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Izuna legt das Telefonat mit Madara auf.
Sie würden sich nur wiederholen, wenn er jetzt weiter diskutiert.
Er muss erstmal auf schnellstem Weg zum Bahnhof kommen.

Izuna begibt sich auf schnellstem Weg zum Bahnhof. Von dort aus will er mit der Bahn zu einem ganz bestimmten Ort fahren, den er einst mit Kira besucht hat.

Ihre Worte hallen in seinem Kopf wie ein unaufhörliches Echo. "Das hier wäre doch ein schöner Ort, um zu sterben."

Diese Worte hat sie damals gesagt, als sie gemeinsam von einer Klippe hinabgeschaut haben. In diesem Moment hatte er den Ernst ihrer Worte nicht wirklich erfasst. Jetzt aber, allein und von Erinnerungen gequält, fühlt er das Gewicht jedes einzelnen Buchstabens. Der Gedanke an diesen Ort zieht ihn magisch an, wie von einer unsichtbaren Macht gelenkt. Es ist, als ob seine Beine von selbst den Weg zum Bahnhof finden, als ob er keinen eigenen Willen mehr hätte.

Kaum angekommen, sucht er hektisch den Fahrplan ab. Sein Blick wandert nervös zwischen der Uhr und dem Plan hin und her. Die nächste Bahn kommt in... drei Minuten. Drei lange Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Izuna atmet tief durch und versucht, sich zu beruhigen. Ein Mann mittleren Alters beobachtet ihn neugierig. Sport ist in dieser Welt offensichtlich nicht Izunas Stärke; sein Körper ist zu untrainiert, um solche Strecken ohne weiteres zu bewältigen.

Langsam, aber sicher beruhigt sich Izunas Puls, und sein Atem wird gleichmäßiger. Obwohl er weiß, dass er die Bahn nicht schneller herbeiwünschen kann, spiegelt sein nervöses Auf- und Abgehen seine Ungeduld wider. Jeder Schritt auf dem Bahnsteig lässt seine Nervosität ein wenig wachsen. Die Minuten scheinen sich zu dehnen, als ob die Zeit selbst sich gegen ihn verschworen hätte.

Als die Bahn schließlich an der Haltestelle hält und die Leute aussteigen, tritt Izuna ein. Er setzt sich nicht, obwohl er einige Haltestellen fahren muss. Die Nervosität hindert ihn daran. Seine Gedanken kreisen unaufhörlich. Was, wenn ich einschlafe? Oder die Haltestelle verpasse? Oder wenn sie übersprungen wird? Was, wenn die Bahn mitten auf der Strecke einen Unfall hat und ich stundenlang im Nirgendwo festsitze?

Dutzende mögliche, wenn auch unwahrscheinliche, Szenarien durchzucken ihn und lassen seine Übelkeit steigen. Die Sorge, dass etwas schiefgehen könnte, bevor er überhaupt Kira erreicht, quält ihn. Wie soll er sich da auf die bevorstehende Begegnung vorbereiten? Die Fahrt dauert knapp eine halbe Stunde. Trotz der vielen freien Plätze aufgrund der Uhrzeit bleibt Izuna stehen, aus Angst, er könnte versehentlich einschlafen oder zu langsam reagieren, wenn die Bahn anhält. Er versucht, sich zu entspannen und tief durchzuatmen, doch das hält nie lange an. Seine Augen haften angespannt auf dem Haltestellenplan, wartend auf seine Station.

Jeder Halt der Bahn verstärkt seine Nervosität. Fahrgäste steigen ein und aus, Gespräche und Geräusche fluten die Bahn, aber Izuna nimmt sie kaum wahr. Seine Gedanken sind bei Kira, bei dem Ort und bei dem, was ihn erwartet. Was, wenn Kira nicht da ist? Was, wenn sie ihn nicht mehr sehen will? Die Unsicherheit nagte an ihm, verschärft durch die Erinnerungen an ihre letzten Gespräche und ihre geteilten Geheimnisse.

Endlich kommt die erlösende Durchsage. Die nächste Station ist seine. Sobald die Anzeige erscheint, drückt er den Halteknopf. Gestresst fährt er sich durch die Haare und atmet tief durch. Als sich die Türen öffnen, tritt er hinaus auf den Bahnsteig. Einen Moment lang ist er orientierungslos. Links? Rechts?

Er erinnert sich brüchig. Rechts. Die Erinnerung ist schwach, aber sie ist da. Mit einem letzten tiefen Atemzug macht er sich auf den Weg. Er eilt den Weg entlang, so hastig, dass er fast vergisst, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Die Umgebung verschwimmt, sein Fokus liegt nur auf dem Ziel. Jeder Schritt bringt ihn näher, jeder Atemzug füllt ihn mit einer Mischung aus Angst und Entschlossenheit.

Während er dem vertrauten Pfad folgt, kommen Erinnerungen hoch. Bilder von ihm und Kira, lachend, diskutierend, manchmal auch schweigend, tauchen vor seinem inneren Auge auf. Es war eine Zeit voller Höhen und Tiefen, voller Emotionen, die jetzt wie Geister der Vergangenheit erscheinen. Die Landschaft um ihn herum, die Bäume, der Himmel, alles scheint stumm Zeuge seiner inneren Zerrissenheit zu sein.

Mit jedem Schritt wird die Erinnerung klarer. Der Weg wird steiler, die Umgebung wilder. Schließlich steht er an der Klippe, dem Ort, an dem Kira ihre schicksalhaften Worte gesprochen hat. Er spürt den Wind auf seinem Gesicht und schaut hinab, genau wie damals.

"Das hier wäre doch ein schöner Ort, um zu sterben."

Die Worte hallen in ihm nach, aber diesmal ist etwas anders. Diesmal wüsste er, was er darauf entgegnen würde.

Die Erinnerungen verblassen, als die harte Realität ihn einholt. Kira ist nicht hier. Kann er sich wirklich so sehr geirrt haben? Er hat mit allen Zwischenfällen gerechnet. Aber die Option, dass sie überhaupt nicht dort sein würde, ist ihm nicht in den Sinn gekommen.

Und was, wenn sie schon gesprungen ist? Bei dem Gedanken läuft es ihm kalt den Rücken runter.

Izuna nimmt einen kleinen Stein und wirft ihn hinab, beobachtet, wie er fällt und schließlich aus seinem Blickfeld verschwindet. Wenn er sich vorstellt, dass dieses Steinchen Kira wäre... er darf gar nicht daran denken.

Plötzlich hört er hinter sich ein Geräusch. Es klingt wie Schritte auf dem Kiesweg. Sein Herz setzt einen Schlag aus. Könnte es Kira sein? Langsam dreht er sich um, unsicher, was er erwarten soll.

Die Schritte kommen näher, und mit jedem Schritt wächst die Spannung. Würde sich wirklich ein Fremder hier herverirren?
Izuna steht auf und dreht sich vollständig um, bereit, ihr ins Auge zu sehen.

Izuna hält den Atem an, während sich die Gestalt ihm nähert. Die Stille ist greifbar, jeder Herzschlag fühlt sich wie eine Ewigkeit an.
Die Sonne blendet ihn.
Er muss die Augen zusammenkneifen, um die Person zu erkennen.

Als sie ihn sieht, bleibt sie stehen und ihre Augen weiten sich.
"Izuna..."

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Ich wollte die ganze Zeit einen Cliffhanger schreiben, aber... Klipp(en)-hänger jokes wären hier glaub ich nicht angebracht. Anyway, mir ist aufgefallen, dass die Story seit über 3 Jahren am Laufen ist. Dann wird sie wohl so 2028 fertig.

Second chance - IzunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt