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Am nächsten Morgen wird Louis durch einen sanften Kuss auf den Mundwinkel geweckt. Vorsichtig öffnet er seine Augen und blickt direkt in Harry seine.

„Guten Morgen", haucht dieser gegen Louis' Lippen, ehe er sich erhebt und ihm seine Hand entgegenstreckt. „Morgen", murmelt Louis müde und nimmt die Hand entgegen.

Louis wird von Harry aus dem Bett gezogen. Dann streckt sich Louis kurz und stellt fest, dass Harrys Hals wirklich übel aussieht. „Wollen wir etwas frühstücken?", lächelt Harry und Louis nickt langsam. Zufrieden greift Harry nach Louis' Hand und geht mit ihm die Treppe runter, wo Louis brav am Esstisch sich hinsetzt.

Louis schaut zur Küche, wo Harry Brötchen aufbackt und Rührei macht. Er zupft an seiner Jacke rum und stützt sich mit den Armen am Tisch ab. Er gähnt kurz und wendet seinen Blick ab.

„Du magst doch Rührei, oder?", der Lockenkopf warf Louis einen Blick zu, welcher nickte und an seinem Tee nippte. Louis hatte keine Komplexe, war aber immer froh, wenn er bekocht wurde.

Gut, das lag vielleicht daran, dass er nicht kochen konnte.

Es roch köstlich aus der Küche und Louis legte seinen Kopf zufrieden auf die Tischplatte. Er war so vernebelt von Harrys Schönheit, zu gerne würde er ihm seine Gefühle gestehen, doch das war nicht so einfach.

Harry stellte die Pfanne mit dem Rührei hin und stellte je ein Teller, eine Gabel und ein Messer dazu.

"Essen ist fertig!", stolz setzt Harry sich zu Louis, welcher sich etwas aufrichtet und zum Essen schaut. Dann nimmt er sich etwas Rührei und ein Brötchen. Harry steht nochmal kurz auf und stellt vor Louis eine Tasse ab.

"Dein Lieblingstee", grinst Harry und Louis schaut ihn dankbar an. Dann nimmt er einen Schluck vom Tee und guckt wieder zu Harry. "Genau so, wie ich ihn mag", lächelt er. Somit beginnen die beiden zu essen.

Während dem Essen ist es mehrheitlich still, aber die Stille ist keineswegs unangenehm.

Nach dem Essen räumt Harry alles ab und stellt es in die Spülmaschine. Louis bewegt sich langsam in sein Zimmer, wo er sich erschöpft auf sein Bett fallen lässt.

Louis würde das alles so gerne kontrollieren können.

Er starrt die Decke an und versucht sich zu entspannen, doch es gelingt ihm nicht. Er will diese Schmerzen nicht spüren. Er will, dass ihm jemand diese furchtbaren Schmerzen nimmt.

Louis will nicht sterben.

Er will doch nur die Schmerzen loswerden.

Zudem will er einfach nur Harry gehören.

Er will jederzeit ihn küssen und umarmen dürfen. Er will doch nur, seine Hand halten dürfen. Ihm einfach nahe sein, ohne dass jemand sagt, dass das nicht okay ist.

Erschöpft atmet Louis aus und schliesst seine Augen. Seufzend öffnet er sie wieder, denn er hat grade einfach lauter Bilder in seinem Kopf, die er nicht sehen will. Immer noch sehnsüchtig wartend schaut er zur Tür, doch diese will sich einfach nicht öffnen.

Frustriert nimmt er eine Schachtel unter seinem Bett hervor, wo er sich eine frische Klinge rausnimmt und die Jacke auszieht. Er hat grade einfach so einen Druck, den er nur so ablassen kann.

Klar, es ist nicht gut und man sollte das nicht tun. Louis weiss das. Er will nur sich spüren. Er will sich schneiden, damit er spüren kann, dass er lebt. Dass es nur sein Inneres ist, das keine Kraft mehr hat.

Dass nur sein Inneres so tot ist.

Vorsichtig zieht er die Klinge über seinen Unterarm. Frustriert schaut er dabei auf das Tattoo, welches um sein Handgelenk liegt, welches von seinem weiteren Selbstmordversuch total im Arsch ist.

Er braucht nicht grossartig fest zu drücken, denn durch die frische Klinge lässt es sich besonders gut schneiden. Sie ist noch total scharf und verursacht so ohne grosse Mühe einen enormen Schaden.

Das Blut läuft seinen Arm entlang und tropft auf sein Bett. Die Bettwäsche nimmt einen rötlichen Ton an, aber Louis kümmert das grade gar nicht. Er lässt die Form seines inneren Schmerzens so immer aus. Zudem hasst er sich, da hat er es nur verdient.

Im Moment nimmt Louis ohnehin keinen physischen Schmerz war. Es ist fast so, als würde er nur seinen Arm streicheln. Er spürt nicht, wie sehr das wehtut.

"Scheisse, Louis!", Louis kehrt zur Realität zurück und schaut zur Türe, wo ein geschockter Liam steht. Nun nimmt Louis auch den starken Schmerz wahr.

"Hast du deine Lektion immer noch nicht gelernt?", Liams Stimme ist wieder ruhiger. Er läuft zu Louis und setzt sich neben ihn. "Gib mir bitte die Klinge", er streckt seine Hand Louis entgegen, welcher der Bitte nachgeht und ihm diese aushändigt.

"Ich hol eben den Erste-Hilfe-Kasten", Liam steht auf und verlässt das Zimmer. Louis atmet schwer. Er versucht sich zu konzentrieren und starrt wie betäubt auf das Blut. Liam kehrt zurück und desinfiziert die Wunden. Anschliessend legt er Kompressen auf und wickelt einen Verband drum herum.

"Soll ich dir dein Bett neubeziehen?", will er dann vorsichtig wissen, worauf Louis zitternd nickt und aufsteht. "W..wirst du den anderen jetzt alles sagen?", murmelt er leise, versucht die Panik herunterzuschlucken und sich nicht weiteres anmerken zu lassen.

"Nein", ist Liams Antwort, "ich sagte, wenn die Situation nochmal so eskaliert, dann schon, aber darunter verstehe ich einen Suizidversuch und das sah mir nicht nach einem Versuch aus, zumal du recht kooperativ warst."

Damit verlässt Louis sein Zimmer, um Liam Platz zu geben, sein Bett neuzubeziehen. Da die anderen ohnehin seinen Arm eh schon gesehen haben, findet er, es sei nicht nötig, den Arm weiterhin zu verstecken.

Aus Harrys Zimmer kann er lautes Geschrei hören. Er ordnet die schreiende Stimme Niall zu und schlendert langsam zu Harrys Zimmer. Die Tür ist ein Stückchen geöffnet, weshalb es für ihn kein Problem ist, zu hören, was sie sagen.

"Du hast es die ganze Zeit gewusst und trotzdem hast du es komplett ausgenutzt!", ertönt Nialls laute Stimme. "Verdammt, ich habe dir doch schon tausendmal gesagt, dass ich nicht damit angefangen habe! Hättest du mal die Eier in der Hose, es ihm ins Gesicht zu sagen, hätten wir dieses Drama jetzt nicht!", argumentiert Harry genau so laut.

"Aber Louis weiss es!", schreit Niall laut und nun ist Louis verwirrt.

Was soll er denn wissen?

Er nimmt seinen ganzen Mut zusammen und öffnet die Türe. Dann tritt er ins Zimmer ein und sagt laut: "Was soll ich wissen?"

Dadurch verstummen Niall und Harry, welche zeitgleich zu Louis schauen.

"Dass Niall in dich verliebt ist."

through the past || l. s. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt