| 09 ☄. *. ⋆

316 19 1
                                    

╭── ⋅ ⋅ ── ✩ ── ⋅ ⋅ ──╮

ᴛᴀɴᴀᴡᴀᴛ ᴄʜᴀɴɴᴀʀᴏɴɢ, ʟᴇᴏ | Ich bin nicht mal überrascht, als ich das schwarz-weiße Motorrad auf dem Parkplatz vor dem Haupthaus erkenne und doch muss ich schmunzeln. Er muss wirklich verzweifelt sein.

Die Pistole in meiner Hand stecke ich beim Aussteigen aus dem SUV in meinen Hosenbund und sehe dabei zu, wie ein paar unserer Bodyguards aus den zwei anderen Wagen steigen und ihre Klamotten richten. Die kleine Mission heute hat an unser aller Nerven gezerrt, vor allem weil wir schon um kurz nach drei in der Nacht aufgebrochen sind und die Aktion eher kurzfristig war. Wir mussten uns ein paar unserer Waren, die vor einiger Zeit abhanden gekommen sind, wieder beschaffen. Man wollte uns mit Verträgen locken, die uns in unserer Macht und unserem Ansehen geschwächt hätten... Ein schwacher Plan, wenn man doch weiß, dass wir eine gute Personenstärke haben. ,,Für heute seid ihr frei.", rufe ich ihnen zu – dass sie in Notfällen noch erreichbar sein müssen, wissen sie aber. Ich selbst werde zumindest einmal gucken, wie Milo sich schlägt, bevor ich den restlichen Tag an meinem Pool verbringe. Es ist schon fast vier Uhr nachmittags, er sollte also so gut wie fertig sein, wenn er es nicht schon ist, und sein Zustand wird mir verraten, ob ich ihn gebrauchen kann. Schnell begrüße ich das Personal und husche die langen, hellen Flure entlang und suche das Gym auf. Nach all den Untersuchungen, den Kampf– und Schussübungen sowie der kurzen Überprüfungen der Schwimm– und Tauchfähigkeiten folgt eine Ausdauerüberprüfung auf den Laufband. Wir müssen ja auch seine Belastbarkeit überprüfen.

Kaum habe ich aber die gläserne Flügeltür aufgestoßen, kommt mir ein lautes Lachen entgegen. Das eines der Laufbänder läuft, höre ich trotzdem. Verwirrt runzel ich die Stirn. ,,Hey!", rufe ich laut. Wie soll dieser Typ noch so gut drauf sein, wenn die Stunden heute für so viele andere schon eine Höllenqual waren? Ich stampfe um die Ecke und kann meinen Augen kaum trauen. Milo lacht tatsächlich. Er amüsiert sich mit Nit, während er auf dem Laufband läuft. Er ist zwar vollkommen in Schweiß umhüllt und trägt nichts weiter als eine kurze Sporthose und Schuhe, aber er lächelt und ist wohl auf. Ich stemme seufzend meine Hände in die Hüfte und sehe mir das Schauspiel einen Moment an. Milo hat nicht auf mich reagiert, Nit und die beiden anderen Männer dagegen haben mich schon bemerkt. Langsam schlendere ich auf sie zu. ,,Hat er Pausen gemacht oder wie kann er noch so gut drauf sein, mh?" ,,Wir haben ihn nur die normale dreißig-Minuten Pause vor dem Schwimmen machen lassen." Wirklich beeindruckt sehe ich den Mann durch den Spiegel vor uns an und nicke leicht. Interessant. Wirklich interessant. Er verzieht nicht mal die Miene, dabei ist er auch schon – ich werfe einen Blick auf die Anzeige des Gerätes – eine halbe Stunde auf dem Band. ,,Beendet das hier langsam und schick mir die Daten.", ordne ich an, ,,Er soll duschen, sich was zu essen aussuchen und danach zu mir rüber kommen." – ,,Man kann auch direkt mit mir reden.", verdreht der sonnengebräunte die Augen und verlangsamt das Tempo des Bandes gleich. ,,Dann geh duschen, such dir was zu essen aus und komm zu mir rüber, klar?!" ,,Natürlich.", nickt er nun und beschließt damit meinen Abgang. Durch die anderen Spiegel erkenne ich aber, dass er, kaum habe ich ihm den Rücken zu gedreht und er das Laufband ausgestellt, zusammen bricht und auf allen vieren nach Wasser fragt. Verdammt er ist gut. Standhaft bis zur letzten Sekunde, lässt sich die Anstrengung nicht anmerken und dass er jetzt zusammenbricht ist kein Zeichen von Schwäche. Eher ist es bemerkenswert, dass er erst jetzt so weit ist – viele andere sind schon davor gescheitert. Die Ausdauer muss meist erst antrainiert werden.

Mit einem frisch zubereiteten Obstteller und nur in weißer Badehose mache ich mich fünfzehn Minuten später auf den Weg in meinen Garten mache und geradewegs mir den Armen und dem Kopf voran in den großen Pool. Das kalte Wasser umhüllt meine Körper mit einem mal und löst dennoch jegliche Spannung aus meinem Körper. Heute war bis jetzt schon sehr erfolgreich – die Mission und Milo. Ohne aufzutauchen schwimme ich die erste Bahn bis ans Ende des Pools. Meine Haare nach hinten streichend schnappe ich nach Luft und drehe mich wieder um. Ich seufze zufrieden auf. Ich mag es nicht, ständig im Wasser zu sein, aber hin und wieder genieße ich das Gefühl so eingeschlossen und schwerelos zu sein. Ich schließe meine Augen für einem Moment und lege meinen Kopf in den Nacken, während ich meine Arme seitlich an den Poolrand ablege. Die Sonne steht noch weit oben und strahlt eine angenehme Wärme auf mich. Mit einem erneuten tiefen Atemzug lasse ich mich nach unten gleiten. Ich tauche ab und bleibe einen Moment ganz still. Das leise Rauschen der Pumpe ist das einzige was ich in diesem tauben Zustand hören kann, bevor ich mich selbst in Bewegung setze und wieder an die andere Seite des Pools schwimme. Ich spüre, wie mein Körper langsam wieder Sauerstoff verlangt, doch rolle ich mich um die eigene Achse, stoße mich von der gefliesten Wand ab und schwimme wieder zurück an die andere Seite.

bruises and twisted guns ☾ ⋆*・゚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt