Kapitel 8 - Der gesetzlose Ort

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Fast leblos wirkte die Hauptstadt von Kera. Seit der Verkündung der Krönung von Hyten zum König floss ein dunkler Nebel durch die Straßen und Gassen. Noch dazu tauchten immer Berserker auf und patrouillierten zur Sicherheit der Bevölkerung. Bereits jetzt bezeichneten die Hunde ihn hinter verschlossener Tür als paranoid, aber niemand wagte es, dies in der Öffentlichkeit zu sagen. Bei seiner ersten Rede wirkte der neue Herrscher so verändert. Diese Maske und seine bedrohlichen roten Augen ließen alle erschauern. Der, der vor ihnen stand, konnte nicht der alte Prinz gewesen sein. Die Gerüchte sprachen von einem Fluch, der den Hund befallen hat. Flüchtlingsströme unterband der König unmittelbar, in dem er die Stadttore schließen ließ und seine willenlosen Untertanen befahl, alle Verräter zu töten.

Dank des ersten gelangten aber die zwei Agenten unentdeckt in die Hauptstadt. Ihr Kontaktmann sollte in einer Untergrundtaverne westlich der Burg sein.

Die beiden Kater hatten nicht erwartet, wie sichtbar die Spuren des Krieges noch waren. Ohne Zweifel fanden die stärksten Gefechte mitten in der Stadt statt. Fast jedes dritte Haus lag in Trümmern oder brannte vollständig ab. Niemand gab sich die Mühe, einen Wiederaufbau zu beginnen. Nur die Stadtmauern wurden provisorisch mit Palisaden geschlossen. Wenn die Ratsarmee einmarschieren würde, wäre dies der wunde Punkt in der Verteidigung. Noch dazu schien sich die Bevölkerung aktuell mehr vor den Monstern zu fürchten als vor einer möglichen Invasion. In gewisser Weise erleichterten die Berserker damit den Rat, die Region zu Fall zubringen.

Vorher benötigten sie aber mehr Wissen über diesen Nebel und besonders Wayvern, damit dieser nicht zur Erpressung genutzt werden konnte. Der Kaiser blieb immer mehr in weiter Ferne. Überraschend unkompliziert erreichten die zwei die Unterwelttaverne. Hier lungerte jeder, der Probleme mit dem Gesetz hatte. Räuber, Plünderer, Ausgebrochene, aber auch Rebellen und politisch Verfolgte suchten Unterschlupf an diesem gesetzlosen Ort. Und genau diese benötigte der Geheimdienst, um erfolgreich agieren zu können. Mit einem bestimmten Morsecode ließ ein Hund sie in die Kanalisation. Unverzüglich begaben die Kater sich zur Bartheke, wo ein Schäferhund Gläser reinigte: "Das Gefühl von Heimat liegt in der Luft." Wortlos führte der Barkeeper sie zu einem versteckten Nebenraum, in dem ein gelangweilter Border Collie wartete.

Einer der beiden Agenten fragte ihn: "Was bedeutet Heimat?" Der Hund erwiderte sofort: "Wir wissen es nicht." "Wer denkt sich eigentlich bei euch die Parolen aus? Bietet der Geheimdienst Philosophiekurse an?", entgegnete ein Wolf, der hinter ihnen auftauchte.

"Sir, wie habt ihr es geschafft, euch zu befreien?", wollte der Dienstältere überrascht wissen. Bevor sie dem Ranghöheren die Ehre erweisen konnte, hielt der Gefährte der Alpha sie auf: "Lasst das Formale. Ihr müsst nun auf alle Talente eurer Ausbildung zurückgreifen und nicht auf irgendwelche Rangspielereien. Wir müssen einen König entführen und ihn heil nach Gaia bringen."  

"Seid ihr verrückt geworden? Unsere Mandate liegen darin, euch zu retten und den Kaiser zu inhaftieren. Für alles Weitere brauchen wir die Genehmigung der Regierung", reagierten beide empört. "Ihr habt doch gesehen, wie die Lage in der Stadt ist. Wir müssen die Bedrohung durch die Berserker und ihrem eigentlichen Meister im Keim ersticken. Dieser Mensch besitzt eine gefährliche Art von Magie. Ich bin mir sicher, dass die Königin es euch verzeihen wird, wenn ihr diesen Mann an die Magier ausliefert", äußerte Wayvern genervt. "Selbst wenn es uns gelinge, den Sohn des Herzogs zu entführen, kämen wir niemals lebend an der Grenze an. Truppen aus Nerathie patrouillieren durch ganz Kera und ihren Spuren nach führen mehrere Generäle ihre Truppen zur Hauptstadt und wenn unsere Informationen der Wahrheit entsprechen, arbeiten die Lords of Dungeon mit eurem Berater zusammen, der den Werwölfen angehört", erklärte der zweite Kater.

Nun mischte sich der Hund am Tisch ein: "Wir arbeiten bereits länger daran, zu erfahren, welche Ziele die Völker von Nerathie verfolgen. Unserer Ansicht nach könnten weitere feindliche Reiche hier auftauchen, um die Aufmerksamkeit des Rats auf diese Region zu ziehen und eine militärische Intervention auf dem Kontinent zu verhindern. Das alles hat nichts mit dem Kaiser zu tun, der von keiner Seele entdeckt wurde."

Plötzlich brach Panik im Hauptsaal der Taverne aus und viele Tiere schrien um ihr Leben. Horden von Berserker stürmten die Kanalisation. Welches Ziel die Monster verfolgten, blieb ihnen verschleiert, weil sie ohne Rücksicht auf Verluste alle angriffen. Einige zückten Waffen, um sich zu schützen, aber keiner kam gegen die geballte Macht dieser Wesen an.

"Schnell, wir müssen hier raus, bevor uns die Berserker entdeckten. Hyten ist in der Lage, alles zu sehen, was im Blickfeld dieser Dämonen ist. Irgendwo muss der Übergang zur weiteren Kanalisation sein", ordnete Wayvern ungewöhnlich ruhig an. Während die Katzen nach einem Ausweg suchten, schoben der Wolf und der Hund alles vor die Tür, was nicht Niet- und Nagelfest war. Lange würde es ihnen nicht Zeit verschaffen, doch jede Sekunde mehr beherbergte Chancen, zu entkommen. Hinter einem Regal offenbarte sich eine eiserne Tür, die aus der Schenke führte. Unpassenderweise besaß diese kein Schloss und die Berserker würden ihnen einfach folgen, wenn sie diesen Weg benutzen würden.

"Ich bleibe hier. Mein Herrscher hat diesen Angriff angeordnet, also bin ich es auch, der für die Sache stirbt. Verlasst schnell den Raum und schiebe das Regal wieder davor. Damit können die Berserker euch nicht sehen", kündigte der Hund an. Mit kurzem Zögern verließen die drei den Raum: "Wir werden Kera befreien. Euer Opfer soll nicht umsonst gewesen sein." Ohne eine Antwort zu erwidern, schob er den Schrank vor den Ausgang. Sie hörten bereits wenige Momente später, wie die Barrikaden zerbarsten und die Angreifer eindrangen. Eine deutliche Hundestimme erklang und forderte die Offenbarung vom Aufenthaltsort des Wolfes.
"Prinz Hyten, ich weiß, dass ihr hier zuschaut. Glaubt ihr wirklich, dass die Bevölkerung von Kera euch als Herrscher respektiert, wenn ihr eure Seele dafür verkauft, König zu werden. Ich sterbe lieber, als vor euch auf die Knie zu fallen!", knurrte der Kontaktmann. Dann verstummte der Hund und ein harter Aufprall auf dem Boden war zu hören.

"Wir können uns später für sein Opfer bedanken, aber jetzt müssen wir uns beeilen, bevor sie unsere Geruchsspur entdecken", befahl der Gefährte der Alpha und preschte voran.

Langsam wird es gefährlich für die Agenten und den Wolf. Hat euch das Kapitel gefallen? Habt ihr Hinweise oder Tipps? Schreibt es gerne in die Kommentare! Vergesst natürlich nicht zu voten.

Der verschollene Imperator - Der Rat der WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt