Kapitel 2 - Gaia

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"Mehr Informationen habt ihr nicht erhalten?", fragte der Bundeskanzler der Katzenwelt die beiden Agenten. "In der Pergamentrolle war die Rede von einem Bunker im jetzigen Herzogtum Kera. Das Problem ist: Truppen der Allianz und des Kaisers haben sich tagelang in dieser Region bekämpft. Dort ist kein Stein mehr, wo er vorher war.", berichtete einer der Agenten. "Dann reist dorthin und befragt die Bevölkerung", befahl der Bundeskanzler. "Das ist kaum möglich. Das Herzogtum hat sich zwar abgespalten, ist dem Kaiser aber noch treu. Bisher haben sie auch keine Förderungen beim Rat beantragt. Rein politisch ist der Rat quasi machtlos", äußerte der zweite Agent. "Die Königin sitzt der Regierung im Nacken. Bringen Sie mir Erfolge! Egal wie!", befahl der Bundeskanzler und schickte sie aus seinem Büro im Bundeskanzleramt. Er war sichtlich überfordert. Normalerweise würden sie auch nur den Präsidenten des Geheimdienstes informieren, aber der Bundeskanzler wollte unbedingt ihre Anwesenheit. Die Beiden hatten nun eine fast unmögliche Mission erhalten.

Bevor sie das Gebäude verließen, stießen die Agenten auf einen Stapel Zeitungen aus verschiedenen Staaten. Alle hatten den gleichen Bericht auf der Titelseite:

Das Bundesministerium für Wirtschaft in Gaia verkündete bei einer Pressekonferenz die Wachstumsprognosen für alle Mitglieder des Rats der Welten für dieses Jahr. Hierbei sticht das für die Bundesrepublik der Katzen vorausgesagte Wachstum heraus. Sie erwarten ein Wachstum in Höhe von fünfzehn Prozent. Es liegt damit deutlich über den sechs Prozent, die im gesamten Wirtschaftsraum des Rates erwartet werden. Sie schlussfolgern dies durch die milliardenschweren Investitionen, die zum Großteil an Firmen in der Bundesrepublik der Katzen gehen, um die zerstörte Infrastruktur zu erneuern. Allein für die neu gegründete Ratsbahn bestellten die Allianzwelten dreihundert Züge in der Katzenwelt. Des Weiteren erhielt ein Zusammenschluss mehrerer Unternehmen aus den Allianzwelten den Zuschlag fürs Schienennetz. Zusammengenommen verlässt nur etwa ein Fünftel der Investitionssummen die Allianzwelten. Während Kritik am Bieterverfahren laut wird, wehren sich die beteiligten Unternehmer gegen die Vorwürfe ...

Sie legten die Zeitung zurück auf den Stapel und dabei fiel ein kleiner Zettel auf den Boden. Die zwei erkannten die krakelige Handschrift des Außenministers. Er kritisierte den Wirtschaftsminister scharf. Der Bericht sei zum falschen Zeitpunkt veröffentlicht worden. Umso mehr benötigte die Regierung Erfolge, um ihr Bild in der Welt zu verbessern.

Gerade als sie das Kanzleramt verließen, fing ein Bediensteter des Bundeskanzlers die Beiden ab. Er bat die Agenten zurückzukehren. 

Als die Katzen außer Hörweite waren, informierte der Kater sie über eine Audienz im Tempel. Auf Wunsch der Königin sollten sie vor der Abreise, ihr Bericht erstatten. Die zwei verabschiedeten sich von dem Kater und machten sich auf den Weg zum Tempel.

Der Bundeskanzler hielt sie jedoch überraschend auf. Er forderte die Agenten auf, ohne Umwege ins Herzogtum zu reisen. Ohne es auszusprechen, befahl der Kanzler ihnen, die Audienz nicht beizuwohnen. Hinter ihnen empörte sich der Kater, der wiederum betonte, dass die Königin unmissverständlich ihre Anwesenheit wünschte. "Für wen arbeiten sie wirklich?", horchte der erboste Kanzler den angeblichen Bediensteten aus. "Ich habe nichts von dem gehört", erwähnte der Kater und verschwand. Die Agenten beließen es dabei und versprachen, der Königin nichts von diesem Gespräch zu berichten. Da sie die Wahl hatten, zu entscheiden, wenn sie sich zum Feind machen, entschieden sie sich deutlich für Königin Katzona. Den Zorn der Königin wollte niemand erleben. Der Kanzler nickte nur kurz darauf, um dann im erst besten Raum zu verschwinden.

Als die Kater die Uhrzeit sahen, gerieten sie leicht in Stress. Ihnen blieb kaum noch Zeit übrig, um die Audienz pünktlich zu erreichen. Sie waren, viel länger als geplant, im Bundeskanzleramt gewesen. Dazu saß das Amt in einem prächtigen, für ein Amt zu pompösen Palast auf der anderen Seite der Hauptstadt. In der Stadt lästerten die Einwohner ständig, dass es ein Fehler war, die Regierung selbst entscheiden zu lassen, worin ihre Ministerien sitzen sollten.

Der verschollene Imperator - Der Rat der WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt