Kapitel 1 - Gelbe Wände

108 6 2
                                    

So stehe ich hier mit einem Seil in der Hand und starre mit leerem Blick auf den Boden. Es ist der 5. Juni 1981, die Jugendspiele meiner Schule haben begonnen und ich bin für meine Art wirklich unsportlich.

Meine Klasse und ich haben zwar viel auf die Jugendspiele trainiert, aber ich bin für Sport einfach nicht geschaffen. Ich würde nicht sagen ich seie dick oder zu dünn, ich schätze es ist die Faulheit, die mich immer packt.

Gleich beginnt das Tauziehen. Ich schaue rüber zur anderen Bank und sehe Ben. Ben ist der sportlichste aus unserer Klasse, ich kann ihn einfach nicht ausstehen. Die Mädchen in der Schule vergöttern ihn und er muss immer mit seinen Basismuskeln angeben. Widerlich.

Es trillerte und das Tauziehen begann. Ich war so in Gedanken, dass ich fast über meinen Mitschüler gestolpert bin. Die Cheerleader tanzten und singten, währenddessen ich hier an einem Seil ziehen musste.

Verschwitzt warf ich mich auf die Bank und trank mein gekühltes Wasser, mein schneller Atem unterdrückte das Jubeln der Cheerleader. Ich stützte mich mit den

Ellenbogen auf meine Oberschenkel, mit den Gedanken, dass ich noch einen Film mit meinen Freunden für ein Schulprojekt drehen musste. Ich stöhnte.

Nach den Jugendspielen traf ich meine Freunde, um noch einige Clips zu drehen. Wir hatten vor zu dritt einen gruseligen Comedy Film zu machen, der einen schlechten Sinn für Humor hatte. Also packte ich meine kleine Kamera ein und lief zu Fuß zu meinen Freunden.

Das aufgenommene Videomaterial hatte viel Potential.

Als ich meine Kamera nach dem Dreh wieder einsteckte, stupste mich mein Freund Darwin von der Seite an. Er fragte mich, ob ich auch zu der Party von Ben gehen will, die er demnächst veranstaltet.

Ich bin kein schüchterner Mensch und wenig Freunde habe ich auch nicht, also stimmte ich zu und ging später abends zur Party.

Bevor ich zur Party von Ben ging, habe ich noch meine Tasche mit der Kamera mitgenommen, falls wir witzige Momente aufnehmen, die bei der Party passieren.

Bei dem Haus von Ben angekommen, sah ich ihn auch vor seiner Haustür seine Gäste begrüßen. Ich ging vor und er begrüßte mich ebenfalls. Es waren schon einige auf der Party, aber ich suchte Darwin, damit ich nicht so allein aussah. Ich sah ihn mit 2 anderen Person auf dem Sofa sitzen – diese Personen kannte ich aber nicht. Ich begrüßte ihn und er machte für mich ein wenig Platz auf

dem Sofa. Er zeigte mir wo ich mir was zu trinken holen konnte.

Ich hockte noch eine Weile auf der Party und ich musste langsam vom ganzen Trinken auf die Toilette. Also nahm ich meine Tasche, suchte das Badezimmer auf und schloss mich dort ein. Ich schaute mich um und verspürte ein beklemmendes Gefühl, das ich aber ignorierte.

Als ich meine Hände gewaschen und abgetrocknet habe, stolperte ich über einen kleinen Eimer. Ich stütze mich an der Badezimmer Wand ab und blieb dort wie erstarrt stehen. Ich hörte ein Summen. Das war keine Fliege oder ein anderes Insekt. Ich hörte dieses Summen durch die Wand. Desto näher ich mich mit dem Kopf an die Wand lehnte, wurde das Summen immer lauter und lauter. Ich tastete die Wand mit meiner Hand ab, um ein mögliches Loch zu finden, von dem das Summen kam. Aber die Wand hatte keinerlei Löcher, das verwirrte mich sehr. Ich tastete die Wand immer mehr ab bis etwas unmögliches passierte – Meine Hand ging durch die Wand durch, als würde sie perfekt mit meiner Hand verschmelzen. Ich zog die Hand ruckartig zurück, aber dann tat ich es noch einmal. Erstmal war es nur die Hand, dann der Arm und dann traute ich mich mit dem Bein in die Wand zu gehen.

Das war der größte Fehler in meinem Leben.

Ich fiel durch die Wand durch und landete auf einem feuchten Teppich, der nach altem Kaffee roch. Ich stand auf und war verwirrt, wo ich nun war. Als ich zurück gehen wollte sah ich nur eine Wand mit gelben Tapeten und einem hässlichen Muster darauf. Noch im Schock vom Sturz tastete ich die labbrige Tapete ab, um den Ausgang zu finden, aber er war weg.

Das Loch in der Wand war nicht mehr da.

Ich drehte und schaute mich hastig um. Es sah aus als wäre ich in einem alten Büro. Beiger Teppich, Gelbe Tapeten, das Summen von Leuchtstoffröhren an der Decke und der unangenehme Geruch von Kaffee. So lief ich angespannt durch die engen Gänge dieses Ortes und rufte mehrmals den Namen von Darwin und Ben. Währenddessen ich ahnungslos durch die Gänge streifte wurde ich ein wenig sauer – Wer bitte hat ein so großes Büro in seinem Haus, so ein Streich ist echt nicht witzig, wie passt ein Büro in so ein winziges Haus. Desto mehr ich darüber nachdachte, desto schneller fing ich an zu gehen und verfiel langsam in Panik. Das gehen wurde zu laufen, und das laufen wurde zum rennen.

Ich rannte einfach. Wohin ich rannte, wusste ich nicht, aber ich wollte einfach weg von diesem Ort. Ich fühlte mich beobachtet, obwohl keiner in der Nähe war. Alles sah gleich aus, egal wo ich hinrannte. Ich bin bestimmt unzählige Male im Kreis gelaufen ohne, dass ich es bemerkte.

Nach einer Weile blieb ich stehen und stütze mich an einer Wand ab. Ich keuchte und war verschwitzt, es fühlte sich an als wäre ich wieder in den Jugendspielen. Ich verstand, dass der Ort kein Scherz war. Ich bin auf mich allein gestellt in einem Büro voller leere.

Ich setzte mich hin, versuchte mich zu beruhigen und sortierte meine Gedanken.

So wie es scheint bin ich an einem Ort, der sich sehr weit ausbreitet, wie weit kann ich nicht sagen.

Ich habe bisher nichts Besonderes gefunden, außer einige Stellen mit Schimmel bedeckten Ecken.

Einige Fragen, die ich mir stellte, waren, ob ich allein bin oder ob es hier überhaupt Vorräte wie Essen und Trinken zum Überleben gab. Ein Zeitgefühl hatte ich auch nicht mehr, eine gefühlte Ewigkeit bin ich vorhin gerannt.

Ich setzte mich auf den Feuchten Teppich und setzte meine Tasche auf dem Boden ab. Ich schaute hinein und fand meine Kamera von dem Dreh vorhin. Außerdem fand ich noch meine Federmappe und mein neues Notizbuch, dass ich eigentlich für die Schule benutzen wollte.

Aus Verzweiflung nahm ich meine Kamera und fing an mich aufzunehmen – Hallo, ich bin irgendwie... Ich hörte auf zu reden und stöhnte mit Blick auf den Boden.

Ich stoppte die Aufnahme und verstaute meine Kamera

wieder in meiner Tasche.

Ich stand auf, nahmmeine Tasche und ging weiter ins unendliche an Leere.


Foto vom aufgenommenen Videomaterial

Foto vom aufgenommenen Videomaterial

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

AM 01:53

June 6, 1981

Die Backrooms - Das Gefundene TagebuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt