19.Kapitel

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„Woher wusstest du eigentlich, dass ich an der Brücke bin?", fragte ich, als ich langsam mit Zack händchenhaltend zurücklief. Es fühlte sich so richtig an, ihn auf diese Weise bei mir zu haben. Ihn auf diese Weise zu berühren.

„Wegen Luis", überrascht sah ich zu ihm hoch.
„Er hat mir von der Sache in der Schule erzählt... dass er dich und Herr Stein in der Toilette gesehen hat. Dass du weinend weggelaufen bist. Er hat dir mehrmals geschrieben, worauf du nicht geantwortet hast." Meine Augen weiteten sich und ich warf einen kurzen Blick auf mein Handy. Er hatte recht. 6 Nachrichten von Luis. In denen er schrieb:
Alles okay bei dir, Avery?"
„Ich bin für dich da, wenn du reden willst."
„Avery, bitte melde dich mal."
„Avery, ich mache mir langsam Sorgen."
„Bitte melde dich."
„Ich rede jetzt mit Zack."
Zack fuhr fort, „Er hat mich angerufen, mir aufgebracht davon erzählt, dass er denkt, dass du etwas dummes tun könntest. Und dass er denkt, dass er weiß wo du bist. Er hat mir von eurem letzten Treffen erzählt. Er hat mir erzählt, dass du ihm die Brücke hier gezeigt hast und meintest, dass du oft dorthin gehst.
Er hat mich gebeten, nach dir zu sehen, weil er meinte, ich wäre wahrscheinlich der einzige, den du im Moment sehen wolltest. Der einzige, der dir in dem Moment helfen könnte."

Ich schluckte und sagte nichts. Ich war gerührt von Luis. Augenblicklich hoffte ich, dass wir eines Tages Freunde sein könnten.
„Bitte sei jetzt ehrlich, Avery." Überrascht sah ich den Schwarzhaarigen an. „Hat dich Herr Stein vergewaltigt?" Ich musste hart Schlucken und blieb stehen. Meine Hand drückte Zacks nun so stark, dass diese weiß wurde. „Ja. Das hat er", fing ich langsam an zu erzählen. „Er ist zu mir in die Toilette gekommen und hat abgeschlossen. Dann hat er..." Ich stockte, wieder musste ich mit den Tränen kämpfen. „Es war so widerlich und es tat so weh, Zack. Ab dem Zeitpunkt wollte ich einfach nurnoch sterben." Zack zog mich in eine Umarmung, dann flüsterte er mir beruhigend ins Ohr. „Wir sorgen dafür, dass dieses verdammte Arschloch seine gerechte Strafe bekommt", er knurrte, „Wenn du wüsstest wie gerne ich gerade diesen Lehrer umbringen würde. Niemand darf dir sowas antun. Niemand darf irgendjemandem so etwas ekelhaftes antun."
Ich schwieg nur als Antwort.

Stumm liefen wir nebeneinander her, bis ich merkte, dass mich Zack in eine bestimmte Richtung dirigierte. „Wo gehen wir hin?", fragte ich verwundert. „Zu Luis. Ich will mich bei ihm bedanken." Augenblicklich wurde mir warm ums Herz, „Ja, das wäre eine gute Idee."
Wenig später standen wir also vor dessen Haustür. Ich wusste zuvor nicht, dass Luis im selben Ort wie Zack wohnte, beziehungsweise hatte es mich zuvor auch einfach nicht interessiert. Aber aufgrunddessen machte es Sinn, warum Zack wusste, wo Luis wohnte.
Dieser öffnete auch sogleich die rustikale Tür.
Seine Augenbrauen waren sorgenvoll zusammengezogen. „Avery! Alles okay bei dir?"
Ich nickte lächelnd, „Danke, dass du Zack bescheid gegeben hast, ihr habt mein Leben gerettet." Ich drückte kurz Zacks Hand.
„Was ist passiert?", fragte mich Luis aufgebracht. „Das tut nichts zur Sache", brachte sich nun auch Zack ein. Sein Blick war bestimmend, aber freundlich, „Wichtig ist nur, dass Avery am Leben ist und es ihr gut geht. Ich wollte mich bei dir auch nochmal für mein Verhalten neulich entschuldigen, das war wirklich nicht okay von mir. Du bist echt schwer in Ordnung." Überrascht riss Luis die Augen auf, „Ach alles gut. Das ist Vergangenheit."

Zack ließ meine Hand los, als er Luis in eine brüderliche Umarmung zog. Der braunhaarige riss seine Augen noch weiter auf, erwiederte jedoch nach ein paar Minuten die Umarmung.
Von Zacks linken Arm wurde ich schließlich auch noch mit in die Runde gezogen, sodass wir uns nun zu dritt umarmten. Zack löste sich zuerst wieder und ich verweilte noch ein bisschen in Luis' Armen. Irgendwann löste auch ich mich wieder und sah ihn ernst an.
„Luis, hör zu. Ich weiß nicht, wieviel du von dem, was am oder im Klo passiert ist mitbekommen hast, aber du bist ein wichtiger Zeuge für mich. Du musst mir bitte dabei helfen gegen Herr Stein vorzugehen. Er hat mich....", mich kostete es wahnsinnige Überwindung es auszusprechen, „...da in dem Klo vergewaltigt. Also bitte, helf mir."
Luis Blick wurde bedrückt, „Das dachte ich mir bereits, so sah es auch aus. Und natürlich helfe ich dir." „Danke", hauchte ich und zog ihn nochmal in eine Umarmung. Als ich mich wieder löste, ergriff ich erneut Zacks Hand, was Luis erst jetzt bemerkte. Dieser fing zaghaft an zu lächeln. „Ich wünsche euch viel Glück. Schön, dass ihr doch noch zueinander gefunden habt."

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