fifteen

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Harry wird durch ein lautes Klopfen geweckt. Verwirrt setzt er sich auf, nicht wissend wo Louis steckt. „Vielleicht ist er ja früher aufgestanden", murmelt Harry zu sich selber und läuft zur Türe, welche er öffnet, vor der Paul steht. „Hä? Was ist los?", gähnt Harry müde.

„Komm bitte eben mit", Pauls Stimme ist eiskalt, was ein ungutes Gefühl in Harry auslöst. Deshalb nimmt er die Zimmerkarte mit und folgt Paul in Liams Zimmer, wo Zayn und Niall bereits auf dem Bett sitzen. Alle schauen verwirrt umher. „Wo ist Louis?", Harry setzt sich zu den anderen aufs Bett.

Paul seufzt.

„Louis ist tot", gibt er den anderen bekannt. Natürlich starren alle ihn erstmal geschockt an.  „Ist das jetzt ein Scherz?", will Harry mit einer zerbrechlichen Stimme wissen. Wieder seufzt Paul.

„Nein, er hat sich in der Nacht vor einen Zug geworfen. Man hätte beinahe nicht erkannt, wer das eigentlich war", man merkt Paul an, dass es ihm ebenso nicht leicht fällt, darüber zu reden.

Dann brechen die Jungs nacheinander in Tränen aus. Alle weinen leise, nehmen sich gegenseitig in den Arm und wissen nicht, wohin mit ihren Gefühlen.

Harry hat nicht einmal die Möglichkeit gehabt, Louis' Gefühle zu erwidern. Er hasst sich grade so sehr dafür, ihm es nicht schon am Abend davor gesagt zu haben.

Vielleicht wäre er jetzt noch hier.

„Ihr kriegt jetzt natürlich erstmal frei, um das ganze ein wenig zu verarbeiten. Wann und wie die Beerdigung stattfindet, ist noch nicht klar. Gegen 19:00 Uhr ist euer Flug nach London. Wie ihr den Fans diese Nachricht zukommen lässt, ist ebenfalls euch überlassen, ich lasse euch jetzt mal alleine", mit diesen Worten verschwindet Paul.

Die Jungs weinen immer noch leise und sagen nichts.

Es vergeht locker eine Stunde, bis sie sich ein bisschen beruhigt haben, aber das bei jedem von ihnen der Schmerz noch tief sitzt, ist klar.

So etwas verarbeitet man nicht innerhalb einer Stunde. Das kann Monate oder gar Jahre dauern.

„Harry", spricht Niall den Lockenkopf an, welcher zum Iren schaut. „Was hast du mit Louis gemacht?! Ihr ward in einem Zimmer! Du musst etwas angestellt haben! Was hast du dir dabei gedacht?!", Niall rüttelt Harry an den Schultern und schreit ihn immer wieder an.

„Niall! Das ist nicht Harrys Schuld!", versucht Liam die Situation zu beruhigen. „Aber Louis war bei ihm, bevor es passiert ist!", schreit Niall hysterisch. „Lass ihn in Ruhe, ich kann mir nicht vorstellen, dass er ihn dazu gebracht hat. Louis war schwer krank, das wird wohl der Grund dafür gewesen sein", erklärt Liam und dann lässt Niall von Harry ab.

„Ausserdem sollten wir anfangen, unsere Sachen zu packen", fügt er noch hinzu. Damit machen sich alle auf den Weg in ihre Zimmer. Harry tritt ein und setzt sich erstmal auf sein Bett. Dann nimmt er sich sein iPhone und öffnet Twitter. Dort twittert er: „Du wirst immer in meinem Herzen sein... @Louis_Tomlinson"

Dann packt er seine Sachen und räumt auch Louis' Sachen in dessen Koffer. Er entdeckt Louis' iPhone und nimmt es sich. Nach mehreren Versuchen hat er es entsperrt. Bedauerlicherweise findet er nichts, was auf seinen Tod hätte hinweisen können.

Die Zeit vergeht eher langsam. Harry sitzt auf seinem Bett und hört sich traurige Musik an. Ihm ist zwar durchaus bewusst, dass das überhaupt nicht hilft, aber ihm ist gerade einfach nicht zumute, glückliche Musik zu hören. Langsam rollen ihm auch wieder die Tränen über sein Gesicht.

Er kann es einfach nicht glauben, dass Louis wirklich tot ist. Dass er nie wieder zurückkommt.

Harry schluchzt.

„Warum hast du das getan?! Warum hast du dich einfach umgebracht?! Du weisst doch, dass du alles für mich bist! Wir hätten eine Lösung gefunden! Wie egoistisch kann man überhaupt sein?! Hast du nicht einmal an die Jungs, an mich gedacht?! War es dir so egal, wie sehr du uns damit verletzen würdest?!", schreit Harry aus Frustration raus und schlägt mit seiner Hand kräftig in die Wand.

Langsam wird es dann doch Zeit zu gehen, weswegen er seine Sachen nimmt und die Koffer von ihm und Louis aus dem Zimmer zieht. Seufzend erblickt er Liam, welcher beim Fahrstuhl steht.

„Hey", grüsst Harry leise ihn und steigt in den Fahrstuhl ein. „Hey", erwidert auch Liam und damit kommen sie in der Lobby an, wo sie sich auschecken und ihre Sachen in einen Van laden. Niall und Zayn sitzen bereits im Van und dann geht die Fahrt zum Flughafen los.

Auf der Fahrt ist es sehr still. Niemand sagt ein Wort, alle schweigen. Nicht mal das Radio läuft.

Am Flughafen geht dann auch alles ganz schnell und bald sind sie auf dem Weg nach London. Alle sitzen abgegrenzt voneinander. Tatsächlich hat keiner von ihnen das Bedürfnis zu reden, nicht mal ein kleines Bisschen. Schlafen tun sie auch nicht.

Paul seufzt und setzt sich zu Harry. Dieser beachtet ihn gar nicht und starrt aus dem Fenster. Harry erträgt Pauls Anwesenheit gerade überhaupt nicht. Er findet diese sehr unangenehm.

„Harry?", spricht Paul die ersten Worte aus, doch Harry bleibt still. Paul belässt es dabei, bleibt aber neben Harry sitzen.

Dieser versucht wieder mal rauszufinden, ob er Louis' Schicksal hätte ändern können. Zudem hat Louis gar nicht so gewirkt, als hätte er sterben wollen.

Sowas merkt man doch, oder etwa nicht?

Im Flugzeug ist es so leise, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Ja, nicht mal wenn alle schlafen ist es so still.

Worüber die anderen wohl nachdenken?, fragt sich Harry und seufzt frustriert. Er weiss nicht wohin mit seinen Gefühlen. Er weiss nicht, wie er das verarbeiten soll. Klar, keiner verlangt ihm, jetzt hier und sofort damit abzuschliessen, aber es fällt ihm so schwer.

Harry gibt sich selber die Schuld für Louis' Tod. Ja, er denkt, er hätte es verhindern können. Er denkt, er habe einen Fehler gemacht, was Louis dazu gebracht hat, sich umzubringen. Harry versucht seine Gedanken zu sammeln, aber es funktioniert nicht.

Er will nicht an Louis denken, aber er kann es nicht verhindern.

Louis ist weg. Einfach weg.

Harry wird ihn nie wieder in die Arme schliessen können.

through the past || l. s. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt