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ʙᴏᴏɴᴍᴇ ғʜᴀᴜᴍɴᴜᴀʏᴘᴏʟ, ᴍɪʟᴏ | Die Hinfahrt war schrecklich schweigsam und doch bin ich wirklich froh darüber, dass wir keine großen Worte miteinander gewechselt haben. Auch unser Aufzug gefällt mir gar nicht. Die Limousine ist viel zu groß für nur uns beide und die beeindruckten und missfallenden Blicke die uns zugeworfen werden, sind mir schrecklich unangenehm. Dafür bin ich umso dankbarer, als Leo, der zwei Schritte vor mir geht, zur Seite rückt und mir damit den Blick auf meine Schwester, begleitet von irgendeinem anderen Bodyguard, freigibt. Ihre Augen glänzen ebenso wie meine vor Glück und Freude als wir uns in die Arme schließen. Ich drücke sie so fest wie bei unserem Abschied, nur dass ich mich diesmal besonders doll freue.

,,Ich habe dich vermisst, Brüderchen.", flüstert sie und stellt sich so auf die Zehnspitzen, dass sie ihr Kinn auf meiner Schulter ablegen kann. ,,Ich dich auch– ich dich auch.", gestehe ich und muss zugleich erleichtert ausatmen. Wenig später löse ich mich ein wenig von ihr und umrahme ihr Gesicht – nur nicht zu fest, denn sie trägt Make up und das möchte ich nicht zerstören. ,,Hat dieser Typ dich gut behandelt?" ,,Ja! Und guck nur, was ich für ein schönes Kleid bekommen habe!", nickt sie begeistert, tritt noch einen Schritt zurück und dreht sich einmal ganz stolz. Sie hat recht. Das kurze, bordeux farbende Kleid – es reicht ungefähr bis zur Mitte ihre Oberschenkel – steht ihr ausgesprochen gut, pass farblich aber leider exakt zu dem Anzug meines Vorgesetzten. Es ist am Rock mit Glitzertüll unterlegt. ,,Du siehst wirklich wunderschön aus.", gebe ich ihr ein Kompliment und umgreife ihre Hand. Meine Güte, wir waren gerade mal ein paar Tage voneinander getrennt und trotzdem fühlt es sich wie ein Widersehen nach Jahren an. Es ist so ungewohnt, von ihr getrennt zu sein.

,,Ich stelle mich der jungen Dame wohl einmal vor.", mischt sich nun auch Leo ein. Er nennt seinen Namen und erwähnt noch im gleichen Satz, mit welcher Stellung er mir überlegen ist, ehe er andeutet, dass wir uns langsam ins Innere des Restaurants begeben und unseren Tisch aufsuchen wollen. Wir sitzen auf der Dachterrasse, umgeben von vielen Pflanzen, warmen Lichtern und langamer, taktvoller live-Musik. Es ist wirklich schön. Wunderschön sogar.
– Nur Leo stört und doch scheint Leah ihn aus irgendeinem Grund zu mögen.

,,Und mein Bruder hat sich auch wirklich schon gut eingelebt?", hat sie ihn, statt mich gefragt, möchte von ihm wissen, wie mein Alltag aussieht und in Zukunft aussehen wird und ob ich immer so schick gekleidet wäre. Auch wenn es mir nicht gefällt, wie viel sie zusammen lachen und wie sehr sie sich fast selbst wie Geschwister benehmen, bin ich erleichtert, dass sie keinen Verdacht schöpft und spüle meinen Frust mit eiskalter Cola herunter – Alkohol wurde mir ja verboten. Später folgt ein doppeltes Dessert. Mit irgendwas muss ich mich schließlich bei Laune halten.

Leider schlägt es dennoch viel zu schnell neun Uhr und damit kommt der ernuete Abschied.
,,Pass bitte weiter auf dich auf.", murmel ich der Kleineren zu, ,,Ich weiß, du kannst schon irgendwie für dich sorgen, aber–" ,,Beruhige dich, ja? Ich schreibe dir weiterhin zwischendurch." ,,Ist gut.", lasse ich mich abspeisen, kneife ihr dafür aber einmal fest in die Wange. ,,Das Kleid darft du übriges liebendgern behalten.", murmelt Leo von meiner Rechten, mit seinem Blick schon auf die wartenden Limousine fokussiert. ,,Wirklich? Woah, das müssen Sie nicht machen! Es ist wunderschön, aber betimmt ebenso teuer–" ,,Keine Sorge, es gehört ganz dir.", erklärt er mit einem charmanten Lächeln und beendet wenige Sekunden später alle weiteren Gespräche, sodass er mich zu unserem und der andere Typ Leah zu dem anderen Fahrzeug begleitet.

,,Sie ist nett.", lässt Leo mich seinen Eindruck wissen und sieht mich von der Seite an, ohne seinen Kopf großartig zu drehen. ,,Man merkt, dass ihr Geschwister seid." ,,Kann schon sein.", murmel ich. Was sollen diese belanglosen Worte? Als würde mich interessieren, was er denkt! ,,Für dich gilt übrigens das gleiche; behalt den Anzug. Er ist ganz dein.", redet er weiter. Haben ihn die zwei Gläser Wein etwa gesprächiger gemacht? Wie gesagt, war die Hinfahrt wirklich alles andere als wortgefüllt. Ich nicke. Muss ich mich auch dafür bedanken? Hah im Leben nicht! Stumm lehne ich mich an die Fensterscheibe und meide jeglichen Blickkontakt zu dem anderen und gehe ebenso seinen Gesprächen aus dem Weg. Auf seine ebensl belanglosen Themen reagiere ich kaum. Seiner Aufforderung: ,,Auf ein Wort.", muss ich aber nachkommen, als wir vor seiner Villa halten und dementsprechend in diese laufe. Ohne dass ich die Lackschuhe gegen die bequemen Hausschuhe tauschen muss, drängt er mich in den Salon und dort gleich weiter gegen den teuren Esstisch aus Mamor.

bruises and twisted guns ☾ ⋆*・゚Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt