[13 - Erinnerungen]

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Izuna sieht Kira unruhig nach. "Ein wirklich dramatisches Ereignis kann unter Umständen die Erinnerungen des früheren Izunas zurückholen. Wenn es dazu kommt, wirst du es merken."

Scheinbar ist nun dieser Moment gekommen. Wie Hagelkörner prasseln die Erinnerungen auf Izuna ein und es fühlt sich so schmerzhaft an als würde er erneut ein Katana durch die Brust gestoßen kriegen.

Er kann sich kaum auf den Füßen halten und stolpert ohne jeglichen Gleichgewichtssinn einige Meter nach hinten bis er mit dem Rücken an die Wand des Mädchenwohnheims stößt.

Von der Perspektive eines Außenstehenden betrachtet, mag es aussehen als hätte er den Verstand verloren, doch für Izuna ist das Hier und Jetzt vollkommen ausgeblendet. Die Menge an Informationen, die auf ihn einprasselt, ist nicht nachvollziehbar. Er weiß, was in der Vergangenheit seines Ichs in dieser Welt geschehen ist, er versteht und empfindet dies nach. Jede Freude und jeden Schmerz. Es ist eine ganz andere Perspektive und sein Verstand schreit ihn an sich zu erinnern, dass nicht er derjenige war, dem all dies passiert ist.
Sein Zeitgefühl und die Realität verliert er komplett aus den Augen, doch es rast jede Erinnerung so schnell an ihm vorbei, dass er keine davon wirklich greifen kann. Und trotzdem gibt es ein paar einschneidende Momente, die immer wieder aufkommen.
Es ist eindeutig ein ganz anderer Maßstab als er es als Shinobi gewohnt war, dennoch ist diese Welt auf ihre eigene Art wahrlich grausam.

Izuna beobachtet nachdenklich das Mädchen auf der Schaukel als sich ihr eine Gruppe Kindernähert. "Sieh mal einer an wem man so begegnet.", lacht der größte Junge auf einer seiner Kumpels schubst sie unsanft von der Schaukel, woraufhin die Gruppe Halbstarker das rothaarige Mädchen umzingeln. Er erkennt aus seiner Perspektive gerade mal, dass sie sich aufrichtet, ansonsten wird sie von den etwas älter aussehenden Jungen vollkommen verdeckt.

"Traut sich das feine Mädchen etwa ganz alleine vor die Türe?"
"Du hast uns ganz schönen Ärger eingebrockt."
"Siehst du mein Auge? Meine Eltern waren gar nicht begeistert, dass ich suspendiert wurde-"

"Haut ab, ihr Idioten wisst genau, dass ihr selbst Schuld wart!", hört er das Mädchen schreien. Offenbar versucht sie sich an ihnen vorbei zu drängeln, doch da zieht sie einer an den langen, roten Haaren zurück.
"Dumme Ziege, bist du etwa so scharf auf eine Tracht Prügel?"

Ehe Izuna sich versieht, verpasst einer der Typen ihr bereits eine. Trotz des jungen Alters ist ihr Vokabular was Beleidigungen angeht voll und ganz ausgereift.

Izuna blickt sich nach Hilfe um, entdeckt aber niemanden.
Dieser Spielplatz ist zu abgelegen als dass sich sonst irgendwer anders hier hin verirren würde. Außer ihnen befindet sich sonst keiner dort.

Wie angewurzelt steht Izuna da und vernimmt ihre schmerzhaften Schreie.
Erst als er seine eigene Hand so stark zu einer Faust zusammengeballt hat, dass es ihm selbst weh tut, bemerkt er, dass er sich sehr wohl bewegen kann und rennt los, um ihr zu helfen, auch wenn er keine Ahnung hat wie.
"Lasst sie gefälligst in Ruhe!", ruft er und stellt sich schützend vor das Mädchen, das inzwischen zusammengekauert auf dem Boden liegt.
"Misch dich nicht in fremde Angelegenheiten ein und geh brav aus dem Weg. Die Schlampe hat es nicht anders verdient."
"Nein.", erwidert Izuna selbst mit leicht zittriger Stimme. Ob es nun Edelmut, Adrenalin oder der gute Wille war, der ihn dazu bewegt hat, sei mal dahingestellt, denn obwohl er sich dazwischen gestellt hat, hat er sich zuvor noch nie geprügelt. Vor allem nicht mit fünf Leuten auf einmal.

Und so kriegt er eine Faust gegen die Nase, verliert das Gleichgewicht und stolpert ohne zu verstehen, was gerade geschehen ist, einige Schritte nach hinten.

"Legt ihr euch immer mit Schwächeren an?", ertönt dann allerdings eine weitere Stimme und Izuna dreht sich mit brummend zu den Jungen mit den weiß-grauen Haaren um, der vollkommen gefasst ausschaut.
"Ist heute die große Versammlung der Waschlappen oder was?", fragt einer der anderen Jungen amüsiert. Ein weiterer stößt ihm aber in die Seite und senkt seine Stimme etwas.

"Hey, ich glaub mit dem sollten wir uns nicht anlegen... das ist Tobirama aus der Parallel."

"Na und? Habt ihr etwa Schiss vor dem?"

"Pass kurz auf sie auf.", wendet Tobirama sich an Izuna, der etwas verwirrt einfach nur nickt.

"Hey, ignorierst du uns?!", wendet der eine Typ hörbar wütend ein und holt zu einem Schlag aus, dem Tobirama aber gekonnt ausweicht. Er greift nach dem Arm des Schlägers, zieht den Jungen zu sich und tritt ihm in den Magen, so dass dieser auf die Knie sinkt. Ein zweiter versucht dasselbe von hinten, Tobirama duckt sich und fegt dem anderen das Bein weg, so dass dieser mit dem Rücken auf den Boden knallt.

"Noch irgendwer?", fragt Tobirama und blickt die Gruppe Jungen aus seinen roten Augen böse an.
Sie verneinen, schnappen sich ihre vor Schmerzen stöhnenden Kumpels und machen sich kurzer Hand auf und davon.

Tobiramas Blick wandert zu Izuna, der instinktiv zusammenzuckt als er dessen finsterem Blick begegnet. "Du gehörst zur Familie Uchiha?", will er wissen und Izuna runzelt die Stirn. "Woher weißt du das?", will er - überfordert mit der ganzen Situation - wissen.
"Das Fächersymbol auf deiner Kleidung."
Darauf hätte Izuna zwar auch selber kommen können, aber seine Gedanken schwirren um andere Dinge.

Tobirama kniet sich zu den beiden auf den Boden und wischt dem Mädchen die Haare aus dem Gesicht, hält ihr seine Hand hin und hilft ihr sich aufzusetzen.
"Du bist nicht zufällig mit Madara verwandt?", fragt Tobirama und Izuna ist sich ziemlich sicher, dass es diesmal auf seiner Kleidung keinen Hinweis gibt, der darauf schließen lässt.
"Mein Bruder."
"Ihr wohnt näher als wir.", stellt Tobirama fest und wendet sich an die Rothaarige.
"Kannst du aufstehen, Kira?" Sie nickt schwach und lässt sich von ihm auf die Beine helfen.
Izuna steht zwar ebenfalls auf, blickt aber nicht mehr durch.

Sie blickt aus ihren verweinten Augen zu Izuna rüber. "Danke.", murmelt sie unsicher. Tobirama legt ihren Arm über seine Schulter, da sie schwankt.
"Izuna, Kira. Kira, das ist Madaras Bruder."

"Moment.", wendet der Schwarzhaarige ein und wedelt verständnislos mit den Armen.
"Woher kennst du meinen Namen?"
"Von Madara.", erwidert Tobirama als wäre es das offensichtlichste der Welt. "Wir sollten trotzdem erstmal zu euch."
"Und wer bist du überhaupt?", fragt er verwirrt, Der Weißhaarige verdreht jedoch nur genervt die Augen. "Tobirama Senju."

Izuna geht ein Licht auf. jetzt, wo er den Namen sagt, kommt er ihm bekannt vor. Er kennt Hashirama und wusste auch, dass der einen Bruder hat, aber er hätte sich niemals den Namen gemerkt. Ebenso wenig hat er eine Ahnung, wo die Senju wohnen, in dem Punkt ist es also doch etwas unheimlich, dass Tobirama vom Park zu ihm nachhause die schnellste Route kennt, allerdings will er Kira auch helfen. Und eigentlich sogar gerne wissen, was das sollte, wie die beiden zueinander stehen und wie Tobirama so tiefenentspannt sein kann, nachdem er grad zwei Typen fertig gemacht hat.
Erstmal aber bringen sie Kira ins Hause der Uchiha, um dort alles nötige zu klären. Tatsächlich ruft sein Vater dann erstmal den Krankenwagen, wenn sie auch zu Izunas Unverständnis versucht hat dies seinem Vater auszureden.


Second chance - IzunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt