Ich saß immer noch da. Auch zehn Minuten später, schaffte ich es nicht mich zu bewegen. Mein Blick starr auf die Scherben gerichtet und ich fragte mich, wie das so eskalieren konnte.
Er hat es verdient. Stieß meine innere Stimme plötzlich hervor und ich glaubte ihr. Natürlich hatte er es verdient, mehr als jeder andere. Oder?
Ich riss mich zusammen, ich durfte diese Zweifel nicht lauter werden lassen! Meine Beine trugen mich aus dem Zimmer. Die knirschenden Scherben unter meinen Schuhen, ließen mich erschaudern. Ich musste so schnell wie möglich von hier weg!
Schlussendlich fand ich mich auf dem Paddock wieder. Zum Glück tummelten sich noch keine Kamerateams und Paparazzi hier, was mir so einiges ersparte. Die einzigen Personen hier, waren Mitarbeiter der verschiedenen Teams und natürlich ein paar der Fahrer selbst. Darunter auch Pierre. Der Franzose kam mir fröhlich entgegen gehüpft, dabei baumelten die Arme seines Rennanzugs an der Seite hin und her. „Da hat aber jemand besonders gute Laune..." Brachte er mir leicht enttäuscht entgegen und ich grummelte nur unverständliches Zeug. In meinem Kopf, sollte es so viel wie „frag bitte einfach nicht" heißen, aber Pierre konnte dies unmöglich verstanden haben, denn er fragte natürlich nach.
„Hat es was mit Lewis zu tun? Der ist hier vor zwanzig Minuten durchgelaufen und hat jeden mit seinen Blicken aufgespießt... Ich hab mich schon gewundert, was mit dem falsch gelaufen ist." Er warf mir einen fragenden Blick zu, ich seufzte. „Das alltägliche eben..." Antwortete ich widerwillig, was der AlphaTauri Pilot mit einem Lachen quittierte. „Bestimmt wegen gestern, oder?" Ich zuckte kaum merklich mit den Schultern, was für ihn aber Antwort genug war. „Ach ja, so kennen wir unseren Lewis doch. Aber ich hab dich gewarnt..." Tadelte er mich gespielt streng, was mich sogar kurz zum Lächeln brachte. „Wie auch immer, lass dir von dem nicht die Laune verderben. Wir sehen uns nachher!" Damit verabschiedete sich der Franzose und hüpfte weiter den Paddock entlang. Kurz fragte ich mich, ob das zu seiner Vorbereitung fürs Rennen gehört, oder er das einfach nur so machte... Es sah auf jeden Fall sehr lustig aus.
Ich setzte meine Reise ebenfalls fort, jedoch ohne Ziel. Dass ich im Endeffekt in mitten auf der Boxengasse stand, war so nicht beabsichtigt. Im inneren der Garagen, tummelten sich immer mehr Leute. Mechaniker, Strategen und Fahrer, alle waren beisammen und besprachen das heutige Rennen.
Ich blieb augenblicklich stehen, als ich spürte, dass jemand hinter mir war. Ein Schauer überkam mich und mein Blick huschte aus der McLaren Box, direkt hinter mich. „Na, hast du dich wieder beruhigt?" Fragte Lewis und warf mir einen belustigten Blick zu. Ich hingegen fand das überhaupt nicht lustig und wollte einfach nur weg. Ich setzte mich in Gang, kam allerdings nicht weit, da er sich vor mich stellte. „Ja habe ich, aber das ändert sich ganz schnell wieder, wenn du mich jetzt nicht in Ruhe lässt!" Meine Drohung schien ihn nicht beeindruckt zu haben, er schmunzelte. Unsere Blicke waren ineinander verhakt, als würden wir darum spielen, er zuerst wegschaut. Da wir aber beide, nicht gerne verlieren, schaute keiner weg. „Hier ist leider keine Vase die du nach mir werfen kannst..." Brach er nach einigen Momenten unser schweigen, sein Grinsen wurde breiter.
Ich hasste ihn, so sehr.
Ich schloss meine Augen und atmete tief durch, ansonsten werfe ich das nächstbeste, was in die Nähe meiner Finger kommt, nach ihm. „Und vergiss nicht" er stoppte und kam meinem Gesicht noch näher „du wirst mich nicht so einfach los und außerdem, willst du doch bestimmt nicht, dass dein Vater von deinem kleinen Ausraster erfährt, oder?" Flüsterte er. Ich spürte seinen Atem an meinem Ohr streifen und seine Worte hallten in diesem nach. „Überleg dir also gut, mit wem du deine Spielchen spielst..."
Ich wollte wirklich nicht, dass mein Vater davon erfährt, so viel stand schonmal fest. Im Grunde genommen, hatte ich aber Nichtstun verlieren. Was sollte mein Vater schon tun? Mich rausschmeißen, weil ich eine Vase nach Lewis geworfen habe? Wohl eher weniger... Allerdings gibt es etwas, was Lewis bei dem ganzen nicht bedacht hat. Wenn er meint, mich erpressen zu können, ist er der jenige, der am kürzeren Hebel sitzt. Im Gegensatz zu mir, hat er nämlich wirklich etwas zu verlieren...
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Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FF
FanfictionWie soll etwas gut werden, wenn du das bittere Ende bereits kennst? ~ „Warum kann es nicht einfach funktionieren?!" Ihr Wimmern verging in der Dunkelheit. Als wäre es nie da gewesen. Stille war die Antwort. Nichtsbedeutende Worte? Natürlich bedeutet...