann wutentbrannt entgegen. „Ich habe dir erzählt, dass ich auf ihn stehe und du machst dich trotzdem an ihn ran. Welche Freundin macht sowas?" „Es war nichts ernstes Hailey. Und um ehrlich zu sein, solltest du sowieso von dem wegbleiben, er ist wahnsinnig schlecht im Sex." Ich beobachte, wie sich ihr Kopf langsam rot vor Wut verfärbte. Mittlerweile fand ich es nicht mal mehr bitter, sie als Freundin verloren zu haben. Irgendwie machte es mir Spaß, sie aufzuziehen. „Du bist echt das Letzte. Und die größte Schlampe, die ich jemals kennengelernt habe. Ich werde dafür sorgen, dass andere dich genau für das sehen, was du bist. Eine kleine, jämmerliche Bitch." „Mach doch was du willst Hailey, es ist mir egal." Mal abgesehen davon, dass die Leute sowieso schon über mich lästern, fügte ich still in Gedanken hinzu. „Das werden wir noch sehen", fauchte sie, ehe sie davonstapfte. Ich verdrehte die Augen, wie auch immer. Sollte sie sich doch benehmen wie ein Möchtegern-Bösewicht.

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