five

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Am Abend sitzt Louis im Zimmer und starrt Löcher in die Luft. Seit dem Geschehnis am Nachmittag hat er kein Wort mehr mit jemanden geredet. Liam hat zwar versucht, das Gespräch zu suchen, doch Louis war nicht in der Lage, ein Wort zu verstehen.

Es ist, als sind die Wörter an ihm abgeprallt. Er schnappt nach Luft, allerdings fühlt er sich zunehmend taub und als würde er ersticken. Deswegen ringt er nach Luft und lässt sich schweratmend ins Bett fallen. Er zieht augenblicklich seine Jacke aus und reisst den Verband weg.

Dann fängt er an, die Wunden aufzukratzen, manche reisst er auf und fängt an zu weinen.

Es wird ihm grade alles zu viel.

Als würde sein Schiff sinken. Als würde er im offenen Meer treiben und immer weiter ins Wasser gerissen werden. Ein starker Sturm zieht auf, reisst ihn immer weiter in die Tiefen und bald ertrinkt er.

Louis fühlt sich, als würde er ertrinken.

Um aus diesem Sturm zu entkommen, steht er auf. Er zieht sich seine Jacke an, ignoriert dabei seine erneut blutenden Wunden und verlässt sein Zimmer. Die Wunden färben die Stelle der Jacke in einen rötlichen Ton, aber Louis ist das grade so egal.

Er will einfach diesem Albtraum entkommen.

Demnach verlässt er das Zimmer und läuft zum Strand. Draussen ist es seit zwei Stunden dunkel, aber interessieren tut es ihn nicht. Am Strand blickt er aufs offene Meer, atmet tief ein und zieht seine Jacke aus. Vorsichtig legt er sie in den Sand und läuft ins Wasser. Ebenso ist es ihm egal, dass seine Schuhe nass werden.

Louis läuft immer weiter rein, bis er schliesslich keinen Halt mehr hat. Seine Wunden brennen unfassbar stark, aber Louis ist wie betäubt. Somit beginnt sein Plan; er lässt sich im Wasser treiben.

Weit kommt es aber nicht, als er plötzlich gepackt wird und aus dem Wasser getragen wird. Louis ist zu schwach, um sich zu wehren, weshalb es der Person auch gelingt.

Wieder an Land beginnt er, wieder alles wahr zu nehmen und schaut hoch zu der Person. Zunächst nimmt er nur grüne, besorgte Augen wahr.

„Louis...", er ordnet die Stimme Harry zu und atmet laut aus. Verzweifelt versucht er seinen Arm zu verstecken, auch wenn er wenig Hoffnung hat, dass Harry es nicht gesehen hat.

„Lou, warum hast du dir wehgetan?", fragt Harry ihn vorsichtig und setzt sich neben ihn. Louis vermeidet Blickkontakt und starrt in den Sand.

Er wollte nie, dass Harry das erfährt.

Er kann nur hoffen, dass Harry nicht begreift, dass das ein Selbstmordversuch war.

„Rede mit mir", nimmt er Harrys traurige Stimme wahr. „Bitte."

„Warum sollte ich mit dir reden?", ist das erste, was Louis sagt. „Dich hat es davor auch nie grossartig interessiert."

„Ich-", Harry bricht kurz ab. „Ich habe nicht gemerkt, dass dieser Typ in dir tatsächlich du bist... Ich dachte, das wäre eine Art Redewendung für einen Freund, den du hast."

„Das meine ich nicht. Vorher hast du auch nie mit mir geredet oder dich drum geschert, was mit mir ist", Louis ist total kalt. Aber wer könnte es ihm verübeln?

Harry hat in den letzten Jahren so getan, als wäre Louis Luft und nicht existent. Er hat ihn nie gefragt, wie es ihm geht und ob er reden will. Nein, Harry hat Louis einfach auf dem Dreck liegen gelassen, ist umgedreht und zu Niall gegangen. Louis war absolut bedeutungslos für ihn.

„Es tut mir leid", murmelt Harry leise.

„Lou? Kommst du eben her?", hörte Louis Harry nach ihm rufen, daher ging er diesem Gefallen nach und lief zu ihm, wo er ihn erstmal umarmen wollte, jedoch drückte Harry ihn weg.

„Wir müssen reden", fing Harry an. Louis sah ihn bloss verwirrt an. „Wir können keine beste Freunde mehr sein. Wir können überhaupt keine Freunde mehr sein. Sonst werden die nie aufhören, zu denken, dass wir zusammen sind. Du musst meine Entscheidung akzeptieren, versuch mich nicht umzustimmen und nun los, das Konzert beginnt."

„Harry, deine Entschuldigung kannst du dir sonst wo hinstecken", erwidert Louis nach kurzem Schweigen. „Lou, bitte...", Harry schaut ihn an. Dann legt er seine Hand auf Louis' Hals und blickt ihm in die Augen. Louis zögert. Bevor er noch was erwidern kann, zieht Harry ihn einfach in seine Arme, worauf Louis seufzen muss. Dann erwidert er die Umarmung und spürt die Tränen in seinen Augen.

„Gib mir noch eine Chance", flüstert Harry und nun gibt Louis nach. „Okay... A..aber wehe, du gehst dann wieder", gibt Louis mit gebrochenen Schluchzern von sich und schafft es nicht länger, die Tränen zurückzuhalten.

„Shh, Lou, ich bin hier", Harry drückt Louis näher an sich ran und streichelt ihm über den Rücken. Dadurch wird Louis ruhiger. Er löst sich von der Umarmung und steht auf. Er greift sich seine Jacke und schaut kurz auf seinen Arm.

„Lou", Harry nimmt ihm die Jacke ab und reicht ihm seine. Diese zieht Louis vorsichtig an. Dann laufen sie zusammen zum Hotel zurück.

Liam wirft Louis einen besorgten Blick zu, während Louis ihn schwach anlächelt. Darauf verzieht er sich alleine in sein Zimmer und legt sich ins Bett.

Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung.

through the past || l. s. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt