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Ich habe versagt. Versagt als beste Freundin.

Ethan hatte mir versprochen Jakub wieder heil nach Hause zu bringen. Passiert ist das jedoch nicht.

Ich habe erfahren, dass Jakub im Komma ist und das, seit dem besuch bei Ethan. Ich habe mich so schuldig gefühlt. Wäre ich mit Ethan nicht in Kontakt gekommen und hätte ihn nicht provoziert, dann hätte Jakub ein normales Leben.

Jedoch konnte ich nichts gegen seinen Zustand machen oder ihm helfen. Ich bin so eine verdammt schlechte Freundin. Zu nichts zu gebrauchen. Ich habe mich einfach nur erbärmlich gefühlt.

Ich hatte eigentlich vor, ihn zu besuchen, eine Weile bei ihm zu bleiben und mithilfe von ihm, mir ein neues Leben aufzubauen. Da ich ihm aber nicht weiterhelfen konnte, musste ich weiter. Alleine.

Ich habe mich also in irgendwelche Züge gesetzt oder bin auf Schiffen gelandet, mit der Hoffnung, dass mich niemand erwischt, da ich kein Geld für irgendwelche Tickets hatte. Dann bin ich auf Mallorca gelandet. Ohne dass ich erwischt wurde.

Ich habe mich frei gefühlt. Endlich war ich frei und von niemanden abhängig. Ich habe mich sofort bei verschiedenen Jobs beworben, um Geld zu verdienen. Entweder als Kellnerin, Küchenhilfe oder als Barkeeperin, was ich ja bereits getan habe. Tatsächlich wurde ich in einem Hotel als Barkeeperin angenommen.

Die Spanische Sprache habe ich nur auf Schul-Basis draufgehabt und ein paar Wörter habe ich von Ethan gehört oder von Jay gelernt. Dafür kann ich englisch und polnisch fließend sprechen. Fast sechs Monate habe ich da gearbeitet. Ich habe die spanische Sprache ziemlich schnell gelernt und kann sie mittlerweile fließend sprechen. Ich habe es geschafft, mir ein neues, freies und eigenes Leben aufzubauen.

Stundenlang habe ich gearbeitet, kaum geschlafen und mir den Arsch aufgerissen, nur um mir dieses Leben aufzubauen und ich bin super stolz und glücklich darüber gewesen. Ich war seit langem wieder glücklich.

Glücklicher als je zuvor, doch das einzige woran ich immer denken musste und mir auch jeden Tag anhören musste, ist mein Nachname. Mrs García. Ob ich Ethan je wieder zu Gesicht bekommen werde? Jeden Tag, jede Woche habe ich mich das jedes Mal aufs Neue gefragt.

Jedenfalls bleibt mir noch ein Monat, bis zu diesem Zeitpunkt, im hier und jetzt und in diesem letzten Monat habe ich so einiges erlebt.

Angefangen hat alles mit einem kleinen Missgeschick. An diesem Abend habe ich schon zwölf stunden durchgearbeitet und konnte mich vor Müdigkeit kaum noch auf den beinen halten. Als ich dann meinen letzten tisch bedienen sollte, bin ich mit drei Gläsern auf meinem Tablet, gegen einen etwas älteren Herrn gelaufen. Ich bin auf den Boden geflogen und habe dem Gast sein ganzes Hemd versaut. Die Getränke waren auch komplett hin.

Der Gast war jedoch nicht wirklich sauer, er hat mich nur angestarrt und mir anschließend die Hand gereicht. Ich habe mich tausendmal entschuldigt und ihm angeboten, die Rechnung für die Reinigung des Hemdes zu bezahlen, jedoch hat er es freundlich abgelehnt und mich beruhigt.

Da ich Schluss hatte, hat er mich auf einen Drink eingeladen, jedoch habe ich höflich abgelehnt. Ich war völlig fertig, vor allem mit meinen Nerven. Er hat mir dann seine Nummer gegeben und meinte ich sollte ihm schreiben.

Am nächsten Tag, hatte ich frei und habe mich somit mit ihm getroffen. Er hat sich als Hugo herausgestellt. Er ist Spanier und ist dann nach Mallorca ausgewandert. Er hatte zu viel Arbeit und als er in Ruhestand ging, hat er sich hier ein neues Leben aufgebaut, fast so wie ich.

Wir haben sehr viel in den vier Wochen erlebt und sind uns auch nähergekommen. Ich habe meine Ängste überwindet. Ich kann ja schließlich nicht für immer so verschlossen bleiben. Was passiert ist, ist Vergangenheit. Ich will mich nicht mehr daran erinnern und Hugo hat mir etwas dabei geholfen.

Wir sind sowas wie in einer Beziehung. Wir haben sogar miteinander geschlafen. Er behandelt mich vorsichtig und achtet auf mich. Wenn ich mich unwohl fühle, dann lässt er von mir ab. Er redet mit mir und ich rede mit ihm.

Das Einzige, was ich jedoch noch nicht weiß, ist sein Nachname. Er wollte ihn mir nie verraten. Wer ich bin, weiß er. Er kennt mich. Ich kann von mir aussagen, dass ich ihm vertrauen kann. Und es fühlt sich gut an. Mit ihm fühle ich mich gut.

Er ist nur etwas älter als ich. Ich bin jetzt zwanzig Jahre alt und er fünfundfünfzig, doch alter spielt keine Rolle. Jedenfalls bei uns.

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„Dein Mojito, Amor." Ich lächle Hugo an und bin ihm dankbar für den Cocktail, welcher er mir gebracht hat. Hugo legt sich zu mir und wir sonnen uns gemeinsam in der Sonne. „Ich muss dir was sagen, Amor." Solche Sätze klingen nie gut.

„Was ist den los?" Er streichelt vorsichtig meinen Arm hoch und runter. „Ich muss morgen Abend nach Amerika und du wirst mich begleiten." „Wieso? Was ist denn los?" frage ich und richte mich auf. Hat er etwa eine neue?

„Mein Sohn hat mich seit drei Jahren das erste Mal zum Essen eingeladen. Wir sind sowas wie im Krieg. Er meinte es sei sehr wichtig und da ich ihn etwas provozieren will, kommst du als meine Begleitung mit mir mit." „Aber ich kann mir keinen Flug leisten, außerdem kenne ich deinen Sohn nicht."

„Du wirst ihn kennenlernen, Amor. Morgen seht ihr euch, und keine Sorge, sollte er dir etwas tun wollen, werde ich dich beschützen. Mach dir um anderes wie den Flug oder dein Koffer keine Sorgen. Ich werde mich um alles kümmern."

Er lächelt leicht und gibt mir einen Kuss. Perplex bleibe ich an Ort und Stelle.

Mir war ja klar, dass er etwas mehr Geld besitzen muss, da er mich teilweise mit Geschenken überhäuft, aber dass er meinen Flug noch übernehmen will? Ich gebe es ihm zurück, sobald ich das Geld zusammen habe.

Morgen ist auch unser, von Ethan und mir, eigentlicher zweiter Hochzeitstag. Und Ethan lebt in Amerika.

Ich hoffe ich werde ihm nicht begegnen...

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- XOXO Me

You belong to me, ValiosoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt