20.Kapitel

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Am nächsten Morgen wurde ich durch ein Lachen geweckt. Blinzelnd richtete ich mich auf und bemerkte, dass Zack nicht mehr neben mir lag. Die Geräusche kamen unten aus dem Wohnzimmer. Langsam stieg ich aus dem Bett und warf noch zu guter letzt einen prüfenden Blick auf Zacks Wanduhr, welche mir sechs Uhr in der Früh anzeigte, ehe ich mich nach unten bewegte.

Ich hielt erschrocken inne, als ich Zack lachend mit einem Mädchen am Essenstisch sitzen sah.
Nein, nein, Moment. Das war seine Cousine, simmt ja. Zack nahm mich nach zwei Minuten wahr, in welchen ich mich keinen Millimeter bewegt hatte, da ich irgendwie nicht wusste, wie ich mich nun verhalten sollte. Doch ich entspannte mich augenblicklich, als Zack mir ein, „Komm her, Ave! Lern meine Cousine kennen, bevor sie gleich wieder nach Hause fährt." Nun drehte sich die schwarzhaarige Schönheit auch endlich zu mir um und schenkte mir ein Lächeln.
Augenblicklich wurde ich rot. Stimmt, sie war ja die ganze Zeit da gewesen. Hatte sie Zack und mich gestern gehört? Wie peinlich. Ich hoffte nicht.

Zögerlich trat ich auf die beiden zu und ließ mich schließlich neben Zack auf einen Stuhl sinken. Das „Frühstück", welches Zack vorbereitet hatte, glich eher einem Buffet.
Aber ich konnte mich darüber nicht beklagen.
Ich widerstand dem Drang, direkt über die Spiegeleier und die Crossaints herzufallen. Stattdessen schenkte ich nämlich Zacks Cousine ein Lächeln. „Hey, ich bin Avery. Schön zu wissen, dass Zack jemanden hat, mit dem er sich so gut versteht", lächelte ich und meinte dabei jedes Wort ernst. Das schien auch Zack zu bemerken, denn auf seinen Lippen schlich sich ebenfalls ein Lächeln.
Die Schwarzhaarige nahm freudig und ganz zur Überraschung meinerseits, meine Hand in ihre. „Hey Avery, schön dich kennenzulernen. Mein Name ist Bruna. Zack schwärmt schon die ganze Zeit von dir." Ihre Augen strahlten, ebenso wie ihre Zähne, als sie anfing von einem Ohr zum anderen zu lächeln, „Schön zu hören, dass er neben mir noch jemand anderen gefunden hat, mit der er sich so gut versteht. Das ist mit sehr wichtig."
Dann ließ sie meine Hand los, hörte aber nicht auf zu lächeln. Sie brach jedoch den Blickkontakt zu mir, als sie zwischen mir und Zack hin- und her schaute. „Nun sagt schon... seid ihr eigentlich ein Paar?"

Zack und ich starrten uns augenblicklich unschlüssig an. Darauf konnte ich keine Antwort geben. Zack Weiler und ich ein Paar?
Letzte Woche noch kam mir diese Vorstellung mehr als abwegig vor. Doch nun bemerkte ich, dass ich es mir wünschen würde, Zack meinen Freund nennen zu können. Eigentlich waren wir doch schon inoffiziell zusammen, oder nicht? Aber sah er das genauso wie ich? Ich hatte Angst davor, dass er es nicht tat. Ich wollte, dass er antwortete.
Dies verstand er auch augenblicklich, als ich ihn mit einem durchdringendem Blick ansah.
„Ja... Avery ist meine feste Freundin."
Mein Herz machte ein paar Freudensprünge. Also sah er es tatsächlich so wie ich. Bruna grinste nun noch breiter und lehnte sich mit verschränkten Armen in ihrem Stuhl zurück. „Also hast du es endlich geschafft, Brüderchen. Glückwunsch. Ich dachte schon, dass ich dich nach deiner letzten Freundin nie wieder mit einem Mädchen, beziehungsweise einer Frau, sehen würde." Zack räusperte sich. „Nun ja, ich bin trotz meiner Ex immernoch heterosexuell geblieben." Bruna und ich lachten schallend los, bis auch schließlich Zack miteinstieg.

„Ich gehe dann jetzt...", verabschiedete sich Bruna eine halbe Stunde später an der Haustür. Wir hatten wahnsinnig viel Spaß zu dritt gehabt und bereits jetzt vermisste ich Brunas positive Art und die Energie die sie versprühte. Ich merkte, dass ich so jemanden wie sie in meinem Leben haben wollte.
„Moment mal, Bruna? Kannst du mir noch deine Nummer geben? Dann können wir in Kontakt bleiben.", lächelte ich. „Naklar", ging sie direkt freudig auf meine Frage ein und speicherte ihre Nummer in meinen Kontakten ab, als ich ihr mein Handy hinhielt. Dann umarmte sie mich. „War schön dich kennengelernt zu haben. Wenn irgendwas ist, kannst du dich bei mir melden. Und pass bitte gut auf Zack auf." „Ja", hauchte ich leise, „Das werde ich." Plötzlich spürte ich Zacks Hände an meiner Taille, „Hey, klau mir nicht meine Freundin", knurrte er seine Cousine gespielt wütend an. Diese löste sich augenblicklich von mir und lachte auf. „Ich kann verstehen, dass du Angst hast, dass ich dir deine Freundin wegnehmen könnte", kicherte sie und warf ihr langes Haar theatralisch über ihre Schulter.
Ich warf einen Blick über meine Schulter und bemerkte erneut ein Lächeln bei Zack. Er wirkte in letzter Zeit so glücklich, was mich wiederrum echt glücklich machte. Dann sah ich zu, wie sich die beiden zum Abschied auch nochmal umarmten. Kein einziges Mal schwand Zacks lächeln. In mir kribbelte es. Er sah so verdammt gut aus. „So, jetzt muss ich aber wirklich los, ich habe später noch einen wichtigen Termin. Und ihr müsst noch zur Schule, wenn ich mich recht entsinne. Schließlich ist es Freitag."
Genervt stöhnte ich auf. Sie hatte recht, wir hatten ja noch Schule. Das hatte ich komplett verdrängt. Auch Zack schien erst jetzt die Erleuchtung zu kommen, denn er riss erschrocken die Augen auf. „Du hast recht! Na dann sieh zu, dass du Leine ziehst", neckte er Bruna. Diese entfernte sich lediglich mit einem Augenrollen und wir sahen dabei zu, wie sie in ihren Wagen stieg und winkend davon fuhr.
Nicht aber, ohne noch ein, „Viel Glück euch zwei, hab euch lieb!", aus dem Auto zu rufen.
Dann war sie verschwunden.

Zacks Griff an meiner Taille verstärkte sich, als er mich zu sich herumwirbelte. Dann sah er mir tief in die Augen. „Ich finde es toll, dass du und Bruna euch so gut versteht." „Ja, sie ist eine tolle Frau", lächelte ich. Zacks Blick fiel auf meine Lippen und keine Sekunde später fühlte ich die seinen auf meinen. Alles in mir fing an zu kribbeln. Nach einer Weile lösten wir uns voneinander. „So, jetzt müssen wir aber echt los", kicherte ich und machte anstalten meine Schuhe anzuziehen und loszulaufen. Zack hielt mich jedoch auf. Sein Griff um meinen Arm war sanft, aber bestimmend. „Ave, lass uns heute zur Direktorin gehen und die Herr Stein Sache besprechen", er blickte mich ernst an.

Unschlüssig hielt ich inne, „Aber sie wird mir nicht glauben, Zack. Ich denke, dass sie in Herr Stein verliebt ist, oder was mit ihm am laufen hat. Ich kann dabei nur verlieren." Der Griff des Schwarzhaarigen verstärkte sich, „Man verliert automatisch, wenn man es nicht wenigstens versucht." Ich musterte ihn. Er hatte recht. Wir sollten es versuchen.

Gesagt getan. Nichtmal eine Stunde später standen wir inklusive Luis vor dem Büro der Direktorin. „Herein", kam es genervt von innen, als Antwort zu unserem Klopfen.
Wir traten in den Raum, in welchem uns Frau Mour bereits argwöhnisch musterte.
„Ach ihr seid's", sagte sie genervt und ich zog anbetrachts ihrer Reaktion eine Augenbraue in die Höhe. So eine dumme Kuh. „Was gibt's?"
Ich atmete einmal tief durch und drückte dann Zacks Hand, welche ich bereits bevor wir in das Büro traten, umklammert hielt. Dann sah ich nach rechts, wo Luis stand und suchte seinen Blick. Er nickte mir ermutigend zu und ich nickte bestätigend zurück.

„Also..."

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