[10 - Verständnislos]

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Nach der Unterhaltung mit Kira, geht sie Izuna nicht mehr aus dem Kopf. Während der Schulzeit lächelt sie zwar als wäre alles okay, doch er merkt, dass es nicht stimmt.
Sie lügt nicht nur alle anderen an, sondern auch sich selbst. Er weiß nur nicht, wieso sie es ausgerechnet ihm erzählt und nicht jedem anderen. Tobirama ist schließlich ihr fester Freund. Und mit Hashirama und Madara scheint sie sich auch gut zu verstehen. An Freunden mangelt es ihr allgemein nicht, also warum muss er sich damit herumschlagen?

Liegt es daran, was ihm die jüngeren Senju erzählt haben? War sein altes Ich so depressiv, dass sie aufgrund dessen vielleicht Freunde waren, die sich sowas erzählt haben?

Er versteht es nicht, egal wie sehr er darüber nachdenkt.
Er kann einfach nicht nachvollziehen, was an dieser Welt so schlimm sein soll. Natürlich jeden Tag das gleiche in der Schule zu hören, ist eindeutig anstrengend, Madara so nett zu erleben dazu äußerst gruselig und mit Tobirama in einem Zimmer zusammenzuwohnen die reine Hölle... aber er steht nicht mehr auf dem Schlachtfeld.

Er konnte sich dies zwar niemals vorstellen, hatte es nicht mal nur eine Sekunde lang in Betracht gezogen, aber es ist nun so. Natürlich ist er immer noch paranoid Tobirama könnte ihn im Schlaf umbringen, aber sonst ist diese Welt so friedlich, dass es beinahe unheimlich ist. Natürlich gibt es Streit, aber die werden in den meisten Fällen als Meinungsverschiedenheiten zur Seite gelegt und vergessen.

Es ergibt für ihn alles keinen Sinn, er hatte nie an dem gezweifelt, was er tat. Aber jetzt, wo er so rückblickend sein altes Leben betrachtet, hat er das Gefühl als hätte er etwas anderes erreichen können. Mehr als nur Tag ein Tag aus auf dem Schlachtfeld zu kämpfen und zu töten. Und das bis zu seinem eigenen Tod.

In dieser Welt scheint Töten nicht einmal erlaubt, doch geht es immer noch nicht in seinen Kopf, da kann man es ihm noch so oft erklären. Der Tod war etwas Alltägliches, er ist es immer noch.
Hätte man ihm noch vor einiger Zeit gesagt, er solle jemanden töten, hätte er keine Sekunde gezögert und gekämpft bis zum Tode. Und jetzt fragt er sich nach vierundzwanzig Jahren zum ersten Mal, wieso er eigentlich jemanden töten sollte. Er dachte immer es wäre die Ordnung der Welt, aber diese Weltordnung hat sich für ihn nun komplett auf den Kopf gestellt.

Er versteht es absolut nicht. Gar nichts. Auch nicht, wie sich Menschen in einem anderen Leben so unterschiedlich entwickeln können. Nicht, wie sich Welten so unterschiedlich entwickeln können und auch nicht, wieso ein Mörder wie er ein so friedliches Leben führen darf.

Izuna wendet den Blick ab.
Bislang stand er irgendwo am Rande des Schulhofes und hat aus sicherer Entfernung Tobirama und Kira beobachtet, die miteinander turteln oder was auch immer tun, doch damit ist jetzt Schluss. Weder erhält er so Antworten, noch kommt in ihm nur der Hauch einer Idee auf, wieso diese Welt so ist, wie sie ist. Und auch nicht, wieso er selbst hier ist.

Den Tod hielt er für etwas Unumgängliches und Endgültiges.
Vielleicht will er es auch nicht verstehen, aber solange er es nur nicht verstehen kann, ist es wahrlich frustrierend.

"Erde an Izuna?", er nimmt endlich die Stimme der Person wahr, die seit sagenumwogenden fünf Minuten neben ihm steht und es ist niemand anderes als sein Bruder, der ihn mitleidig ansieht. Noch eine Sache mit der er sich nicht anfreunden kann, die Blicke seines Bruder. Er weiß nicht, ob es ihm Angst macht oder er einfach nur kotzen könnte.

"Wo bist du bitte mit deinen Gedanken?", seufzt Madara, blickt sich um und entdeckt schließlich Tobirama und Kira.

Madara wird für Izuna noch unerträglicher, als der auch noch anfängt auf ihn einzureden.

"Vergiss es doch endlich, du ruinierst dir irgendwann noch zu Beiden die Freundschaft, also lass endlich los und such dir wen anders. Wie wärs denn mit dieser Sarutobi? Wie hieß sie noch gleich... Narumi. Ihr versteht euch doch, sie ist in eurer Stufe und recht süß, bestimmt auch dein Typ.", labert er auf Izuna ein, der seinem großen Bruder nur verdattert anstarrt. 

Wie gesagt, er versteht in dieser Welt überhaupt nichts und die Leute wohl am wenigsten. Allen voran Madara und Tobirama, da kann er auch gleich mit einer Wand reden, ist für ihn genau so sinnvoll.

"Worum geht es überhaupt?", unterbricht Izuna das Geschwafel seines Bruder und tritt eilig den Rückzug an. Er hätte gar nicht erst fragen sollen, sondern einfach gehen, aber jetzt legt Madara brüderlich seinen Arm über Izunas Schulter und läuft so neben ihm her, um ihn ganz offensichtlich aufzumuntern und von irgendwas abzulenken. Doch Izuna wird einfach nicht klar, was das Ganze soll.

Der ganze Nachmittag geht so für Izuna drauf, da er seinen Bruder einfach nicht abwimmeln kann und so fragt Madara ihn in brüderlichem Interesse über alles Mögliche aus. Wie es in der Schule läuft und ob er sich wieder mit Tobirama vertragen hat, da Madara dem Irrglauben unterliegt, dass sie beide Freunde wären und sich gestritten hätten.

Erst das Abendessen erlöst ihn davon. Als die Uhr ihnen anzeigt, dass das Abendessen wohl eröffnet ist, gehen die beiden Brüder aus dem Zimmer und treffen auf dem Weg, kurz vor der Mensa ebenfalls auf die vier Senju Brüder.

Ebenfalls eine Sache, die Izuna unverständlich findet. Wieso sind alle vier Senju Brüder hier, aber seine Brüder bis auf Madara nicht? Sein Vater hatte es ihm erklärt, dass der alte Tajima einfach schon mit zwei Söhnen zufrieden war, aber diese Antwort findet er trotzdem nicht wirklich zufriedenstellend. Denn wo sind die Seelen seiner toten Brüder dann hin? Und wieso kann er nicht bei ihnen sein?

"Hey, Izuna. Alles gut?", fragt Kawarama und seine Laune ist gerade noch mal drastisch gesunken. Er schaut ihn einfach nur böse an, statt zu antworten, weshalb der sich entschuldigend lächelnd wegdreht und mit Itama gemeinsam schon mal vorgeht.

Die beiden älteren Senju scheinen allerdings nicht einfach so die Biege machen zu wollen, weshalb Izuna beschließt dann doch lieber den beiden kleinen Nervensägen zu folgen und sich etwas zu Essen zu besorgen. 

Er muss zugegeben, dass das Essen hier zwar anders ist als in seinem vorherigen Leben, was anscheinend an dieser Vielfalt von Gewürzen liegt, doch ist es ihm eigentlich immer noch egal, was er isst.

Er hat schon immer alles gegessen, wie jeder in seiner alten Welt, der irgendeinen Überlebenswillen hatte und nicht gerade zur Familie eines Feudalherren gehörte.
Daher kann er nicht nachvollziehen, was die Leute hier dazu treibt, Einiges als "lecker" und Anderes in die Kategorie "ekelig" einzuteilen.
Wie bei so vielen Dingen, er kann es einfach nicht verstehen, so sehr er sich auch bemüht.

Natürlich schmeckt Manches besser als Anderes, das versteht er, aber Etwas nicht zu essen, nur weil es nicht so gut schmeckt wie etwas Anderes, das versteht er nicht. Lebensmittel sind ein knappes Gut, auch wenn das in dieser Welt nicht so zu sein scheint, kann und will er nicht zu jemandem werden, der etwas nicht isst aufgrund irgendwelcher subjektiven Einschätzungen von Gut und Schlecht.

Second chance - IzunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt