S I X

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Nach einiger Zeit, in der ich nicht mehr machte, als regungslos auf dem Boden zu sitzen, stand ich auf. Auf meinem Handydisplay reihten sich die Nachrichten. Die allermeisten waren von meinem Vater, der mich anflehte nachhause zu kommen. Ich wollte jetzt nicht mit ihm reden, weshalb ich mein Handy relativ schnell in meiner hinteren Hosentasche verschwinden ließ.

Entgegen der Dunkelheit und Stille, machte ich mich auf den Weg nachhause. Ich wusste, dass ich es muss. So unterkühlt und schwach wie ich war, würde ich wohl kaum die Nacht draußen verbringen können...

Mit etwas Schwindel hinter der Stirn, lief ich die Straße entlang, bis vor zu unserem Haus. Dort blieb ich jedoch kurz stehen und warf einen Blick in den Vorhof, das Auto meines Vaters war nicht da. Ob er los ist um mich zu suchen? Ohne mich weiter mit dieser Frage zu beschäftigen, lief ich durch das Tor, hoch bis zu unserer kleinen Veranda. An besagtem Ort fiel mir aber ein, dass ich überhaupt nicht rein konnte. In dem ganzen Stress vorhin, hatte ich nicht bedacht einen Schlüssel mitzunehmen. Zum Glück kannte ich meinen Vater aber gut genug, um zu wissen, wo sich ein Ersatz Schlüssel befindet...

Ich lief ein Stückchen um die Ecke des Hauses, wo sich eine weite Fläche aus Kunstrasen befand. Mit den Füßen trat ich darauf herum und versuchte die hohle Stelle zu finden, was mir zum Glück relativ schnell gelang. Mit großer Vorsicht nichts anderes kaputt zu machen, hob ich ein kleines Viereck des Rasens hoch. Darunter befand sich eine kleine Grube, wo -wie immer- ein Schlüssel lag.

Seufzend steckte ich meine Errungenschaft ins Schloss, legte den Schlüssel im vorbeigehen auf die Kommode im Eingang und ging im Anschluss direkt in mein Zimmer. Dort ließ ich mich direkt aufs Bett fallen und fiel keine Minute später, dem Schlaf zum Opfer.

Panisches rütteln weckte mich auf. Grummelnd drehte ich mich auf den Rücken. „Livia!" Schnitt eine Stimme in mein Unterbewusstsein und ich saß hellwach im Bett. „Was- Wo- Was ist?" Fragte ich und versuchte mich irgendwie zu orientieren. Durch meine verheulten Augen sah ich allerdings nicht besonders viel und blieb weiterhin verwirrt. „Livia, oh Gott sei Dank!" Seufzte mein Vater erleichtert und warf mir ein warmes Lächeln zu. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht!" Ich spürte seine Hand an meinem Rücken auf und ab gleiten. Sie war warum und erinnerte mich an früher. An die Nächte, in denen ich nicht schlafen konnte. Wenn mein Vater mich getröstet hat, weil ich schlecht geträumt habe.

„Papa, ich-" Fing ich an, doch meine Stimme brach. Dunkelheit funkelte durch mein Fenster und man hörte das Rauschen des Windes. „Ich hab dich überall gesucht..." Redete er weiter auf mich ein, während seine Hand, noch immer auf meiner Schulter lag. Als Reaktion darauf, lief mir eine einzelne Träne über die Wange, irgendwie tat es mir leid. Es tat mir leid, dass ich so eine schwierige Tochter bin und unsere beide Leben zerstöre. Nach und nach, Splitter für Splitter, fällt alles auseinander...

„Es ist doch gut, mein Schatz..." Versuchte er mich zu beruhigen, als meine Tränen immer mehr wurden. „Wir stehen das zusammen durch, okay?" Ich nickte und meine Lunge zog sich schwer zusammen. Wir stehen das zusammen durch. Worte die mein Herz erwärmten. Das von meinem Vater zu hören, tat mehr als nur gut, allerdings brachte es auch andere Gefühle mit sich. Angst und Furcht, Angst vor dem was kommen mag und Furcht davor, dass ich es nicht ändern kann. Ob es meinem Vater auch so ging?

Ich fiel dem älteren praktisch in die Arme und erkannte mich dabei selbst nicht wieder. Das letzte mal, dass ich so eine Nähe zu meinem Vater hatte, ist sicher Jahre her. Zwischen Streit, Hass und sich wieder vertragen, ist es selten vorgekommen, dass wir uns so nah waren...

„Ich will ja nur das beste für dich, verstehst du?" Hauchte er in meinen Haaransatz und ich nickte nur. Anschließend vergrub ich meinen Kopf noch etwas tiefer in dem Stoff seines Hoodies und so verweilten wir einen Augenblick. Das war ein Moment, in dem mir mindestens ein paar tausend Gedanken durch den Kopf schossen. Ich wusste einfach nicht, was ich über dieses Wochenende denken soll. Vielleicht wird es ganz lustig, aber mit dem Wissen, dass ich dort mindestens zwei Babysitter habe die ein Auge auf mich werfen, hat das definitiv einen bitteren Beigeschmack... Wie auch immer, ändern kann ich es nicht, bleibt also nur, abzuwarten wie es wird...

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt