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ᴛᴀɴᴀᴡᴀᴛ ᴄʜᴀɴɴᴀʀᴏɴɢ, ʟᴇᴏ | ,,Und?", fragend sehe ich zu Luca, der sich einmal die Wunde meines besten Freundes angesehen hat, welcher nun aber schon wieder vor sich hin döst. Nanuk auf dem Schoß, eine Hand auf seinem Kopf. ,,Leo, in so kurzer Zeit kann sich nicht viel tun." ,,Trotzdem!", stoße ich hervor und drücke den etwas Größeren seinen gewünschten Eiskaffee in die Hand. ,,So gut wie es aussehen kann, tut es.", nickt er leicht, ,,Die Fahrt wird er auf jeden Fall überstehen." Ich nicke erleichtert, deute dann auf die beiden Taschen, die ich in den Flur gestellt habe. ,,Ich fahre Som, Nanuk und Boo als erstes rüber." Luca nickt schnell. Die drei sind immerhin die Schwächsten Glieder. Später – wenn Mister Mongkut seine derzeitigen Besprechungen erledigt hat – würden Luca und seine Freundin von ihm in das gut drei Stunden entfernte Gelände gebracht werden. Es ist in mitten eines Waldes, ist sogar für eine weitere Krisensituation an einem Bunker angeschlossen. ,,Kannst du mir bescheid sagen, wenn ihr angekommen seid?" ,,Mache ich.", nicke ihm zu, werde dann tatsächlich von ihm in die Arme geschlossen. Alleine diese Geste ist schon sehr ungewöhnlich, doch dass er mich so fest an sich drückt, beweist mir, wie große Angst er hat. ,,Pass‘ ja gut auf meinen Sohn auf." ,,Das verspreche ich dir.", nicke ich leicht, habe im Hinterkopf, dass ich die lokalen Ranger noch mittels eines Anrufs dafür sensibel mache, mir bei verdächtigen Bewegungen eine Nachricht zu hinterlassen.
Ich habe das Gefühl, dass sich die Autofahrt unfassbar zieht. Zwischen mir und Som spürt man auch die Anspannung, während Boo entspannt ein Bilderbuch durchblättert und ein paar Erdbeeren vernascht, während Nanuk, der heute ausnahmsweise im Fußraum liegt, auch ganz entspannt scheint. ,,Geht es dir gut, Som?", frage ich leise und sehe zu meinem Beifahrer, der sich mit leicht verzogenem Gesicht die Seite hält. ,,Du weißt schon...", seufzt er leise, sodass er fast von der Musik übertönt wird, ,,Die Unebenheiten." Mit einer einfachen Geste, die seine ungemachten, leicht strähnigen Haare auf und ab wippen lässt, auf den schlecht sanierten Waldweg. Und laut der Karte wird es noch schlimmer. In gut zehn Minuten verlassen wir die Straße endgültig. ,,Seichter geht es leide nicht.", gebe ich den kläglichen Versuch einer Entschuldigung. ,,Weiß ich doch, mach dir keine Sorgen." – ,,Ich kann drauf pusten, wenn wir da sind.", ertönt es kichernd von hinten. Ein Blick in den Spiegel verrät mir, dass Boo sein Buch zur Seite gelegt hat und schon nach dem nächsten zu suchen scheint. ,,Das wäre sehr lieb. Ich glaube, das hilft mir.", schmunzelt Som, ,,Und weißt du, was mir auch helfen wird?" ,,Mhh... Schokolade?", murmelt der dunkelhaarige Junge leise, legt dann seinen Kopf schief. Ich konzentriere mich wieder auf die Straße. ,,Das macht Mama immer." ,,Kann ich mir gut vorstellen, aber ich glaube, mir würde es eher helfen, wenn du mir von deinem Buch erzählst.", entgegnet Som sogleich. Nur einen Moment später erzählt Boo von dem Balletttänzer in seinem Buch, der wohl wegen seinen Tutu von den anderen Tänzern ausgelacht, später aber wegen seiner – nach Boos Worten – grandiosen Auftritte gefeiert wird.
Ein paar Stunden bleibe ich bei ihnen, in dem geräumigen, aber nicht riesigen Haus, versuche, dass Boo sich wohl fühlt und richte für uns drei und Nanuk ein absehbares Essen an. Natürlich gibt es Erdbeeren für meinen kleinen Neffen, der sich mit einem zufriedenen Lächeln in meinem Schoß auf dem Sofa niedergelassen hat. Neben uns liegt Som, der dem anderen hin und wieder einzelne Erdbeeren klaut, was der Kleine aber akzeptiert. Im Fernseher läuft ein Cartoon. Vorsichtig streiche ich das dichte, schwarze Haar zur Seite, drücke ihm einen sanften Kuss auf die vollgestopfte Wange. ,,Onkel Leo muss gleich wieder fahren, aber Som kümmert sich gut um dich, bis deine Eltern kommen, ja?" ,,Aber ich helfe Onkel Som auch!", ruft er gleich. Natürlich weiß er von dessen Verletzung, dass sein Dad ihn operiert hat – was passiert ist, weiß er aber natürlich nicht. ,,Mh–hm, wir helfen uns gegenseitig.", nickt mein bester Freund, revidiert meinen leicht besorgten Blick mit einem sanften umso zuversichtlicherem Nicken. ,,Das ist gut.", nicke ich, sehe dann nochmal prüfend zu Nanuk, der etwas von uns entfernt auf einem Teppich hockt und geradewegs in die tiefen des Waldes, hat seinen Kopf auf der Giraffe niedergelassen. ,,Auf meinen Nanuk müsst ihr auch aufpassen, ja? Weißt du Boo, er ist noch jünger als du, also –" ,,Ich bin ein großer Bruder!", jubelt er laut, springt auf, stopft mir und Som eine Erdbeere in den Mund und rennt eine Runde um den Couchtisch. Ein stolzes Grinsen liegt auf seinen Lippen. Ungläubig schiele ich zu Som. Ich kenne meinen Neffen zwar seit seiner Geburt, aber ein solches Verhalten ist mir neu. Vielleicht sollte er noch ein Geschwisterchen bekommen... ,,So in der Art.", nicke ich ihm zu und fordere ihn mit einer Geste auf, wieder in meine Arme zu kommen. Dabei sehe ich kurz auf meine Armbanduhr. Langsam sollte ich wirklich gehen, mich von diesen ruhigen beinahe idyllischen Ort zurückziehen und sie in dem Schutz lassen, den sie verdienen. Ein weiteres Mal küsse ich die Wange meines Neffen, lehne mich dann zu Som rüber und schließe ihn einmal fest in meine Arme. Sie würden nur ein paar Stunden alleine sein. Heute Abend, spätestens in der Nacht, wären Luca und Claire hier.
Ich fühle mich so unfassbar unwohl, als ich tatsächlich im Auto sitze. Fast jede Kilometer, den ich hinter mich bringe macht es mir schwerer. Ich seufze, halte kurz inne und schüttel dann den Kopf. Woher sollte auch nur irgendjemand wissen, wo sie waren? Ich bin nicht blöd, habe den Wagen gefilzt bevor wir gefahren sind, das GPS ausgeschaltet und mit Soms Vater deutlich ausgemacht, nur wir beide würden von den Koordinaten wissen. Wenn Ihnen was passiert, würde ich es mir nicht verzeihen. Aber ich muss mir keine Sorgen machen, nicht? Sie sind sicher. Ich nicke mir selbst zu, als würde ich mich selbst beruhigen wollen, komme dann langsam aber sicher wieder in der Zivilisation an. Erst nur ein paar weniger Häuser, dann ein Dorf und später wieder die ganze Stadt.
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bruises and twisted guns ☾ ⋆*・゚
Teen FictionDie gequälten Schreie unterdrückend spanne ich meinen Kiefer an. Ein unangenehmer Schmerz hatte sich schon vor Minuten ausgebreitet und der brutale griff um meinen Haarschopf, welcher auf gleicher Weise eine Art Rettungsring für mich ist, könnte una...