TWELVE

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Es war befreiend, von den kalten Ketten gelöst zu werden. Auch wenn ich nicht lange dort gesessen hatte, fühlten sich meine Knochen an als wären sie eingerostet. Meine innere Stimme sagte mir, dass ich nicht auf meinen Vater hören sollte. Sie sagte das die Ninja die guten und Chen der böse war. Doch so naiv wie ich war, hörte ich nicht hin. Ich wollte die Ninja einer nach dem anderen beseitigen, sodass sich in wenigen Jahren keiner mehr an sie erinnert. Zwar wusste ich noch nicht genau, wie ich das anstellen sollte, aber mein Vater hatte sicher schon eine Idee. Nicht um sonst hatte er einige Nudel-LKWs losgeschickt. Glücklicherweise konnten die anderen Anacondrei Pythor schnappen. So konnten wir den Zauber beenden.

"Was ist mit mir? Habt ihr denn gar keine Ehre?" klagte die kleine Schlange, die schon seit einer halben Ewigkeit in dem Laufrad vor einer Ratte zu entkommen versuchte. Wir ließen ihn aber zurück und verließen das Versteck mit dem Jet, den wir aus den Teilen der Nudelmaschine gebaut hatten. Es dauerte nicht lange, bis wir ein kleineres Dorf in Ninjago erreicht hatten. Mein Vater ließ sofort seine Anacondrei auf das Dorf los. Mit leeren Nudellieferwagen hatten wir die Elementarmeister von der Stadt weggelockt, sodass die Bewohner uns hilflos ausgeliefert waren. Dennoch bestand Chen darauf, dass wir den Ninja eine Nachricht senden sollten. "Niemand von euch wird verletzt werden, wenn ihr und eure Freunde sofort Ninjago verlasst!" war das einzige von der Nachricht, was ich mitbekam. Immerhin musste ich unserer Armee Befehle erteilen, wenn Chen es gerade nicht konnte.

Nach und nach nahmen wir alle Städte und Dörfer ein. Nur noch wenige fehlten uns. Um die restlichen zu erreichen, mussten wir durch einen schmalen Pfad, dessen Namen ich während der Fahrt vergessen hatte. Mein Vater und ich saßen zusammen in dem Jet, welcher von ein paar der Anacondrei getragen wurde. Es ergab zwar keinen Sinn, dass der Jet getragen wurde, aber Chen wusste schon, was er tut. Der Pfad war ziemlich eng, sodass wir mit dem Jet gerade so durch passten. An den Wänden waren irgendwelche bedeutsamen Leute eingemeißelt, die ich selbst aber nicht kannte. An sich war es eine interessante Idee wichtigen Persönlichkeiten so eine Art Denkmal zu geben, aber man hätte sich schon für bekannte Leute entscheiden können.

Es wurde langsam etwas unbequem in dem Jet, da es auch nicht für lange und gemütlich Ausflüge gemacht worden ist. Chen beschloss eine Pause einzulegen und die Anacondrei sein Abbild in den Stein meißeln zu lassen. Doch so weit kam es nicht. Die Ninja standen am anderen Ende des Pfades und versperrten den Weg komplett. "Skylor ist so eine Verräterin" flüsterte ich meinem Vater zu, der daraufhin leise kicherte. Chen wartete nicht lange und schickte die erste Welle an Anacondrei auf die Ninja los. Diese bleiben einfach stehen, als ob sie das Schlagen gleich gegen eine unsichtbare Wand laufen ließen. Und tatsächlich. Es war zwar keine Wand, aber ein Loch im Boden, das sie abgedeckt hatten. Mehrere Schlangen vielen in das Loch. Mein Vater war von der Falle überhaupt nicht begeistert. "Eine Falltür? Aber das ist mein Markenzeichen! Schnappt sie euch!" rief er laut und alle restlichen Anacondrei rasten auf die Elementarmeister los. Erst als der Kampf begann vielen mir die vielen Bewohner, auf die von den Ninja mit in den Kampf gezogen wurden. Mit Parfüm und Lichtschwertern auf Plastik konnten sie unsere Arme bekämpfen. Ich hatte die ganze Zeit gedacht das Anacondrei unbesiegbar waren, oder lag deren Schwäche einfach in deren Dummheit?

Langsam traten die Schlangen den Rückzug an, was Chen sehr wütend machte. "Doch nicht zurück! Ihr seid Anacondrei! Zeigt es ihnen!" schrie er seine Anhänger an. Immerhin hatte er recht. Anacondrei waren die stärksten Schlangen, die es gab, und sie sollten sich nicht von ein paar mit Murmeln bewaffneten Kindern ausschalten lassen. Glücklicherweise gehorchten sie und gingen sofort wieder auf die Gegner los. Es war schon ein sehr lustiger Einblick, als die Anacondrei und die Ninja versuchten einander wegzuschieben. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, was mein Vater nur mit einem finsteren Blick kommentierte.

"Hier untern gehts nicht weiter. Wir fliegen über sie drüber!" gab Chen bekannt und die wenigen Schlangen, die auch ein Jet abbekommen hatten, flogen mit uns in die Luft. Plötzlich tauchte vor uns ein Luftschiff auf. Die Ninja waren dafür bekannt, dass sie auf diesem Flugschiff lebten, aber im Fernsehen hatte es immer größer ausgesehen. "Schiffe sollten nicht fliegen! Versenkt es!" rief ich laut, da Chen das Schiff noch nicht bemerkt hatte. "Ihr habt sie gehört! Los!" schrie mein Vater die Anacondrei an. Aber auch unten auf dem Boden ging der Kampf weiter. Bei einem Blick aus dem Fenster sah ich, dass die Ninja Spinjitzu nutzen, um die Schlangen zu Boden zu bringen. "Ihr müsst den Pfad durchqueren!" befahl mein Vater, doch die Schlangen konnten nicht. "Der Pfad ist zu schmal." beschwerten sie sich. Sofort kam mir eine Idee. "Na dann vergrößern wir ihn!" Mein Vater verstand sofort, was ich meinte und feuerte auf die Wände des Pfads.

Nacheinander schafften die Schlangen es an den Ninja vorbei und über die Linie, die Lloyd vorher mit seiner elementaren Kraft gezogen hatte. "Jetzt kann uns rein gar nichts mehr aufhalten!" freute sich Chen, der mittlerweile wider gelandet war. Doch da hatten wir und zu früh gefreut. Meine Schwester Skylor tauchte aus dem Nichts auf, zog Chen aus dem Jet und warf ihn zu Boden. Sie wollte mit ihm ein Vater Tochter Gespräche führen, aber ich hatte andere Pläne. Sollte Skylor sich doch ruhig mich unserem Vater unterhalten, doch ich hatte andere Pläne. Die Vernichtung der Ninja war mein einziges Ziel. Sie hatten meine Schwester auf ihre Seite gezogen, sie hatten mich einfach mitten zurückgelassen, nachdem ich ihnen geholfen hatte, sie hatten mich dem Feind überlassen. Jetzt war es Zeit für meine Rache. Die ganze Zeit über hatte ich gedacht, dass sie meine Freunde waren, doch nun war mir klar, dass ich ihnen von Anfang an egal gewesen bin. Sie hatten sich nur mit mir angefreundet, da sie wussten, dass sie alleine keine Chance hatten. Sie wollen wie immer nur sich selbst retten. Aber das hatte nun ein Ende.

Gegen den Willen meines Vaters setzte ich mich ans Steuer von Jet und hob ab. Ich flog geradewegs auf das Flugschiff der Ninja zu. Als ich nah genug dran war, sprang ich auf das Schiff und ließ den Jet einfach nach unten fallen. Als ich landete, sah ich nur noch, wie Lloyd mit dem Kopf zuerst nach unten stürzte. Er war der Erste, den ich mir vornehmen wollte. Darum sprang ich ihm gleich hinterher und versuchte ihn zu erreichen. Was auch immer auf dem Schiff vorgefallen ist, es hatte ihn ganz schön mitgenommen. Er landete mit voller Wucht auf einem Gleiter, wobei er die Schlange, die bis eben noch darauf gewesen sich runterwarf. Auch ich gab mit Mühe irgendwie zu langen, was sich aber nicht gerade als einfach darstellte. Gerade so schaffte ich es auf einen Gleiter zu bekommen den eine Anacondrei vorher besetzt hatte. Aber die anderen Schlagen interessieren mich in dem Moment nicht. Ich wollte nur die Ninja ein für alle Male stoppen. Lloyd benahm sich echt seltsam. Aus irgendeinem Grund wurde meine Neugier größer als meine Wut.

Ohne Vorwarnung drehte er um und kehrte zum Flugschiff zurück, wohin ich ihm natürlich folgte. Oben abgekommen war irgendeine Art Zauber im Gange, den ich nicht einordnen konnte. Es war ziemliche windig und ich musste mich gut festhalten, um nicht runter zu fallen. Dann ging alles plötzlich so schnell. Im Himmel öffnete sich ein riesiges Portal und Gamadon flog geradewegs darauf zu. Nachdem er darin verschwunden war, ließ der Wind nach und ich konnte mich wieder ordentlich hinstellen. Doch der Zauber war scheinbar noch nicht vorbei. Eine Horde an grünlich durchsichtigen Geisterschlangen regneten aus dem Portal. Ich lief zum Rand des Schiffes, um zu sehen, wohin sie flogen. Sie flogen auf die Anacondrei zu!

Einer nach dem anderen schnappten die Geister sich die Schlangen und verwandelten sich ebenso in Geister. Ich konnte von Glück sprechen, dass ich nicht verfolgt wurde. Dennoch war es krasser anblickt, die Armee, die dir bis zum Ende gefolgt ist in geister verwandelt zu sehen. Vor Schock hielt ich meine Hand vor dem Mund. Was auch immer die Ninja gemacht hatten, es hatte funktioniert. Sie zogen die Schlangen in das Portal und lösten den Zauber, der uns zu Schlangen gemacht hatte, auf. Doch ich konnte mich nicht darüber freuen, wieder meinen alten Körper zurückzuhaben. Die Ninja waren zu weit gegangen. Sie hatten mir nicht nur meine Schwester genommen, sondern nun auch meinen Vater, nur mit dem Unterschied, dass er für immer verloren war. Er war für mich da gewesen, nachdem die Ninja mich im Stich gelassen hatten. Er hatte mir die Augen geöffnet und mir gezeigt, dass die Ninja sich nur für sich selbst interessierten. Aber nun wurde auch er mir genommen. Früher oder später würden sie dafür bezahlen, und wenn ich höchst persönlich dafür sorgen musste.

Freya - Ninjago FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt