seventeen

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Müde erwacht Harry mit unmenschlichen Kopfschmerzen in seinem Bett. Das erste, was er feststellen muss, ist dass er nackt ist.

Es wäre sowieso nicht das erste Mal, dass Harry betrunken sich ausgezogen hat.

Gequält steht er auf, zieht sich Boxershorts und Jogginghose an und schleppt sich die Treppen runter in die Küche, wo er den unangenehmen Geruch von Gras wahrnehmen kann. Am Tisch sitzt Liam, der einen Kaffee trinkt und wohl gefrühstückt hat.

Leise setzt sich Harry dazu.

"Harry", Liam schaut zu ihm. Harry legt seine Hand an die Stelle, wo die Kopfschmerzen besonders schlimm sind, und schaut ebenfalls Liam an.

"Wage es nochmal zu trinken und vor allem im Haus zu kiffen. Und bitte unterlasse es auch, beides zusammen zu machen, das gestern war absolut nicht nötig", murrt Liam genervt und nimmt einen weiteren Schluck seines Kaffees. Dann schiebt er Harry ein Aspirin rüber und bringt ihm eine Tasse Kaffee.

"Tut mir leid", murmelt Harry, der nun wach genug ist, um wieder mit Gedanken an Louis zu hängen.

„Es würde mich wundern, wenn du noch alles weisst", fügt Liam hinzu und seufzt wieder. Harry schüttelt den Kopf und fragt sich gerade, was er wohl angestellt hat.

"Was habe ich denn getan?", murmelt Harry leise. "Na ja, ziemlich laut ferngeschaut, dann im Haus gekifft. Irgendwann bin ich von dem Lärm aufgewacht und wollte nach dir sehen, da bist du auf mich drauf gesprungen, hast gelacht wie keine Ahnung was und schlussendlich das Wohnzimmer vollgekotzt. Dann hast du dich ausgezogen und nach mehreren Versuchen, konnte ich dich endlich in dein Zimmer bringen", erzählt Liam ihm und Harry seufzt.

„Tut mir leid", murmelt Harry und steht auf. Er wirft Liam noch einen letzten Blick zu, ehe er sich wieder in seinem Zimmer zieht und gedankenlos im Bett liegt und die Decke anstarrt. Sein Kopf ist am Pochen und zusätzlich ist ihm noch ein bisschen übel.

"Du musst das Gras ersetzen", nimmt er Louis' Stimme wahr. Blitzschnell setzt der Lockenkopf sich auf und starrt zum Blauäugigen.

"Ich muss gar nichts", brummt er und wendet den Blick ab. "Du bist einsam und auf dem besten Weg richtig kaputt zu gehen, ich sehe das", spricht der tote Louis wieder zu Harry.

"Ach, bin ich das? Oder bin ich schon kaputt? Weil du mich verlassen hast? Ja, ich bin einsam, ich bin furchtbar einsam, weil ich nicht verstehen kann, warum du mir das antust", erwidert Harry kalt und legt sich wieder hin.

Damit verschwindet Louis wieder und Harry fällt in einen unruhigen Schlaf.

***

Es ist jetzt genau einen Monat her, seit Louis sich umgebracht hat. Bald findet die lang ersehnte Beerdigung statt. Nur noch zwei Tage, dann kann sich Harry endgültig von Louis verabschieden, doch nach vorne blicken und über Louis hinwegkommen scheint nicht in Harrys Plänen zu sein.

Tatsächlich hat er Angst, dass die Halluzinationen, in denen Louis auftaucht und zu ihm spricht, aufhören, wenn er über ihn hinweg ist. Das will Harry nicht.

Er ist noch nicht bereit, Louis gehen zu lassen.

Nach der Beerdigung müssen die Jungs wieder arbeiten, allerdings bahnt sich bereits ein weiteres Problem an.

Zayn ist nicht zurückgekommen.

Dafür hat dieser fast sein ganzes Zimmer leer geräumt.

„Ich glaube, Zayn kommt nicht zurück", murmelt Liam am Frühstückstisch. Niall schaut ihn sprachlos an, während Harry bloss sagt: „Das sollte nicht sein. Wir können nicht gleich zwei Mitglieder verlieren."

Liam stimmt dem zu, bedauert aber auch, dass es schlecht aussieht. Dann nimmt er einen Schluck von seinem Kaffee. So vergeht schweigend das Frühstück.

Nach dem Frühstück verkriecht sich Harry wieder in seinem Zimmer und legt sich wie eine Leiche in sein Bett. Zu viel für den Kopf.

Seufzend wälzt Harry sich im Bett hin und her, aber sein Kopf pocht die ganze Zeit. Er hat so starke Kopfschmerzen. Sie sind kaum auszuhalten, aber er muss sie aushalten.

Harry ist sich sicher, dass nichts und niemand sein gebrochenes Herz wieder heilen kann.

Ehrlich gesagt würde Harry Louis gerne folgen, hinterher gehen. Aber er kann One Direction nicht im Stich lassen. Er kann nur hoffen, dass Zayn zumindest One Direction nicht im Stich lässt. Sollte er es dennoch tun, wäre es wohl das sinnvollste, sich aufzulösen und als Solosänger alleine weitermachen.

Harry wird vom Klingeln seines Handys aus den Gedanken gerissen. Er blickt auf das Display und sieht, dass seine Mutter anruft. Daher geht er ran und spricht: „Hey Mama."

„Harry, Schatz, geht es dir gut?", nimmt er die besorgte Stimme seiner Mutter wahr. Kurz darauf bilden sich bereits Tränen in seinen Augen, aber er hält sie zurück.

„Ja, alles gut", murmelt er ins Handy mit unterdrücktem Schluchzen. Er gibt sich wirklich viel Mühe, dass seine Mutter nichts mitkriegt.

„Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, dachte aber, dass du etwas Zeit für dich brauchst", redet sie weiter. „Alles gut, ich bin darüber hinweg", erwidert Harry wieder und stummt den Anruf für einen Moment, um laut zu schluchzen und seine Nase hochzuziehen. Dann entstummt er sich wieder und lauscht der Stimme seiner Mutter.

Wirklich helfen tut es aber nicht.

through the past || l. s. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt