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Verwirrt blickt Louis in das Gesicht einer Ärztin. Er sieht sich kurz um und stellt fest, dass er in einem Behandlungszimmer liegt. „W..was ist passiert?", fragt er leise.

„Sie haben sich versucht, die Hauptschlagader aufzuschneiden. Das haben Sie zum Glück nicht geschafft. Wir haben die Wunde genäht und werden Sie jetzt auf die geschlossene Station in der Psychiatrie verlegen", erzählt es ihm die Ärztin.

Dann vergehen vielleicht zehn Minuten, ehe er in einen Krankenwagen gebracht wird und die Fahrt losgeht. Die Rettungssanitäter versuchen mit ihm zu reden, aber Louis will nicht reden. In seinem Kopf ist immer wieder das Bild von Harrys Blick.

Louis will sich nicht vorstellen, wie sehr er ihm damit wehgetan hat.

Die Fahrt dauert ungefähr eine halbe Stunde. Dann geht alles recht schnell und Louis kommt in ein Intensivzimmer. Dort kann er beobachtet werden, sodass er es nicht ein weiteres Mal versucht oder sich andersartig wehtut.

Selbst, wenn er aufs Klo will, muss er an der Klingel in seinem Zimmer klingeln, damit das in seinem Zimmer befindenden Klo geöffnet wird. Zudem muss er Kleidung der Klinik tragen.

Louis will hier nicht sein. Er wollte nie, dass er in die Psychiatrie muss.

Seufzend lässt er sich in seinem recht harten Bett nieder und dreht sich mit dem Gesicht zur Wand. Er fühlt sich so schrecklich einsam. Als wäre er der einzige Mensch auf diesem Planeten. Seine Gedanken drehen mit ihm durch.

Er stellt sich vor, dass Harry ihn wieder hasst. Dass Harry ihn wieder absolut ignorieren wird und all diese Positivität des vergangenen Tages ist verschwunden.

Es ist gerade mal Mittag, nicht früher und nicht später. Demnach klopft es kurz an seiner Tür. Diese wird geöffnet und ihm wird ein Tablett mit Essen gebracht.

"Sie können jetzt nicht schlafen. Es ist Essenszeit", nimmt er gedämpft die Stimme einer Pflegerin wahr. Seufzend setzt er sich auf und nimmt das Essen entgegen. Lächelnd verlässt die Blondine das Zimmer wieder und Louis widmet sich dem Essen.

Es sind geschmacklose Nudeln mit Gemüse und einer Rahmsauce. Louis stochert etwas im Essen rum und probiert es, doch für seinen Geschmack ist es wirklich furchtbar. Man kann es zwar essen und alles, aber gut ist es nicht.

Nach dem Mittagessen muss er ein Gespräch mit einem Arzt führen. Es geht hauptsächlich um Organisatorisches, aber auch darum, dass er vorerst nicht gehen kann, bis er stabil genug ist. Zudem wird ihm auch eine Therapie empfohlen.

Der Fakt, dass Louis berühmt ist, wird erstmal in den Hintergrund geschoben.

"Wie lange muss ich denn genau bleiben?", fragt Louis leise und starrt auf den Tisch. "Das variiert, wie schnell Sie stabil werden. Manche bleiben bloss paar Tage, andere müssen monatelang hier bleiben, obwohl man hier eigentlich nur zwei Wochen bleiben kann, aber das hängt davon ab", beantwortet Dr. Purr seine Frage.

Dann hinterlegt Louis noch einen Notfallkontakt. Dafür hat er Liam ausgesucht. In der nächsten paar Tagen wird Louis im Intensivzimmer bleiben müssen. Je nachdem wie sich sein Zustand ändert, kann er dann auf ein normales Zimmer verlegt werden.

***

Nach zwei Wochen darf Louis endlich gehen. Liam ist gekommen, um ihn abzuholen. Louis sagt vorerst nichts, als er Liam erblickt, der mit ihm dann die Psychiatrie verlässt. Anschliessend umarmt Liam Louis einfach.

"Komm, wir müssen zum Flughafen, ich habe dein Zeug bereits hingebracht", Liams Stimme ist sanft. Louis atmet etwas aus.

Ob er stabiler ist? Ein bisschen.

Ob das so bleiben wird?

Wahrscheinlich nicht.

Am Flughafen begeben die beiden sich zum Gate. Verwirrt schaut Louis hin und her, als er Zayn, Niall und Harry nicht sehen kann. "Wo sind-", bevor er seine Frage äussern kann, antwortet Liam: "Die anderen sind vor drei Tagen geflogen, Harry ist am Tag nach deiner Einweisung bereits zurückgeflogen."

Louis erwidert darauf nichts.

Bald können sie in ihren Privatjet steigen, wo sich Louis wie üblich ans Fenster setzt. Liam setzt sich neben ihn und mustert ihn besorgt.

"Was?", will Louis bloss wissen. "Du weisst, dass ich von deiner Diagnose weiss, oder?", sagt Liam und blickt weiterhin in Louis' Gesicht. Dieser nickt bloss.

Sie haben sich jeden Tag mit Louis zusammengesetzt und eine Diagnostik gemacht. Dabei kam mittelschwere Depressionen, Panikstörung und Borderline heraus. Louis ist bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht aufgefallen, dass er seine Emotionen nicht sonderlich gut unter Kontrolle hat.

"Sag das bitte keinem", meint Louis nur recht monoton und starrt aus dem Fenster.

"Du bist krank, Lou", fängt Liam an, "die anderen sollten das wissen."

"Ich will nicht, dass die anderen mich deswegen vielleicht anders behandeln... Ausserdem ist das mein Kampf, den ich führen muss. Es reicht mir völlig aus, wenn du Bescheid weisst", erwidert Louis und spürt, wie der Jet abhebt.

"Na gut, ich behalte es für mich. Ausser es eskaliert erneut, dann werde ich mein Schweigen brechen. Zudem wissen die anderen, dass etwas sein muss. Sie haben alle diese Situation miterlebt", spricht Liam weitere Worte aus und Louis seufzt.

Er spürt, wie der Sturm in sich wieder beginnt, durchzudrehen. Er reisst jede Faser seines Körper auseinander und bringt alles in eine furchtbare Unordnung. Es reisst die Wunden wieder auf, nimmt Louis seine letzte Hoffnung und lässt ihn fallen. Er fällt und fällt und er weiss, der Aufprall wird sehr weh tun.

Louis erwidert nichts darauf und lehnt sich einfach ein wenig zurück. So kann er dann den Flug geniessen und findet den Schlaf.

through the past || l. s. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt