Kapitel 3

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"Was hat das so lange gedauert?", verlangte Hades zu wissen.

Ich warf ihm einen gereizten Blick zu, als ich in der Mitte seines verschönerten Thronsaals auftauchte. Einst hatte dieser Thronsaal aus Schädel und Knochen, allen, die eintraten, in Angst und Schrecken versetzt. Jetzt sah es aus, als ob sich hier Hallmark übergeben hätte. Überall hoch aufragende Eichen und Kiefern, leuchtend grünes Gras, wunderschön gestaltete Blumen und anderen herausragenden Pflanzen. Ein kurzer Blick in die Runde versicherte mir jedoch, dass Dorean nirgends zu sehen war.

"Ich hatte es mit Adrian zu tun", antwortete ich trocken und sah, wie Hades bei der Erwähnung des Halbgottes angewidert die Lippen kräuselte. "Er ist verärgert, wegen Dorean. Was hast du getan?", Hades schnaubte und verschränkte die Arme vor seiner Brust, als er sich von seinem Thron erhob und die paar Stufen auf mich zuging.

"Ich habe getan, was du wolltest.

"Hast du ihn bezahlt?"

"Ich bin Hades, Bitch, ich nehme mir was ich will, und nun hör auf mit den dummen Fragen und erzähl mir lieber mehr über die Gegenwart und die Zukunft meines Kindes", befahl Hades, woraufhin ich eine Augenbraue hob. Hades war einer dieser pompösen, selbstsüchtigen, egoistischen Bastarde, die ihre Kräfte zur Schau stellten - wozu er technisch gesehen jedes Recht hatte, weil er ziemlich mächtig war - doch war er auch ein Arschloch. Zeus und Poseidon hatten Glück, dass sie sich nicht rund um die Uhr mit ihm zu tun haben mussten, nicht wie manche anderen von uns.

Ich schloss meine Augen und beschwor das Bild des Gotteskindes herauf. Wie zuvor heulte und weinte er und streckte seine winzigen Händchen aus. Ein paar Arme hielten ihn und bald kam Blaine in Sicht und klammerte sich an ihn. Die Stimmen waren gedämpft und verzerrt, schwer zu entziffern, aber Blaine sah unglaublich aufgebracht aus. Er schrie jemanden an, doch ich konnte nicht verstehen, was er sagte.

Das war der Nachteil, wenn man in jemandes Zukunft blicken wollte. Nichts war jemals klar. Doch wenn ich versuchen würde, das Hades zu erklären, bekäme er einen Wutanfall, der Theos Anfälle wie etwas aus My Little Pony aussehen lassen würde. Also kämpfte ich weiter gegen den Schleier an, der das Bild trübte.

Jemand versuchte Blaine das Kind wegzunehmen. Das musste Hades sein, und sobald mir diese Schlussfolgerung in den Sinn kam, tauchte Hades auf und hielt einen Moment später das Kind in seinen Armen. Blaine schluchzte unkontrolliert, fast so laut wie sein Kind, als er versuchte, nach ihm zu greifen, doch Cerberus trat ins Bild und hielt ihn zurück. Hades zeigte keinerlei Anzeichen des Bedauerns, als er den Säugling in seine Arme nahm und ihn hin und her wog.

Welch seltsamer Anblick, den unausstehlichen und grausamen Hades, dabei zuzusehen, wie er ein schluchzendes Kind in den Armen hält, das verzweifelt nach dem Elternteil zu greifen versucht, das sich in den letzten neun Monaten um ihn gekümmert hat. Hades tat so, als würde er es nicht bemerken, und sagte etwas zu dem Säugling, woraufhin es schniefte. Seine Worte waren verzerrt, jedoch gelang es mir den Namen des Kindes aufzuschnappen.

"Ambrosius", murmelte ich, "Du gibst ihm den Namen Ambrosius." Als ich meine Augen wieder öffnete, legte Hades den Kopf schief. Er bekam solch einen seltsamen Ausdruck, ging aber nicht näher darauf ein und nickte.

"Er wird ein voller Gott sein."

"Das wird er."

"Und seine Kräfte?"

"Versiegelt, bis er die Pubertät erreicht. Diese kann ich nicht sehen, da das Schicksal sie geheim hält."

"Was sind seine magischen Fähigkeiten? Kannst du mir nicht wenigstens das verraten?"

Nachspiel [malexmale] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt