[18 - Gefühle]

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Er kann nämlich inzwischen durchaus nachempfinden, was seinem alten Ich an Kira so lag.

"Und jetzt?" Kira schaut auf Izunas Frage hin auf. "Jetzt was?"

Izuna seufzt. "Wenn du nicht vorhast, dich umzubringen, was willst du dann hier? Was hast du jetzt vor?"

"Hm... mal sehen. Nach Hause will ich nicht. Ins Internat will ich nicht zurück. Dann bleibt mir wohl nur noch abzuhauen. Vielleicht ins Ausland. Hab gehört, Dänemark soll schön sein. Vielleicht probiere ich es mal mit Kopenhagen."

"Das ist verdammt spezifisch für 'mal sehen'", brummt Izuna. Eigentlich kann es ihm egal sein. Das weiß er, aber...

"Und was ist, wenn ich nicht will, dass du gehst?"

Kira schaut irritiert auf. "Wir kennen uns doch quasi gar nicht."

Izuna zuckt mit den Schultern. "Ich kenne dich mehr als fast jeden sonst hier. Wenn auch nur durch Erinnerungen dieses Ichs."

"So kann man das natürlich auch sehen", kichert Kira und legt ihren Kopf an Izunas Schulter. "Themenwechsel. Wie war dein Leben als Shinobi so? Ich denke, meine Geschichte kennst du ja bereits."

Izuna ist ein wenig perplex von diesem spontanen Körperkontakt. Seine Muskeln spannen sich fast reflexartig an. Er versucht sich auf ihre Frage zu konzentrieren, aber diese ist gar nicht so einfach zu beantworten. "Mein Leben als Shinobi... in erster Linie war es natürlich eine Herausforderung." Früher hätte er das nie so formuliert, aber mit der Perspektive auf ein verhältnismäßig friedliches Leben in dieser Welt...

"Es war hart. Es bestand der andauernde Druck, so stark wie möglich zu werden."

"Und? Hat's zumindest geklappt?" "Wie man es halt nimmt", seufzt Izuna. Der Gedanke an seine Niederlage gegen Tobirama... es ist immer noch schmerzhaft, aber inzwischen wirkt das Ganze bereits ewig weit weg. "Ich konnte noch so stark werden, gegen Madara und Tobirama hat's nie gereicht."

"Stimmt, die Senju und Uchiha waren in so einem dauerhaften Krieg miteinander, richtig?" "Genau." Kira nickt knapp. "Davon hab ich nur so nebenbei mitbekommen. Mein herzallerliebster Vater war mehr darauf bedacht, herauszufinden, wen man unterstützen sollte, als die Leute seines eigenen Clans zu unterstützen."

Izuna denkt für einen Moment nach. "Vom Namikaze-Clan habe ich seit dem Tod des letzten Oberhauptes auch nicht mehr viel gehört..." "Ich leider umso mehr", seufzt Kira genervt. "Seit der Mann, der sich mein Vater schimpft, ebenfalls hier reinkarniert wurde, ist alles erneut bergab gegangen."

"Davon... wusste der alte Izuna noch gar nichts, richtig?" Kira lacht schwach. "Natürlich nicht, der hat mir ja nicht mal geglaubt, dass ich wiedergeboren bin. Wie hätte ich ihm dann das verklickern sollen?"

"Hast du irgendwem davon erzählt?", will Izuna wissen. "Ich habe Tobirama gegenüber mal erwähnt, dass mein Vater eine Midlife-Crisis hat und deswegen unerträglich ist. So als Grund, bei den Senju zu übernachten. Butsuma Senju und dein Vater hatten, glaube ich, aber beide so ein Gefühl, wie dem wirklich ist."

"Mein Vater auch?", fragt Izuna überrascht nach. Er versteht noch nicht so recht, wie der ins Bild passt. Kira nickt knapp. "Wahrscheinlich sind das eher irrelevantere Erinnerungen, dass du es grad nicht parat hast. Tajima Uchiha ist von Zeit zu Zeit mal bei den Senju zum Abendessen."

Izuna runzelt die Stirn. Es klingt nicht neu, aber überraschen tut es ihn dennoch. "Dein Vater und Tobiramas verstehen sich so wie du und Tobirama hier um einiges besser. Die trinken von Zeit zu Zeit mal gemeinsam. Da kam man eben mal ins Gespräch und die Andeutungen von den beiden waren schon ziemlich eindeutig, dass sie ahnen, dass ich nicht nur die ganzen Ferien bei Tobirama verbringe, weil wir so viel Spaß gemeinsam haben."

Izunas Miene verfinstert sich etwas, wenn er daran denkt, worauf sie hinauswill. "Haben du und Tobirama eigentlich...", fragt er unsicher nach. Kira schenkt ihm ein neckendes Grinsen dafür, dass er nicht ausspricht, was ihm auf der Seele liegt. "Klar."

Ein wenig irritiert ihn die komplett ungestörte Antwort. "Klar? Das war's?" Kira zuckt mit den Schultern. "Wir haben ein paar Mal miteinander geschlafen, das war jetzt aber nie so aufregend, dass es erwähnenswert wäre. Es ist allerdings auch bei Ausnahmen geblieben. Zu mir sind wir logischerweise nicht und mit Kawarama, Hashirama und Itama war auch bei den Senju fast immer irgendwer zu Hause."

Izuna nickt knapp. Er findet ihre Argumentation zwar schlüssig, aber irgendwas stört ihn an der Tatsache, dass die beiden intim miteinander waren, dennoch. Er versucht sich gedanklich allerdings davon abzulenken. So gerne er auch nur so zur Info wüsste, wie gut es denn war, verkneift er es sich. Er weiß nicht so recht, ob er mit der Wahrheit umgehen könnte. Und Kira ist bei sowas meist ziemlich offen.

"Wir sollten wieder zum ursprünglichen Thema kommen... was hast du jetzt vor? Unironisch."

Kira seufzt. "Ich hasse solche ernsten Probleme... ich weiß es doch auch noch nicht zu 100 %. Die Schule schmeiße ich auf jeden Fall. Ich will hier weg. Dann suche ich mir einen Job und verdiene etwas Geld. Und dann schau ich mal, wohin mein Weg mich so führt."

Izuna will sie auf keinen Fall dazu zwingen zu bleiben. Sie aber erstmal für eine unbestimmt lange Zeit nicht wiederzusehen... es ist, als würde das Herz, das in seiner Brust schlägt, noch dem alten Izuna gehören und jederzeit drohen rauszuspringen. Und irgendwie betreffen diese Gefühle nun eben auch ihn selbst...

"Lass mich mitkommen." Bevor er überhaupt den Satz zu Ende gedacht hat, hat er es ausgesprochen, als wäre das die einzig sinnvolle Option. "Nicht nötig, ich komm schon klar."

"So meine ich das auch gar nicht", verteidigt Izuna sich sofort. Er weiß gar nicht, wieso er das so verteidigt, obwohl sie ja recht damit hat, dass sie sich beide so wenig kennen. "Lass uns gemeinsam neu starten."

Kira blickt auf zu dem leicht bewölkten Himmel. "Du hast noch realistische Chancen, einen Schulabschluss zu schaffen. Du musst dir nur etwas Mühe geben, die Erinnerungen-"

Izuna greift Kira an der Schulter und dreht sie zu sich. "Darum geht es ebenfalls nicht. Ich will einfach nur an deiner Seite sein."

"Das sind die Gefühle des alten Izunas... du bist noch ein wenig sehr davon betroffen. Es ist alles neu, du wirst Zeit brauchen. Irgendwann wirst du die Entscheidung bereuen."

"Dann ändere ich meinen Weg eben erneut, sobald es soweit ist. Und wenn nicht, dann auch gut. Aber weder mir, noch dir, noch dem anderen Izuna gegenüber, kann ich dich alleine ziehen lassen. Wenn sich das am Ende als Zeitverschwendung herausstellt, habe ich zumindest alles versucht. Ich werde nicht bereuen, etwas nicht getan zu haben. Und auch wenn du es nicht willst, dann werde ich dich eben einfach finden, egal wohin du gehst. Dann entscheide ich mich eben nur gleichzeitig für denselben Weg, unabhängig davon, dass du ihn zuerst gewählt hast. Verstehst du?"

"Nein, eigentlich nicht", lächelt Kira schwach. "Ich hab nach der Hälfte abgeschaltet. Du solltest irgendwo in Izunas Erinnerungen parat haben, dass ich eine wirklich miserable Zuhörerin bin."

"Auch gut. Dann eben noch mal kurz: Ich bleibe bei dir, komme, was wolle."

Second chance - IzunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt