Kapitel 5

64 2 0
                                    


Ehrlich gesagt, hatte ich keine Zeit mir das hier anzusehen.

Ich hatte noch andere Dinge zu erledigen. Wie zum Beispiel nachhause zu einem Imp zurückzukehren, der vermutlich in diesem Moment, meine Wohnung in eine Kopie des Disney Lands zu verwandeln versuchte, auf der sich eine Glitzerfee übergeben hat. Ja, nichts zeugte mehr davon, was ein uralter, mächtiger atlantischer Gott ich doch war, wie Glitzer und Mickey Mouse.

Und doch konnte ich mich nicht dazu überwinden, zu gehen. Doch das sollte ich. Ich hatte kein Recht, hier zu sein. Nach einem abgeschlossenen Deal war ich immer verschwunden, bin nie geblieben. Es stand mir nicht zu, ganz zu schweigen davon, dass mir trotz meines schroffen Äußeren, Leute leicht ans Herz wuchsen. So sehr ich es auch hasse, es zugeben zu müssen, konnte ich Hades Söhne und ihr gemeinsames Talent für Dilemmas gut leiden. Was wahrscheinlich erklärte, warum ich noch immer in der Nähe von Theos Villa stand und meine Anwesenheit verschleierte, während Steele Aria darauf vorbereitete, Mutter und Sohn wieder zusammenführen.

Eine Mutter, die ihren Sohn während seiner gesamten Kindheit gefoltert und ihn in den selbstverachtenden kleinen Bengel verwandelt hat, der er war. Trotz all der schrecklichen Dinge, die Theo in der Vergangenheit getan hatte, wie Adrian zu jagen oder andere dafür töten zu lassen, weil sie ihm bloß schief angesehen hatten, war er immer noch eine Person. Ein Kind, das Aufmerksamkeit brauchte.

Das schlimmste war, dass er nun viel glücklicher ist, seit er und Sept zusammengekommen sind und seine ganze Welt erneut zusammenbrechen wird, wenn seine Mutter ausgerechnet jetzt wieder auftaucht.

Trotzdem hielt ich den Mund. Das ging mich nichts an, könnte es aber auch nicht verhindern. Ich mischte mich nie in die Angelegenheiten meiner Kunden ein.

Oder zumindest versucht ich, das nicht zu tun.

Schweigend beobachtete ich, wie Steele und Aria sich unterhielten. Aria sah mehr als bereit aus, in den Palast hineinzustürmen und sich das zurückzuholen, was ihrer Meinung nach ihr gehörte. Es hatte ihr von Anfang nie gehört. Hades sagte seinen Geliebten immer, dass all die Reichtümer, die er ihnen gab, für ihre Kinder bestimmt waren und nicht für sie. Sie durften gerne bei ihrem Kind bleiben, aber sie hatten so viel Macht wie jeder Zivilist auch. Es war ein wenig kaltherzig, doch konnte ich auch ehrlich verstehen, warum Hades diese Regel in Kraft gesetzt hatte, wegen solchen Psychos wie Aria.

Steele blieb zurück, als Aria die Türen öffnete und das Gebäude betrat. Ich blieb dicht hinter ihr und beobachtete, wie sie den Reißverschluss ihrer schwarzen Lederjacke herunterzog, als ob jemand ihre Brüste sehen wollte. Sie ging jedoch mit den Schritten eines Raubtiers. Selbst von hier aus konnte ich erkennen, dass sie Waffen bei sich trug. Ihre spitzen Absätze klickten gefährlich auf dem schwarzen Marmorboden, als sie den Flur entlang zum Thronsaal ging.

Theo saß auf seinem Thron, sein welliges, blutrotes Haar glich das seiner Mutter und reichte ihm bis zu den Schultern. Mit gerunzelter Stirn scannten seine roten Augen die Akte in seiner Hand. Er trug bloß eine schwarze Lederhose und seinen rot-schwarzen Umhang aus Samt. Als er hörte, dass ihn jemand störte, sah er auf. Die Akte fiel auf den Boden und sein Gesicht wurde bleich wie ein Laken, als Aria langsamer wurde und nur wenige Meter vor dem Thron stehen blieb. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften, als sie ihm ein selbstgefälliges Lächeln schenkte.

"Aw, sieh dich an, Schatz. Liegst da, wie ein zufriedenes kleines Kätzchen", überlegte sie laut. Theo sah sich hektisch um, als ob er nach jemanden Ausschau hielt, der ihm helfen könnte, bevor er vom Thron stieg und von ihm wegtrat, als stünde er in Flammen. Arias rote Augen visierten ihn bedrohlich an, wie eine Spinne, eine Fliege.

"Was ist los, Baby? Hat Mommy dich erschreckt?", fragte sie unschuldig tuend. Sie machte einen Schritt auf ihn zu und Theo machte zwei zurück. Er sah sprachlos aus, sein Mund öffnete und schloss sich für einen Moment, bevor er schwer schluckte. Seine Muskeln waren steif geworden, noch immer zu entsetzt davon, sie zu sehen, seine roten Augen so rund wie Untertassen, aber er schaffte es, ein relativ gutes Pokerface zu bewahren.

Nachspiel [malexmale] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt