Kapitel 1

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*Hinweis: Dies ist ein Teil einer Serie! Lest "Inferi" zuerst!

Atlantis.

Eine Stadt voller Geheimnisse für diejenigen, die ihre kostbaren Gaben nie erlebt haben. Ein breites grünes Tal, das sich meilenweit auszudehnen schien, bevor es sich zu baumbewachsene Berge erhob. Musik erklang, ritt auf den Westwinden des Gottes Xelius, Bruder des Königs von Atlantis, Atlan, und seiner Frau Xanius. Vögel in allen Farben des Regenbogens sausten wie Sternschnuppen durch den Himmel und regneten herab, um Platz auf den Ästen der Bäume und den Balkonfenstern zu nehmen.

Das Reich von Atlan war eine Stadt, die sich bis hoch in den Himmel erstreckte, dessen Behausungen aus reinstem Weiß und goldenen Türen unter Atlias strahlender Sonne glitzerten. Uralte Schriften befanden sich auf sämtlichen Gebäuden, Worte des Schutzes, der Schönheit und der Liebe. Der Klang von Kindern, die vor Lachen quietschten, während sie zusammen mit den heiligen Hunden des khalischen Gottes Trilius auf der Straße rannten. Straßenkünstler, hauptsächlich die berühmten atlantischen Bauchtänzerinnen, wirbelten und klatschten mit ihren nackten Füßen auf die Kopfsteinpflaster, bewegten und krümmten sich, als ob sie aus mehreren, verschiedenen Kreaturen bestünden. Frauen sangen, Männer schlucken Schwerter oder spieen Feuer in den Himmel, Händler säumten die Straßen mit Schmuck und Leckereien.

Ein riesiges Reich, das einst so mächtig gewesen war, mit einer Armee, die der Größe Roms gleichkam. Männer trainierten ab ihrem sechsten Lebensjahr, schmiedeten ihre Körper bis zur Perfektion, voll mit Muskeln. Auch die Frauen waren muskulös und üppig. Die Haut von der Sonne geküsst, ein zarter, warmer Olivton und das Haar so dunkel wie der Boden, den sie bewirtschafteten. Ihre blauen Augen waren von Natur aus sehr blass, wie der klare Himmel an einem Sommermorgen.

Ein Volk voller Stärke, Magie und Wunder. Schönheit und Perfektion.

"Dies ist unser Land", sagte Atlan einst zu mir und meinen Geschwistern, an einem sonnigen, heißen Nachmittag, als einzig eine sanfte Brise von Xelius uns abkühlte, "das sind unsere Leute. Es ist unsere Pflicht, sie zu stärken und sie zu beschützen, so werdet ihr für den Rest der Ewigkeit zusehen, wie Männer, Frauen und Kinder sterben, doch ihr werdet auch zusehen, wie sie wiedergeboren werden. Das ist deine Aufgabe, Xenon." Seine silbernen Augen wandten sich mir zu. Sie waren mit schwarzer Kohle umrandet, ein Handel, den wir mit dem ägyptischen Pantheon betrieben.

"Du bist mehr als ein Khalier. Du bist der Gott der Wiedergeburt. Der Gott des anbrechenden Lebens."

Diese Worte berührten mich. Schon als Kind hatte ich gewusst, was meine Aufgabe war. Ohne diese Sterblichen, die mich verehrten auch nur getroffen zu haben, liebte und schätzte ich jeden einzelnen von ihnen. Jeden Mann, jede Frau und jedes Kind. Von den Hunden, die auf dem Platz bellten, zu den Vögeln, die auf ihren Sitzstangen saßen, zu den Bäumen, die im Wind raschelten.

Meine Welt.

Oder besser gesagt... es war mal meine Welt gewesen.

Im Handumdrehen war alles weg. Eine verlorene Schlacht und ein Verrat, ließ eine mächtige Stadt, in Trümmern auf dem Grund des Mittelmeers sinken. Der Verlust meiner Stadt, meines Volkes, meines Pantheons hinterließ eine große, klaffende, kalte Leere in meiner Brust, die niemals wieder gefüllt werden konnte. Der Verräter hatte nicht einmal gebüßt, lief weiterhin frei herum, überschüttet mit Juwelen und Zuneigung.

Diese Gedanken erschwerten mir das Einschlafen.

Ich lag im Bett, unter roten und goldenen Laken und Decken. Die Sonne, die durch meine schwarzen Vorhänge strömte, brannte auf meinem Rücken und mein schwarzes Haar mit den roten Strähnen lag wie die sanfte Hand eines Liebhabers auf meiner Wange. Schwer seufzend kniff ich die Augen zu und versuchte erneut einzuschlafen, doch die geflüsterten Stimmen in meinem Ohr hielten mich wach. Weinende Kinder, schreiende Frauen und klagende Männer. Das Jaulen und Brüllen von Tieren, die Schmerzen litten, das Kreischen der Vögel. Wellen schlugen gegen felsige Küsten, die Erde bebte.

Nachspiel [malexmale] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt