8. Immer weiter

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Mit einem letzten, schweren Atemzug stemmte Peter einen ganzen Teil der zusammengebastelten Kontraption senkrecht und lehnte diese gegen die anderen beiden "Balken", sodass diese sich gegenseitig stützten und ein stabiles Fundament für das geplante Signalfeuer ergaben.
Sein Blick wanderte einen kurzen Moment zurück zu Tony, der nach einem guten Konzept für eine Feuerschale grübelte und bereits dabei war, dicke, bambusartige Äste in einem rundlichen Ramen zusammen zu binden.

Der Teenager musterte den Älteren einige Zeit und ihm fielen bereits einige veränderungen an dem Geschäftsmann auf, ohne den er es wahrscheinlich kaum auch nur wenige Tage auf dieser Insel ausgehalten hätte.
Es waren keine starken veränderungen, die einem sofort ins Auge sprangen, doch Peter sah, wie ausgelaugt der Ältere allen Anscheins nach war.

Dunkle Augenringe zierten dessen Gesicht und der Bart war weit entfernt von dem Perfekt sein, das dieser normalerweise hatte und genau wie der Teenager selbst schien Tony etwas dünner als zuvor.

'Kein Wunder auch...' dachte sich Peter und wandte sich zurück an das Konstrukt. Seit Tagen gab es kein gescheites Essen mehr und bis jetzt war es ihnen gelungen einen einzigen Fisch zu fangen.
Einen kleinen Fisch, um genau zu sein und das war bereits zwei Tage her.
Zum Fangen hatte Peter einen langen, angespitzten Stock benutzt, doch die Geduld fehlte ihm wohl etwas.
Dennoch versuchte er es jeden Tag erneut, während sich Tony etwas nutzlos fühlte, jedoch durchgehend an neuen Plänen tüftelte.

Als Peter schließlich komplett mit dem ersten Gestell fertig war, machte er sich auf den weg zurück zu dem Älteren und setzte sich neben diesen, der gerade den letzten Stock festband.

" So...jetzt brauchen wir entweder etwas, um dieses Ding etwas Feuerfest zu machen, oder das ganze ist nur einmal nützlich...", murmelte Tony und beäugte seine Kreation skeptisch.

Peter nickte zustimmend und stützte sich aus seinen eigenen Knien ab,
" Wie wärs wenn wir die Schale mit Schlamm auskleiden? Vielleicht bringt das was und an diesem Bach gibt es jede Menge davon..."

Es war ziemlich klar, dass der Teenager ziemlich müde war, wie auch Tony, doch Pausen wollten sie sich nicht leisten. Immerhin war das hier kein Urlaub.

" Einen Versuch ist's wert. Ich bin dann mal beim Bach.", Tony erhob sich grummelnd und humpelte in den Wald davon, um Peters Idee eine Chance zu geben.
Dieser schaute Tony hinterher, bis er im Dickicht verschwunden war und stand selbst auf, griff nach dem spitzen Stock und begab sich zurück an die flache Stelle, bei der er immer wieder sein Glück versuchte um sich und Tony etwas Nahrung zu beschaffen.

***

Das ganze Grünzeug, dass auf dem weg zum Bach wuchs, streifte bei jedem einzelnen Schritt Tony's Beine entlang, die bereits voll mit kleineren Schrammen und roten Stellen waren, die hauptsächlich von Mücken oder anderen Viechern stammten, die Tony und Peter in den Nächten allzu gern überfielen.

Die Schale aus dem ganzen Geäst, die Tony schlaff in der rechten Hand hielt, viel auf den Boden, sobald der Mann das feuchte Ufer des kleinen Bachs erreicht hatte, und sich schließlich auf seinen Knien nieder ließ.
Er packte eine Hand der nassen, groben Erde nach der anderen in die Schale, und daraufhin die klebrige Masse auf der Oberfläche des Konstrukts zu verstreichen.

Der ganze Dreck unter den Nägeln konnte er dabei wohl kaum verhindern.

***

Derweil stand Peter bereits eine ganze Weile auf dem flachen Stein am seichten Wasser, den Stock bereit um sich und Tony ein weitere Mahlzeit zu besorgen.
Doch leider war das ganze gar nicht leicht, denn die Fische hier waren meistens zu klein oder schnell und der heiße Stein wirkte wie eine Herdplatte unter seinen Füßen. Dennoch gab Peter nicht so leicht auf.
Wenn sie noch weitere Tage überleben wollten, mussten sie weiter machen.

'Komm schon...' Peter's Augen huschten über die Wasseroberfläche um vielleicht den ein oder anderen dunklen Fleck zu erspähen, der sich darunter bewegte.
Als er schließlich einen dieser Punkte erblickte, der sich als einen, vielleicht handgroßen Fisch herausstellte, machte er sich bereit.

Sobald er in reichweite war, schnellte der Stock, Spitze voran, mach vorn. Der Teenager selbst landete nach dem ausführen der Aktion selbst im kühlen Meereswasser und das Salzwasser brannte in Peters Augen.

Nur wenige Sekunden danach tauchte sein Kopf erneut über der Wasseroberfläche auf, er selbst saß noch mit dem Hinterteil auf dem sandigen Meeresboden.
Allzu tief war das Wasser ja nicht.

Die braunen Locken, die ihm währenddessen im Nassen Gesicht klebten, streifte Peter nach hinten und noch immer brannten seine Augen etwas.
Schließlich hob er die Spitze des stocks aus dem Wasser und zu seiner Überraschung zappelte ein Mittelgroßer Fisch daran, der im Wasser so viel kleiner ausgesehen hatte.

Peter sprang auf, seine Augen noch immer auf den Fang gerichtet, bevor er sich selbst gedanklich beglückwünschte.

In gedanken Hüpfte er zurück in die Richtung des Lagers, vorbei an der beinahe fertigen Konstruktion des Signalfeuers.
Alles was dort noch fehlte, war die Feuerschale.

***

Peter war bereits dabei, den Fisch über einem Feuer zu rösten, als Tony, beschmiert mit Schlamm, aus dem dicht bewachsenen Wald trottete, eine Schlammige Feuerschale in der Hand, die er mitten in den Sand legte um diese trocknen zu lassen und setzte sich grummelnd gegenüber von Peter auf die Steine,
" Hey Kleiner."
" Hey Mr. Stark.", Peter drehte den Stock stetig, an dem der Fisch aufgespießt worden war.
" Warst wohl erfolgreich.", stellte der Ältere fest. Der Teenager nickte still.

" Schon, aber Ich konnte leider nur einen erwischen, Ich bezweifle, dass wir wirklich davon satt werden und-",
Peters geschwafel wurde sanft von Tony unterbrochen, der sich nicht anhören wollte, wie sich der Junge schlechtredete.

" Hey, es ist okay, klar? Ich könnte in einhundert Jahren nichts fangen, schon gar nicht mit einem Stock. Ich bin dir dankbar, für das, was du hier tust, okay?", er klopfte Peter aufmunternd auf die Schulter und musterte den Teenager abwartend, bis dieser nickte und akzeptierte, dass es nun einmal war, wie es eben war.
" Okay...", murmelte Peter.

Der Fisch war wenige Minuten danach vollständig durch gebraten. Peter ließ ihn etwas auskühlen und riss ein gutes Stück des weichen Fleisches von den Gräten, um dieses dem Älteren zu übergeben.
Tony nahm es dankbar an, aber es war ihm lieber, wenn der Teenager sich als erster satt äße.
Er hatte es nötiger.

Den rest des Abends verbrachten beide Geschichten erzählend und zu jener Überraschung hatten beide einiges zum Lachen.
Erst nachdem die Sonne schon lange hinterm Horizont verschwunden war, zogen sich die beiden zurück in ihren unterschlupf.









Stranded [Irondad]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt