Kapitel 14 - Krieg

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Das Pfeifen von abgeschossenen Pfeilen füllte die Luft. Immer wieder regneten Pfeile vom Himmel.
Nur wenige hundert Meter von den Grenzanlagen entfernt, verschanzten sich Truppen aus Nerathie und versuchten mit einer Wellentaktik die Grenzposten zu stürmen. Ohne Angst vor Verlusten stürmten die Eindringlinge auf die Palisaden zu, während Ratstruppen mit Fernwaffen die Bataillone zurückschlugen.
Hauptsächlich Pfeile, aber auch Bolzen durchschnitten die wehenden Winde. Dazu warteten unzählige Soldaten hinten den Wallen auf ein Durchdringen der feindlichen Kräfte.
Bisher reichte die Verteidigung durch die Schützen aus, aber die Zahl der Feinde nahm immer zu, anstatt zu sinken.
Die Marine berichtete auch, immer mehr Scharmützel mit Schiffen aus Nerathie zu haben. Nicht nur die Lords of Dungeon versuchten den Kontinent der Ratswelten zu betreten, sondern auch andere Königreiche mischten sich ein.
Die Werften arbeiteten auf Hochdruck daran, Schiffe auf einen Seekrieg vorzubereiten.
Immer mehr Flotten wurden verlegt, um die Garnison zu verstärken. Ein Durchdringen der Linien gefährde alle Bemühungen zum Frieden und das Ende mit dem Krieg gegen Kera und seine Verbündeten.
Zur Freude von Königin Katzona drohten nun schon mehrere Ratswelten mit einer Invasion von Nerathie. Mit der Adler- und Eisbärenwelt stellten sich bereits zwei Allianzwelten gegen die Position der Ratsvorsitzenden. Nur Wenoa fiel der Herrscherin der Katzen nicht in den Rücken.
Aurora und Marino drängten aber die Alpha, ihre Meinung zu ändern. Solange sie sich sperrte, blockierte die Wölfin eine militärische Intervention auf ihrem Nachbarkontinent. Wenn während einer Allianzratsitzung keine Entscheidung getroffen wird, erlaubte die Verfassung kein Agieren der Armee. Bisher einigten sich die Vier nur auf ein Verstärken der Grenzanlagen, was in der aktuellen Lage aber niemanden verwunderte.
Bei einer Sache setzten sich die anderen Könige aber durch und überstimmten beziehungsweise zwangen die weiße Kätzin.
Der Beschluss drang Katzona dazu, auf eine Taktik zurückzugreifen, die die Katzen erfolgreich im Kampf um Gaia nutzten. Nur sollte sie dieses Mal umgekehrt wirken.
Eine magische Barriere, die ein Betreten erlaubte, aber ein Verlassen verhinderte, sollte über Kera errichtet werden, um die feindlichen Truppen einzusperren.
Der Rat der Magier, der den Zauber umsetzen musste, warnte mehrfach eindringlich, sich vom Plan abzuwenden, doch die Warnung wurde nicht erhört. Selbst das Verfassungsgericht lehnte die Beschwerde des Organs ab, mit der Begründung, der Eingriff in die Bewegungsfreiheit sei verhältnismäßig, ab.
Bis dieser Zauber aber genug vorbereitet war, geschweige dem standhalten konnte, dauerte es aber noch.
Alle Zauberer befürchteten, die Barriere könnte außer Kontrolle geraten und damit unkontrollierbar werden. Im besten Fall würde sich der Zauber einfach auflösen, im schlechtesten Fall könnten alle Insassen innerhalb der Barriere sterben.
Nichts hielt aber die Verfechter davon ab, diesen Plan zu verfolgen. Durch das Abnicken seitens des obersten Gerichts mussten die Magier nun dem Beschluss folgen.
Bei der Vorbereitung wählten die Durchführenden insgesamt sechs Orte, an dem Bruchstücke des Katzenkristalls positioniert wurden, damit genügend magische Kraft vorlag, um ihn standhalten zu lassen.
Während der Belagerung von Gaia konnten sie den Kristall direkt benutzen, aber nun war dies nicht möglich, weshalb die Zauberer improvisieren mussten.
Keine guten Voraussetzungen also für einen gefährlichen Einsatz.

"Was soll das alles? Dieser Verschleiß an Truppen ergibt keinen Sinn. Weder auf Land, noch auf See. Die Taktik der Lords of Dungeon basiert auf unvorhersehbaren Angriffen, die so schnell enden, dass keine Verstärkung kommen kann", äußerte Katzona verwirrt. Um sie herum wimmelten ein dutzend Offiziere, jene die weiteren Schritte planten. Dazu stürmten ständig die Lehrlinge der Schützen durch die Grenzanlagen. Auf ihren Schultern trugen sie aufgefüllte Köcher. Manchen begegnete die Königin bereits zum zehnten Mal.
Im Gegensatz zu den Soldaten an den Mauern erlebten die Laufburschen nicht die Front. Ihre Ausbildung begann erst nach der Schlacht von Canis und dem Ende des Weltkrieges. Für diese bedeutete es also ihr erster Krieg. Zu gerne hätte die Herrscherin der Katzen die Unerfahrenen nach Hause geschickt, aber jeder wurde gebraucht.

"In deiner Wunschblüte, die du nach unserer Hochzeit von den Wellen des Meeres treiben ließ, wünschtest du dir, dass unser Kind in einer friedlichen Welt aufwächst und jetzt das", äußerte eine bekannte Stimme. Katzona drehte sich überrascht um und sah einen großen, dunkelroten Kater mit dunkelblauen Augen. Er umarmte die Königin, während sie sich erschöpft an ihn lehnte.
Kaiden, amtierender Vorsitzender des Rates der Magier und König der Katzen, führte seine Ehefrau in eine ruhige Ecke, wo ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen stand.
"Du solltest in Gaia sein, anstatt schwanger mitten in einem Kriegsgebiet", kritisierte er sanft.
"Und du wolltest dieses Feuerwerk verhindern, dass nach der Geburt brennen soll", konterte Katzona.
"Wir haben uns wohl beide die Zeit vor der Geburt anders vorgestellt", seufzte der Kater, "Trotz alledem weißt du sicher, wieso ich eigentlich hier bin."
"Wegen dieser gefährlichen Barriere", entgegnete sie frustriert.

Der Magier legte ihr eine unscheinbare Schriftrolle, auf der einige Notizen und Kritzeleien zusehen waren, auf den Tisch. Auf der Rückseite skizzierten die Planenden im Vorfeld eine Abbildung von Kera. Mehrere Kreuze markierten Stellen auf der Karte. Mit einem Zirkel wurde sporadisch die Grenzen der Barriere aufgezeichnet.
Im Zusammenhang mit den Informationen auf der anderen Seite konnte sich Katzona ein genaues Bild der Lage machen.
Der Spruch wirkte noch unausgereift, mit der Tatsache, dass sie nur einige Stunden Zeit hatten, doch aber schon ziemlich verfeinert.
Der Entwurf bürgte für die Kätzin ein besonders immenses Risiko. Wenn bei der magischen Konstruktion selbst kleine Fehler auftreten, könnte sich die Kugel der Barriere verschieben und die Grenzposten wären ebenfalls in ihr gefangen. Es fehlte ein gewisser Puffer, der dies im Notfall ausgleichen könnte.
"Passt den Zauber so an, dass wir mehr Puffer zwischen Barriere und Grenze haben", äußerte die oberste Magierin überlegend.
"Das sollte nicht schwierig sein", antwortete Kaiden ruhig, "Irgendwas liegt dir doch auf dem Herzen? Worüber sorgst du dich?"
"Wir übersehen etwas. Kera besitzt nur symbolischen Wert für uns. Hier gibt es ansonsten nichts. Die Region gehört zu den Rohstoffärmsten. Auf Nerathie wird jeder Vorteil und Soldat benötigt. Auch diese Seeschlachten sind vermutlich nur eine Ablenkung", mutmaßte die Ratsvorsitzende.
"Was schlägst du vor?", wollte ihr Mann wissen.
"Die Allianzwelten sollten sich auf direkte Angriffe vorbereiten. Besonders Gaia sollte sich wappnen", entschied die Königin.
"Ich werde alles veranlassen ...", informierte er sie, "Ich weiß, dass ich dich nicht aufhalten kann, aber sei trotzdem vorsichtig."

Stürmisch klopfte eine Katze gegen die offene Tür. Mit einem kurzen Miauen erlaubte der König die Unterbrechung und den Eintritt. Schwer atmend wartete der Bote auf den Moment, in der er reden darf, wobei reden konnte, besser passte.
Leicht ungeduldig verlangte die Königin, die Botschaft zu erhalten.
"Canis ... Truppen aus Nerathie sind in Canis einmarschiert", keuchte der Kater aus Luftnot.
"Wie bitte?", reagierten beide entsetzt im Chor.




Ich weiß, sehr spannend ist das Kapitel nicht. Es ist mal wieder etwas Vorbereitung auf die nächsten Handlungsstränge. Wer sich nicht erinnert, Canis ist die großteils zerstörte Hauptstadt der Hunde. Ich würde mich auf mehr Feedback freuen und wünsche euch ein gesundes neues Jahr!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 04, 2023 ⏰

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