7.Kapitel

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Als ich am nächsten Tag zu Zack ging, musste ich sein Haus nicht mehr suchen, so gut hatte ich mir den Weg eingeprägt. Ich klingelte und wartete, bis er mir aufmachte. Schon den ganzen Tag pochte meine Körpermitte. Ich hatte seit zwei Tagen keinen Sex mehr und kam mir vor wie auf Entzug, sodass ich mir als Ziel gesetzt hatte, Zack heute flachzulegen, wobei das ja sowieso schon mein Ziel war. Ich bin eine Hilton, ich schaffe das mit Links.

Er öffnete mir die Tür mit verwuschelten Haaren, einem Tanktop und einer grauen Jogginghose, was meine Mitte noch intensiver pochen lies. Heute in der Schule sah er noch ganz anders aus. Ich hatte im Gegensatz zu ihm meine Kleidung von heute morgen angelassen- ein schulterfreies, schwarzes und enges Langarmshirt, sowie eine Skinnyjeans.
„Komm rein", seine Stimme klang kratzig, anscheinend hatte er gerade geschlafen.

Wir begaben uns in sein Zimmer und setzten uns auf seinen Teppich, da wir dort am meisten Arbeitsraum hatten. „Hast du die Bücher gelesen?" Er nickte. „Echt?" Antwortete ich erstaunt, „Ich kam leider noch nicht dazu Robert Barthes Werk Fragmente einer Sprache der Liebe zu lesen, könntest du mir das kurz zusammenfassen?", fragte ich dann mit schlechtem Gewissen. Ich hätte aber nicht gedacht, dass er so schnell im Lesen ist. Angesichts der Tatsache, dass wir den Vortrag aber bereits in zwei Wochen vorstellen mussten, war das wohl ganz gut.

Ich erwartete schon fast, dass mich Zack anzicken würde, warum ich denn das Buch nicht gelesen hätte, aber er sagte zu meinem Erstaunen nichts außer, „Kann ich machen." Er räusperte sich und wandte seinen Blick auf das grüne Buch in seiner Hand. „Barthes schreibt über viele verschiedene psychologische Ansätze, die die Liebe erklären. Manchmal bezeichnet er die Liebenden als unheilbar, als wäre Liebe eine Krankheit, oder er sagt, dass wir oftmals nur die Liebe selbst und nicht die Person lieben. Die Person ist quasi nur der Träger des Gefühls, die Person, welche mit dem Gefühl verbunden wird. Wie der Werther. Er liebt Lotte und imaginiert sie als großartiges Wesen, obwohl sie nur eine unbedeutende, durchschnittliche Frau ist. Sie dient nur als Platzhalter von Werthers Liebe.", erstaunt hörte ich ihm zu, ich war beeindruckt. „Er bezeichnet die Liebe quasi nur als Illusion, als-" „Und wie siehst du das?" unterbrach ich ihn. „Was?", fragte er perplex. „Denkst du auch, dass Liebe nur eine Illusion ist?" Zack beäugte mich einige Minuten mit zusammengezogenen Augenbrauen. Ich wusste nicht, ob meine Frage zu weit ging und ob er überhaupt noch antworten würde, aber mich interessierete, was er davon dachte. Nach einer gefühlten Ewigkeit seufzte er. „Gewissermaßen... meine erste Freundin hat mich total schlecht behandelt. Sie hat mich manipuliert, sie ist mir ständig fremdgegangen. Das war keine Liebe von ihrer Seite aus. Ich bin mir sicher, von meiner Seite muss es Illusion gewesen sein. Denn wie kann man einen Menschen trotzdem lieben, der einem das Leben zur Hölle macht? Ich stimme Barthes in vielen Punkten zu. Also ja... ich denke schon, dass Liebe größtenteils eine Illusion ist, die eine Person besser darstellt, als sie eigentlich ist. Ich habe genug von Liebe, Avery. Ich glaube nicht mehr wirklich daran." Ich schluckte hart. „Ich sehe das ähnlich. Ich sehe in Liebe keinen Sinn oder Zweck, weil man am Ende sowieso immer verlassen wird. Um ehrlich zu sein, war ich auch noch nie wirklich verliebt. Ich weiß nichtmal, wie sich Liebe wirklich anfühlt." Nochmal schluckte ich, „Ich finde meine Erfüllung in Sex, aber mehr nicht."
Plötzlich bereute ich, dass ich ihm das erzählt hatte. Das war eigentlich zu intim, er nichtmal mein Freund. Den Gedanken verwarf ich aber sofort wieder, als mir der Schwarzhaarige antwortete.

„Ich weiß." „Was weißt du?" „Von deinem Sexleben, Avery. Es geht das Gerücht um, dass du alle Jungs aus dem Jahrgang gevögelt hast. Ich nehms dir nicht übel oder so, ich habe aber Mitleid mit dir." Perplex sah ich ihn an, „Mitleid? Wieso?" „Weil das zum einen genau das widerspiegelt, was du mir gerade erzählt hast und zum anderen, weil ich die einzige Person aus dem Jahrgang bin, mit der du noch keinen Sex hattest, obwohl ich mit Abstand der heißeste bin.", grinste er und ich verdrehte als Antwort meine Augen. „Ich stehe wahrscheinlich noch auf deiner To-Do Liste? Oder hasst du mich so sehr, dass ich es nicht mal mehr darauf geschafft habe?" Er sah mich neugierig an, sein Blick wirkte dunkel.

„Ich habe tatsächlich schon überlegt, dich davon zu streichen, aber noch stehst du drauf, ja." entgegnete ich frech. Ich rutschte näher an ihn heran, so dass unsere Köpfe nurnoch zehn Zentimeter voneinander entfernt waren, dann strich ich mit meiner rechten Hand von seinem Oberkörper langsam hinunter in Richtung seines Schritts, während ich mich mit der anderen Hand auf dem Teppich abstützte. Mein Blick fiel auf seine vollen Lippen. „Ich könnte das aber jetzt ganz schnell ändern" hauchte ich. Ich wollte ihn küssen, bewegte mich aber nicht. Stattdessen spürte ich eine Bewegung unter meiner Hand. Zack atmete schwerer, doch sagte dann etwas, was mich aus der Bahn warf, „Jeder lästert über dich, Avery. Sie bezeichnen dich als Schlampe. Wir sind uns wohl doch ähnlicher, als du denkst, was unseren Beliebtheitsgrad angeht."

Ich stoppte in meiner Bewegung und schluckte.  Zack und ich? WIR waren uns ÄHNLICH? Wie konnte er mich, mit sich auf eine Stufe stellen? Wir waren Welten voneinander entfernt. Ich zog meine Hand zurück. „Wie auch immer, das ist mir egal, ich stehe dazu.", antwortete ich bitter. Mir war es aber nicht egal. Ich dachte jeder liebt mich. Ich dachte jeder will entweder ich sein, oder mit mir zusammen sein. Ich fing plötzlich an den Sinn von allem zu hinterfragen. Wer war ich denn dann überhaupt? Wenn nicht mehr die beliebte, heiße Avery Hilton? Zack nahm meine Hand und platzierte sie wieder an seinem Schritt, wo ich nun eine Beule fühlte. Doch er sagte nichts. Einige Minuten verharrten wir in dieser Position, bis ich meine Hand langsam bewegte. Als ich meine Hand unter seinen Bund rutschen lassen wollte, stoppte er mich jedoch wieder.

„Wir machen einen Deal. Du hast Sex mit mir und kannst damit deinen Plan vervollständigen. Als Gegenleistung will ich aber, dass du so oft Sex mit mir hast, wie ich will. So als Freundschaft+ quasi."

„Wow, du siehst mich wohl auch echt als Schlampe, oder?" „Du hast gerne Sex, ich hab gerne Sex, wo ist das Problem?", fragte er und zuckte mit den Schultern, „Aus der Schule will mich ja keine, weil alle irgendwie Angst vor mir zu haben scheinen und mit dir hätte ich dann auch mal wieder meinen Spaß. Wo ist das Problem? Wir haben doch beide gerade abgeklärt, dass wir Liebe sinnlos finden. Es würde nur um Sex gehen." „Man kann keine Freundschaft+ haben, wenn es keine Freundschaft gibt." Er verdrehte die Augen, „Gut, dann eben Bekanntschaft+, mir egal."
Ich schluckte, „Wieso sollte ich darauf eingehen?" Er lächelte leicht, „Weil du den besten Sex deines Lebens haben wirst und danach sowieso nicht mehr von mir weg willst." Jetzt musste ich auflachen, „Wow, sehr selbstbewusst der Herr. Sagt das nicht jeder, der eigentlich nichts drauf hat?" Er zuckte lächelnd mit den Schultern und ließ seine Hand unter meinen Hosenbund gleiten. Ich hielt die Luft an, als er meine Körpermitte erreichte und anfing, seine Hand zu bewegen. Ich musste leise aufstöhnen und spürte, wie ich feucht wurde. „Sag ja, Avery.", hauchte er dunkel. Aufeinmal ging eine solch starke Dominanz von ihm aus, dass ich erschauderte. Ich biss mir auf die Lippen, als er mit zwei Fingern in mich eindrang und konnte mich nicht zurückhalten, noch einmal aufzustöhnen. „Sag ja, Avery.", seine Stimme klang sinnlich und benebelte meine Sinne. Er beugte sich vor und küsste meinen Hals, während er seine Finger weiterbewegte. Ich war viel zu geil in dem Moment um irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, weshalb ich lediglich ein keuchendes, „Okay, okay", zustande brachte. Schon wieder verstieß ich gegen meine Prinzipien. Aber ich wollte unbedingt Sex mit Zack. Ich brauchte Sex. Jetzt. „Aber nur unter einer Bedingung - du musst mich jetzt zum Kommen bringen. Das hat bisher noch niemand geschafft." Er stieß augenblicklich härter in mich hinein, was mich meine Augen verdrehen ließ, „Nichts leichter als das", raunte er, während er mir sanft in den Hals biss.

Love Is An IllusionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt