two

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Stunden später stehen die Jungs endlich in ihrer Suite. Natürlich haben sie sich wieder das Beste vom Besten gegönnt. Die Suite besteht auf vier Zimmern und einem grösseren Raum. Eines der Zimmer ist ein Doppelzimmer, die anderen Einzelzimmer.

"Gut, wer nimmt das Doppelzimmer?", wirft Liam in die Runde. "Niall und ich!", ruft Harry rein und augenblicklich zerbricht ein weiteres Stück von Louis' Herzen. Er schleppt sich mit seinem Koffer in eines der Einzelzimmer und wirft sich erschöpft auf das Bett.

Letzte Nacht hat er sich nicht wehgetan. Deswegen will er das unbedingt nachholen und nimmt aus seinem Koffer eine Rasierklinge raus. Er atmet kurz tief durch und verletzt sich damit auf seinem linken Arm selber.

Er weiss, er sollte es lassen, aber er kann nicht anders.

Dann desinfiziert er die Wunden und wickelt einen Verband um den Arm. Verarztet zieht er sich einen schwarzen Hoodie an und bewegt sich aus dem Zimmer. Sein Blick ist leer. Genau wie er sich fühlt.

Sein Leben entrinnt ihm immer mehr und mehr. Seine Gefühle für Harry werden immer stärker, obwohl er Harry rein gar nichts bedeutet.

"Louis?", Liam geht auf den Älteren zu. "Was?", Louis setzt ein gefälschtes Lächeln auf und schaut Liam an. "Sag mal, ist bei dir alles in Ordnung?", fängt Liam an, doch Louis winkt bloss locker ab: "Was soll denn los sein?"

"Ich weiss nicht, du wirkst in letzter Zeit ziemlich müde auf mich und irgendwie mache ich mir Sorgen um dich", Liams Worte sind ruhig und werden von Besorgnis begleitet.

"Alles gut, Li, mir geht es gut."

Liam nickt vorsichtig und lässt Louis damit alleine.

Verdammt, nein, nichts ist gut. Ich will sterben. Mir die Pulsadern aufschlitzen und Leb Wohl sagen. Warum kann ich nicht einfach gehen?, denkt Louis sich und atmet frustriert aus.

Nach einer Stunde gehen alle raus, wollen bisschen war in ihrem Urlaub erleben, aber Louis bleibt im Hotel. Nicht nur, weil es ihm viel zu heiss draussen wäre, sondern auch, weil er gerne alleine sein will, auch wenn er dadurch nur einsamer wird.

Sein Inneres tut weh. Es ist furchtbar. Er fühlt sich, als ob er gerade am Sterben ist. Als würden die Farben sein Leben verlassen und ihn Stück für Stück aufessen. Sein Herz musste so viel Schmerz ertragen.

Er will nicht mehr.

Er will wirklich nicht mehr.

"Louis", nimmt er gedämpft Liams Stimme wahr, doch er gibt keine Reaktion. Louis will alleine sein. Sich überlegen, wie er am besten sterben kann, ohne noch grossartig weiterzuleiden. "Louis, verdammt, was ist los mit dir!", ruft Liam jetzt lauter und gibt ihm eine Ohrfeige.

"Was, Liam, was!?", schreit Louis, als wäre sein Leben davon abhängig. Alles in ihm fühlt sich unendlich leicht an. Das Blut fliesst durch seine Adern und durchblutet ihn. Aus den neuen Wunden tritt kein Blut mehr.

"Du kennst meine Menschenkenntnis", Liams Stimme ist ruhig. Er versucht, Louis etwas Mut zu geben. Zu glauben, dass bei ihm alles gut ist, endet jetzt.

"Was willst du?", Louis ist kalt. Seine Augen füllen sich mit Tränen und er würde gerne all diese Schmerzen rausweinen. Louis will einfach frei wie ein Vogel sein. All diese Schmerzen hinter sich lassen und lächelnd Abschied nehmen.

"Ich merke doch, dass etwas nicht in Ordnung ist. Du bist sonst nie so", fährt Liam fort und setzt sich zu Louis aufs Bett. "Ich fühle mich nur müde, ich konnte die Nacht nicht schlafen", gibt Louis schliesslich zu.

"Dann leg dich schlafen, wenn du ausgeschlafen bist, sieht alles bestimmt besser aus", lächelt Liam aufmunternd und verlässt schliesslich das Zimmer, auch wenn er seine Zweifel an der Wahrheit hat.

Louis legt sich zwar hin, schläft aber nicht ein. Seine Gedanken umkreisen Harry. Sie vergöttern ihn. Sie katapultieren Louis in eine Traumwelt, wo Harry seine Gefühle erwidert und ihm zeigt, wie sehr er ihm was bedeutet.

Jeden Tag hat Louis diesen Traum. Er will zu Harry, in seine Arme genommen werden und ihm sagen, wie sehr er ihn liebt.

Doch Harry will Louis nicht umarmen. Es interessiert ihn auch nicht, wie viel er ihm bedeutet.

Die Stunden vergehen total langsam. So wird aus dem Nachmittag ein Abend und aus einem Abend eine Nacht. Das ist auch der Moment, wo sich die Tür öffnet. Louis hat nicht die Kraft, seinen Kopf zu heben, der sich mal wieder unendlich schwer anfühlt.

Er hat den Tag verbracht, sein Herz zusammen zu halten und die Wunden in ihm drin zu heilen, doch jede Erinnerung an Harry hat sie erneut aufgerissen. Er versucht zu atmen, doch seine Kehle fühlt sich zugeschnürrt an. Er ringt nach Luft. Sein Herz klopft immer schneller. Erneut ringt er nach Luft. Sein Körper fängt zu zittern an und aus seinen Augen laufen Tränen.

Tränen, die er lange zurückgehalten hat. Louis hat nicht mal die Kraft zu schluchzen. Zu schreien. Er ist überzeugt, es würde niemand hören. Niemand würde in seine Augen sehen können und merken, wie kaputt Louis ist. Wie er einfach genug von diesem Leben hat. Wie er die Scherben nicht aufheben will.

Louis will liegen bleiben. Er hat nicht die Kraft, aufzustehen.

„Scheisse, Louis!", nimmt er eine Stimme wahr, doch er kann sie niemanden zuordnen. Sie kommt ihm bekannt vor, aber er kann nicht sagen, wer gesprochen hat. Die Person redet weiter, doch er hört nur ein gedämpftes Geräusch.

Hier und jetzt ist Louis zu schwach.

Zu schwach zu kämpfen. Zu schwach etwas zu sagen. Er will einfach aufgeben. Sterben und alles vergessen. Den Schmerz in ihm stoppen. Die Wunden zukleben und nie wieder aufreissen müssen.

Wie eine Leiche liegt Louis in seinem Bett, die Tränen laufen unkontrolliert sein Gesicht runter. Im selben Moment fühlt er sich fremd. Als wäre er in einem fremden Körper.

Louis will nichts mehr ausser diese blöden Stimmen ausschalten können. Er ist so kraftlos und müde. Er schafft es einfach nicht aus dieser Hölle zu entkommen. Nicht mal die Nähe, Liebe und beruhigende Stimme seiner Mutter könnte ihn beruhigen.

Er braucht Harry.

Aber Harry wird nicht kommen. Harry wird nie wieder zu ihm kommen. Harry wird ihn im Dreck liegen lassen und im Horizont glücklich mit jemand anderem werden. Harry wird nie wieder zu Louis schauen und ihm nie wieder etwas vorsingen.

Louis hat Harry verloren.

Louis hat die Liebe seines Lebens verloren.

Harry wird nie wieder wiederkommen.

through the past || l. s. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt